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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0285

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Heinrich VII. die beiden Herrscher kurz nach seiner Königserhebung in den Speyerer
Dom hatte überführen lassen. ^
Der Wahl des luxemburgischen Grafen waren mehrere Monate währende Ver-
handlungen vorausgegangen, in deren Verlauf eine Vielzahl von Kandidaten für den
Thron des römisch-deutschen Königs im Gespräch watV^ Bereits weniger als zwei Wo-
chen nach dem Tod Albrechts kam es in Nivelles zu einem Treffen mehrerer niederrhei-
nischer Fürsten, unter denen sich auch der spätere König befand. Die Teilnehmer ver-
pflichteten sich zu gegenseitiger Hilfe und kamen für den Fall, dass einer von ihnen
zum roi/s dANcnmync gewählt werden sollte, überein, dass dieser allen anderen ihre Le-
hen bestätigen würdet Nur wenig später sind erste Bemühungen des französischen
Königshofes fassbar, auf die anstehende Wahl Einfluss zu nehmen. ' ' Nach ersten allge-
mein gehaltenen Vorstößen wurde Anfang Juni mit dem französischen Königsbruder
Karl von Valois der Wunschkandidat auch namentlich genannt. Dessen Bewerbung

512 Vgl. jERicKE, Begraben und vergessen?, S. 26f.
513 Die Forschung hat sich bereits früh recht ausführlich mit der Wahl Heinrichs VII. und beson-
ders mit den Verhandlungen im Vorfeld beschäftigt. Die älteren Arbeiten von THOMAS, Zur Kö-
nigswahl des Grafen Heinrich von Luxemburg, und mehr noch von HEIDEMANN, Königswahl
Heinrichs von Luxemburg, sind bei WENCK, Clemens V. und Heinrich VII., S. 83-132 gewürdigt,
diskutiert und weitergeführt worden, woran wiederum ScHEPELMANN, Die deutsche Königs-
wahl von 1308, anknüpfen konnte. Die Biographie von SCHNEIDER, Kaiser Heinrich VII., S. 1-33
geht wie auch STENGEL, Avignon und Rhens, S. 1-35, CoGNAsso, Arrigo VII, S. 23-45 und PETIT,
Luxembourg et l'election imperiale de 1308, über diese früheren Arbeiten kaum hinaus. Einen
guten Überblick über die Forschung sowie eine konzise Darstellung der Vorgänge bieten MAR-
GUE/PAULY, Luxemburg vor und nach Worringen, S. 165-173, als neuere Arbeit außerdem noch
jÄscHKE, Europa und das römisch-deutsche Reich um 1300, S. 100-118. Zur Bedeutung des Gel-
des und der Wahlversprechen vgl. jetzt VoGTHERR, Die deutschen Königswahlen und das Geld,
S. 32-39. Mit der hervorragenden Neubearbeitung der Regesta Imperii (RI VI,4,1) vor wenigen
Jahren steht ferner für die Anfangszeit Heinrichs VII. nicht nur eine umfassende Material-
grundlage, sondern durch den ausgiebigen Kommentarteil gleichzeitig auch eine Zusammen-
fassung und Diskussion des aktuellen Forschungsstandes zur Verfügung. Die ebenfalls sehr
gute Zusammenstellung der Quellen im Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der alt-
luxemburgischen Territorien, Bd. 7 ist hierdurch noch einmal erweitert und aktualisiert wor-
den.
514 MGH Const. 4, Nr. 237 und Nr. 238, S. 203. Zur unterschiedlichen Bewertung der Bedeutung des
Treffens vgl. MARGUE/PAULY, Luxemburg vor und nach Worringen, S. 171, Anm. 387. Die un-
hinterfragte Annahme der früheren Forschung (SCHNEIDER, Kaiser Heinrich VII., S. 10), dass der
Tod Albrechts im etwa 550 Kilometer vom Tatort entfernten Nivelles bereits bekannt gewesen
sei, diskutiert JÄscHKE, Europa und das römisch-deutsche Reich um 1300, S. 102-104, der eben-
falls zu einer solch schnellen Verbreitung der Kunde neigt (vgl. hierzu auch HEIDEMANN, Kö-
nigswahl Heinrichs von Luxemburg, S. 43: der Tod Albrechts war in Speyer bereits am 8. und in
Wien am 9. Mai bekannt). Zu überlegen wäre, ob die Tatsache, dass die Fürsten am 11. Mai als
Gegner des Bündnisses noch nos sczgMCHrs, c'esf assapoz'r U rot/ dALwM/gne cf ie rot/ & Frazzcc aus-
schlossen und erst am darauffolgenden Tag Bestimmungen über eine eventuelle Königswahl
trafen, darauf hindeuten könnte, dass sie just zu diesem Zeitraum die Nachricht vom Tod Al-
brechts erreichte.
515 Die Quellen hierzu bei MGH Const. 4, Nr. 239-249. Siehe neben den oben, Anm. 513 genannten
Arbeiten noch RoscHEK, Französische Kandidaturen, S. 55-118 und HEIDEMANN, Heinrich VII.,
S. 21-24. Der französischen Thronbewerbung wurde in der älteren Forschung stets breiter
Raum eingeräumt. Nach SCHUBERT, Kurfürsten und Wahlkönigtum, S. 103f. geht dies allerdings
auf eine Fehleinschätzung der tatsächlichen Lage zurück, da eine französische Kandidatur
»längst nicht so bedrohlich, wie von der Forschung ausgemalt« gewesen sei.
 
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