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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0136

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Spätmittelalterlicher Ordo (>Aachener Ordo<)

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keineswegs einer Datierung ins 14. Jahrhundert entgegen stehen,"" trägt die heute in der
Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrte Handschrift Nr. 459 den Ver-
merk »MS. Ambras. 298«, was auch Knaus bekannt wa r.' " Sie stammt also aus der
Ambraser Sammlung, die zahlreiche Werke der Bibliothek Maximilians I. in Inns-
bruck enthält, darunter auch Ahz pergamene Nr ec/; in pergnmen gegnnden inn/m/iend
wie man ainen Römischen 7(nnig Ttrönen sniie non grossen donaf pieffernd^ Die Hand-
schrift muss also spätestens noch zu Lebzeiten Maximilians, nicht jedoch erst im
Vorfeld der Krönung Ferdinands I. geschrieben worden sein.' "' Dass Ferdinand I.
bereits vor seiner Weihe Zugang zu diesem Werk hatte,'"' muss als gewichtiges Ar-
gument für eine direkte Beziehung der vier späteren Zeremonienbücher und Wien,
Österreichische Nationalbibliothek, Nr. 459 gewertet werden. Für ein höheres Alter
dieser Handschrift spricht ferner, dass sie bei der Übergabe des Zepters noch das
scejNram et haca/am der älteren Pontifikalien aufweist,'"" was bei einer gleichzeitigen
Entstehung mit den übrigen vier Handschriften doch stark verwundern würde.
Man wird die Entstehung der Wiener Handschrift also durchaus ins 14. Jahrhun-
dert setzen dürfen und sie als mögliche Vorlage für die vier späteren und mit Knaus
wohl tatsächlich im Umfeld der Krönung Ferdinands I. anzusiedelnden Handschriften
ansehen können.'"^ Da die Darmstädter Handschrift (Hessische Landes- und Hoch-
schulbibliothek, Nr. 887) neben dem Krönungsordo auch den Ordo und Canon missae
enthält (f. 27r-39v), könnte es sich hierbei um das für den Kölner Erzbischof erstellte
Zeremonienbuch handeln.'"" Auch die Handschrift Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv,
Kurköln V Nr- 8a befand sich einst in kurkölnischem Besitz.'"^ Sollte sich der Nachweis
erbringen lassen, dass die anderen beiden, heute im Vatikan und in Paris aufbewahrten
Handschriften aus Mainz und Trier stammen, so wären die vier Zeremonienbücher an-
lässlich der Krönung von 1531 für die drei geistlichen Kurfürsten angefertigt worden.
Bis auf Weiteres handelt es sich hierbei jedoch nur um eine erste Hypothese, die weite-
rer Absicherung bedarf.'"^

137 So hingegen KNAus, Die Kölner Fraterherren, S. 350. Zur Ausweitung der Rubriken in anderen
europäischen Königreichen siehe unten, Kapitel 8.
138 KNAus, Die Kölner Fraterherren, S. 351.
139 GoTTLiEB, Büchersammlung Kaiser Maximilians I., S. 99, Nr. 159, im Inventar unter zur Gruppe
»Jura« eingeordnet. Zur Methodik der Zuschreibung vgl. S. 76-79. Vgl. auch STUMMVOLL (Hg.),
Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1, S. 40, mit Datierung ins 15. Jahrhun-
dert.
140 Denkbar wäre auch, dass sie zu den Werken gehörte, die Maximilian nach dem Tod seines Va-
ters aus dessen Büchersammlung übernahm (vgl. dazu allgemein GoTTLiEB, Büchersammlung
Kaiser Maximilians I., S. 29; STUMMVOLL [Hg.], Geschichte der Österreichischen Nationalbiblio-
thek, Bd. 1, S. 16).
141 Vgl. GoTTLiEB, Büchersammlung Kaiser Maximilians I., S. 72 und S. 80.
142 Siehe hierzu unten, Kapitel 4.4.3.
143 Allerdings enthält zum Beispiel auch der Ordo in einem Straßburger Pontifikale des 15. Jahr-
hunderts ganz ähnliche Verzierungen der Initialen (Cambrai, Bibliotheque municipale.
Ms. 224).
144 Vgl. BoESELAGER, Capella Clementina, S. 102f., auch für den Weg, den die Handschrift später ge-
nommen haben dürfte.
145 Notiz auf dem Einband. Sie gehörte Franciscus Burchard, gestorben 1584, im Laufe seines Le-
bens Kanzler von sieben Erzbischöfen (vgl. ebd., S. 102, Anm. 481).
146 Die Handschrift Paris, Bibliotheque nationale de France, Ms. lat. 985 befand sich einst im Besitz
des Kardinals Richelieu und damit bereits im 17. Jahrhundert nicht mehr an ihrem ursprüngli-
 
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