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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0297

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282

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

lieh nachweisbar ist.'"' Auf den ersten Blick mag erstaunen, dass anders als bei früheren
Krönungen im unmittelbaren Anschluss an die Wahl keine Vereinbarungen hinsicht-
lich der Wahl- und Krönungskosten getroffen wurden, doch waren diese von den Wäh-
lern ja bereits im Vorfeld mit dem König direkt oder indirekt geregelt worden.^
Uber den Zeitraum zwischen Wahl und Krönung berichtet als einzige historiogra-
phische Quelle Ottokar von Steiermark. Dieser lässt jedoch, gleichsam als Nachbildung
der Wahl Rudolfs von Habsburg, fälschlich den Marschall von Pappenheim zu dem bei
der Wahl selbst nicht persönlich anwesenden Grafen nach Luxemburg reisen, um ihm
mit Brief und Siegel von seiner Erwählung zu unterrichten. Heinrich habe sich schließ-
lich für die Annahme der Wahl entschieden und den Fürsten mitteilen lassen, er woM cz
also a/hen, / er n&i? zoWma/ücn / smer w%e nad? / wolf nien lhnze Ad?, wie es dann auch
geschehen sei.'"' Hieraus ist der Schluss gezogen worden, dass sich Heinrich zwischen
Wahl und Krönung in seine Grafschaft begeben und dort das Weihnachtsfest gefeiert
habe, was sich auch wegen der beabsichtigten gemeinsamen Weihe mit seiner Frau
Margarete, die sich wohl noch in Luxemburg befand, anbot.^
Folgt man hingegen den Gesta Baldewini, dann wurde der König von den Kur-
fürsten nach Aachen geleitet, und Johannes Trithemius, der jedoch von der Trierer
Quelle abhängig sein dürfte, weiß zu präzisieren, dass Heinrich und die Kurfürsten im
Januar pcr/Ncnia Riten? nauigio zuerst nach Köln und dann weiter nach Aachen gezogen
seiend Einen etwas anderen Akzent setzt hingegen der Lütticher Notar Jean
d'Outremeuse, der seinen »Myreur des histors« gegen Ende des 14. Jahrhunderts ver-
fasste. So sei Heinrich mit einem großen Heer gen Aachen gezogen, wo ihm alle deut-
schen Fürsten bei der Belagerung geholfen hätten. Binnen 40 Tagen seien dann die Kur-
fürsten eingetroffen, die das Öffnen der Tore verlangten und Heinrich zur Krönung
einließen A" Der Zeitraum von 40 Tagen ist allerdings angesichts der Tatsache, dass sich
Heinrich noch am 30. November in Frankfurt aufhielt, mit Sicherheit zu lang bemessen,
und auch die Gründe für eine »Belagerung« (siege) der Krönungsstadt mögen nicht ganz
einleuchten. Denkbar wäre jedoch, dass Jean d'Outremeuse Heinrichs längeren Aufent-

575 Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3, Nr. 419: Am 22. Dezember ist er in Bonn nachweisbar.
576 Vgl. oben, Anm. 527.
577 Ottokars Österreichische Reimchronik, S. 1242f., Vers 95726-95847, Zitat Vers 95828-95832.
578 Vgl.RIVI,4,lNr.7.
579 Gesta Baldewini, 1. II, c. 2, S. 205: Baidewinas ei ah? sex principes coeieciores anno Dom?'???' midesimo
ireceniesimo ociapo dominum Henricum sepiimum Romanorum regem ad auream regni sedem At?uis-
grani per Caroium imperaiorem siiuaian?, addaxerMMf; Johannes Trithemius, Annales Hirsaugienses
ad a. 1309, Bd. 2, S. 117. Die Gesta Baldewini sprechen allerdings auch von der Beteiligung aller
sieben Kurfürsten, so dass hier eher der Idealfall als der tatsächliche Ablauf der (gesamten)
Reise dargestellt sein dürfte. Johannes Trithemius griff für seine Hirsauer Annalen unter ande-
rem gerade auch auf die zu den Gesta Treverorum gehörenden Gesta Baldewini zurück (vgl.
MÜLLER, Quellen, S. 5: »Was Tritheim bis zum Jahre 1440 über Trierer Angelegenheiten berichtet,
verdankt er dieser Quelle.«). Da er auch bei anderen Krönungsfahrten von einer gemeinsamen
Reise von Frankfurt nach Aachen spricht (vgl. Johannes Trithemius, Annales Hirsaugienses ad
a. 1298, Bd. 2, S. 72; ad a. 1486, Bd. 2, S. 523), kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob
seine präziseren Angaben auf eine gesonderte Überlieferung oder eher auf seine allgemeine
Vorstellung vom Ablauf der Krönungsfahrt zurückgehen.
580 Jean d'Outremeuse, Ly myreur des histors, 1. III, S. 112f.: Pardcoaui At/s-ic-Graiu Henris s'en adai a
grans ousi, car ious Ls prinedes dAdemangne 1? aidareni/oriemeni ei/ureni ai siege deieis iup; ei dedens
ies XL Jours m'nreni ies eieciears ei si/iseni oprir ies pories ei ie iassoni dedens, ei/ui coroneis.
 
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