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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0299

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284

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Quellen nicht hervor. Als Einzelheit über den Einzug wird lediglich genannt, dass die
Aachener Bürger dem König mehr als einer Meile vor der Stadt die Schlüssel übergaben
und ihn unter Gesang, also wohl in Form einer Prozession, empfingen.^ In der Stadt
selbst kam es dann zu der bereits 1292 belegten Spoliierung des königlichen Pferdes,
das wiederum der Herr von Alfter als kölnischer Marschall erhielt, diesmal wie es
scheint ohne vorherige gewaltsame Auseinandersetzung.^
Wie im Zusammenhang mit der Entstehung des Krönungsordo geschildert, hat
sich in der Forschung durch Übernahme älterer Vermutungen der Konsens ausgebildet,
dass der spätmittelalterliche Krönungsordo anlässlich der Krönung Heinrichs VII.
verfasst worden sei, wozu als - einziges - Argument die Übereinstimmung der
Epiphaniasliturgie mit dem Krönungstag Heinrichs angeführt werden kann A' Bei der
Behandlung der historiographischen Quellen geht es daher im Folgenden vor allem
auch um die Frage, inwiefern die dortigen Angaben die geäußerte Vermutung
unterstützen können oder in Frage stellen müssen.
Den Auftakt hierfür bildet Johann von Viktring, der berichtet, der neue König sei
zuxht nfnm acfenns oAc/xz/dz//?z, also nach dem bisher beachteten Ritus gekrönt worden
Wörtlich genommen spräche dies eher gegen eine Verwendung des spätmittelalter-
lichen Ordo, der ja gerade zahlreiche Änderungen vornahm. Wie bei den Wahlverhand-
lungen in Rhens ersichtlich, erweist sich Johann jedoch nicht gerade als Spezialist in der
Kenntnis des alten Herkommens,^ und auch der diesbezügliche Zusatz findet sich le-
diglich in einer späteren Überarbeitung des WerksA^
Wendet man sich der Gesamtstruktur des Rituals und dessen einzelnen Sequen-
zen zu, so liefern die Quellen nur wenige Anhaltspunkte. Zumindest die Feier der
Messe in Verbindung mit der Krönung wird anders als in früheren Fällen jedoch an ei-
ner Stelle explizit vermerkt: So schreibt der Fütticher Chronist Jean d'Outremeuse, si-
cher nicht ohne Stolz, dass >sein< Bischof Theobald an diesem Tag die Messe gesungen
habe, »wie es sein Recht war als Diözesanbischof« Hinsichtlich der übrigen Angaben

chronik, S. 1243, Vers 95843f.; Cornelius Zantfliet, Chronicon, S. 157; Peter von Zittau, Chronicon
Aulae regiae, c. 113, S. 188; Jean d'Outremeuse, Ly myreur des Iristors, 1. III, S. 113; Edmund de
Dynter, Chronica nobilissimorum ducum Lotharingiae et Brabantiae ac regum Francorum, 1. V,
c. 49, Bd. 2, S. 482; Clementis V Secunda Vita, S. 32; Clementis V Quarta Vita, S. 65; Clementis V
Quinta Vita, S. 83. Anders nur Johannes de Cermenate, Historia, S. 19 (a zzafzüz'faM Dom/In), Anna-
les Osterhovenses ad a. 1308, S. 555 (zu pzuxz'zzza post oozzlzzzzz pzzrzfz'cacz'ozzo) und Chronicon Leo-
diense usque ad a. 1402, S. 256 (zzz dzb ozzzzzz'zzzzz sazzcfoz*zzzzz). Ex Annalium Rotomagensium conti-
nuationibus, S. 505 hat den 6. Januar fälschlich als Tag der Wahl und nicht der Krönung.
587 Gesta Baldewini, 1. II, c. 2, S. 205: IM ozzzzz czdos A/?zzozzsos, cMMM/s cz'Mfafz's pizzs /?zzazzz per Mzzcazzz oM
Mazzz porfafz's M fradz'fz's, z'zz Rozzzazzorzzzzz zvgozzz MMaMzzzdz's rzoczhzzs rocoporzzzzf.
588 Der Bericht eines Augenzeugen sowie desjenigen, der das Pferd dem Marschall übergab, bei
Fahne (Hg.), Codex Diplomaticus Salmo-Reifferscheidanus, Nr. 424, S. 308 (§ 1 und 2) und bei
GtERSBERG, Erbmarschallamt, S. 319f. Dass Heinrich bis zur Krönungskirche ritt, wird hier nicht
mehr explizit erwähnt, stattdessen ist nur von da KopfW Lfozzrz'c/z zz^for /z/t/t cn/z/ n/t zzz Az'c/zozz be-
ziehungsweise daf der KopfW Lfozzrz'c/z zzz Az'c/zozz /?zzazzz die Rede.
589 Siehe oben, Kapitel 4.4.2.
590 Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. IV, Rec. B. D. A2, S. 33, nicht jedoch Rec. A,
S. 9.
591 Siehe oben, S. 274 mit Anm. 531-533.
592 Vgl. hingegen Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. IV, Rec. A, S. 9.
593 Jean d'Outremeuse, Ly myreur des histors, 1. III, S. 113: Et iz ooospzzo de Lz'oyo, Tt/Mzzzö c/zazzfaf dzd;
jozzr zzzosso, car c/zbsfozf sozz droz'f sz cozzz dpoc/zoszzz.
 
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