Ludwig von Bayern und Friedrich von Österreich (1314)
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In den folgenden Monaten kam es daher zu zahlreichen Verhandlungen zwischen
den Kurfürsten sowie mit den möglichen Kandidaten. Wie für die Vorgeschichte der
Wahl Heinrichs VII. hat sich die Forschung auch der darauffolgenden Wahl ausgiebig
gewidmet/'^ so dass im Folgenden vor allem die in den Vorverhandlungen getroffenen
Bestimmungen hinsichtlich der Wahl in Frankfurt und der Krönung in Aachen in den
Blick genommen werden sollen.
Während den erneuten Bestrebungen des französischen Hofs, die deutsche Krone
einem Angehörigen der französischen Königsfamilie zu sichern, nur geringe Bedeu-
tung beizumessen ist/'*^ waren es vor allem die bereits 1308 geknüpften Beziehungen
zwischen den einzelnen Kurfürsten, die nun wieder aktiviert und damit relevant wur-
den. Den Herzogen von Sachsen-Lauenburg scheint es dabei abermals weniger um die
Unterstützung eines bestimmten Kandidaten als vielmehr um die Wahrung ihres
Wahlrechts gegangen zu sein, weshalb sie bereits am 31. Oktober 1313 ihre Stimme
erneut an die Wahl des Markgrafen Waldemar von Brandenburg bandenDieser
wiederum vereinbarte am 18. November mit Erzbischof Heinrich von Köln ein gemein-
sames Vorgehen bei der anstehenden Wahl/'^' so dass sich Ende des Jahres bereits eine
Dreiergruppe gebildet hatte, der es aber noch an einem Kandidaten mangelte. Auf der
anderen Seite dürften die Luxemburger Johann von Böhmen und Balduin von Trier von
Anfang an eine Kandidatur des Kaisersohns Johann ins Auge gefasst haben. Auch Peter
von Mainz wird dieses Projekt unterstützt haben, ging er doch bereits im Oktober als
Vertreter Johanns nach Böhmen, damit dieser sich, wie er es formulierte, »den be-
schwerlichen Geschäften, die hoffentlich zu seiner und seinem Reiche Ehre und Vorteil
gedeihen sollten« widmen konnte.^
nung der Orte im Schreiben des Kölner Erzbischofs (vgl. Regesten der Erzbischöfe von Mainz,
Bd. 1,1, Nr. 1612; Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 4, Nr. 786).
638 MÜHLiNG, Geschichte der Doppelwahl des Jahres 1314; PRiESACK, Reichspolitik des Erzbischofs
Balduin von Trier, S. 7-27; ScHROHE, Kampf der Gegenkönige, S. 30-49; SALOMON, Die branden-
burgische Stimme bei der Doppelwahl 1314; LHOTSKY, Geschichte Österreichs, S. 223-226; um-
fassend LucAs, The Low Countries and the Disputed Imperial Election of 1314, und HoMANN,
Kurkolleg und Königtum im Thronstreit, S. 66-122; HuBER, Verhältnis Ludwigs des Bayern,
S. 10-27; THOMAS, Ludwig der Bayer, S. 43-58; SCHUBERT, Die deutsche Königswahl, S. 140-146;
nur mit Einschränkungen heranzuziehen ist die Darstellung bei HuNDT, Ludwig der Bayer,
S. 88-93. Im Hinblick auf die Vorverhandlungen erstaunt, dass trotz der gelegentlichen Erwäh-
nung der Wahl Heinrichs VII. (MÜHLiNG, Geschichte der Doppelwahl des Jahres 1314, S. 22-25
und 34; THOMAS, Ludwig der Bayer, S. 33-36) die Parallelen nicht in voller Deutlichkeit erkannt
wurden, obwohl es innerhalb des nur fünf Jahre währenden Zeitraums lediglich zu geringfügi-
gen Veränderungen auf der Akteuersebene des Kurfürstenkollegs gekommen war: Allein in
Böhmen herrschte nun Johann, der Sohn Heinrichs VII., der, anders als sein Vorgänger Heinrich
von Kärnten wenige Jahre zuvor, nun aktiv in das Wahlgeschehen eingriff.
639 Die einzige Quelle für die französischen Bemühungen stammt vom Jahresende 1313 (MGH
Const. 5, Nr. 12), doch blieben die französischen Bemühungen folgenlos (vgl. HoMANN, Kurkol-
leg und Königtum im Thronstreit, S. 74-76; RoscHEK, Französische Kandidaturen, S. 128-135).
640 MGH Const. 5, Nr. 9 und 10, S. 6f.: Wie Woldemer ... Feirennen ..Dai sie [die Herzoge Johann und
Erich von Sachsen, A.B.] scolen idesen ... fH dem irsien irore des Romescden imninges wor wie willen
nnd anders nigen. Kurz zuvor war Erich von seinem Bruder Johann beauftragt worden, bei der
anstehenden Wahl ihre gemeinsame Stimme zu führen (ebd., Nr. 8).
641 Ebd., Nr. 11.
642 Ebd., Nr. 7) S. 6: Cnn: propier t?Medan: ardna negoiia nnnc incnmFencia, t?ne speramns ad nosirnn: ei
ipsins regni nosiri Boemie ac omniHm/ideÜHn: nosirornm, donoren: ei commodHn: pnwenire ...
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In den folgenden Monaten kam es daher zu zahlreichen Verhandlungen zwischen
den Kurfürsten sowie mit den möglichen Kandidaten. Wie für die Vorgeschichte der
Wahl Heinrichs VII. hat sich die Forschung auch der darauffolgenden Wahl ausgiebig
gewidmet/'^ so dass im Folgenden vor allem die in den Vorverhandlungen getroffenen
Bestimmungen hinsichtlich der Wahl in Frankfurt und der Krönung in Aachen in den
Blick genommen werden sollen.
Während den erneuten Bestrebungen des französischen Hofs, die deutsche Krone
einem Angehörigen der französischen Königsfamilie zu sichern, nur geringe Bedeu-
tung beizumessen ist/'*^ waren es vor allem die bereits 1308 geknüpften Beziehungen
zwischen den einzelnen Kurfürsten, die nun wieder aktiviert und damit relevant wur-
den. Den Herzogen von Sachsen-Lauenburg scheint es dabei abermals weniger um die
Unterstützung eines bestimmten Kandidaten als vielmehr um die Wahrung ihres
Wahlrechts gegangen zu sein, weshalb sie bereits am 31. Oktober 1313 ihre Stimme
erneut an die Wahl des Markgrafen Waldemar von Brandenburg bandenDieser
wiederum vereinbarte am 18. November mit Erzbischof Heinrich von Köln ein gemein-
sames Vorgehen bei der anstehenden Wahl/'^' so dass sich Ende des Jahres bereits eine
Dreiergruppe gebildet hatte, der es aber noch an einem Kandidaten mangelte. Auf der
anderen Seite dürften die Luxemburger Johann von Böhmen und Balduin von Trier von
Anfang an eine Kandidatur des Kaisersohns Johann ins Auge gefasst haben. Auch Peter
von Mainz wird dieses Projekt unterstützt haben, ging er doch bereits im Oktober als
Vertreter Johanns nach Böhmen, damit dieser sich, wie er es formulierte, »den be-
schwerlichen Geschäften, die hoffentlich zu seiner und seinem Reiche Ehre und Vorteil
gedeihen sollten« widmen konnte.^
nung der Orte im Schreiben des Kölner Erzbischofs (vgl. Regesten der Erzbischöfe von Mainz,
Bd. 1,1, Nr. 1612; Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 4, Nr. 786).
638 MÜHLiNG, Geschichte der Doppelwahl des Jahres 1314; PRiESACK, Reichspolitik des Erzbischofs
Balduin von Trier, S. 7-27; ScHROHE, Kampf der Gegenkönige, S. 30-49; SALOMON, Die branden-
burgische Stimme bei der Doppelwahl 1314; LHOTSKY, Geschichte Österreichs, S. 223-226; um-
fassend LucAs, The Low Countries and the Disputed Imperial Election of 1314, und HoMANN,
Kurkolleg und Königtum im Thronstreit, S. 66-122; HuBER, Verhältnis Ludwigs des Bayern,
S. 10-27; THOMAS, Ludwig der Bayer, S. 43-58; SCHUBERT, Die deutsche Königswahl, S. 140-146;
nur mit Einschränkungen heranzuziehen ist die Darstellung bei HuNDT, Ludwig der Bayer,
S. 88-93. Im Hinblick auf die Vorverhandlungen erstaunt, dass trotz der gelegentlichen Erwäh-
nung der Wahl Heinrichs VII. (MÜHLiNG, Geschichte der Doppelwahl des Jahres 1314, S. 22-25
und 34; THOMAS, Ludwig der Bayer, S. 33-36) die Parallelen nicht in voller Deutlichkeit erkannt
wurden, obwohl es innerhalb des nur fünf Jahre währenden Zeitraums lediglich zu geringfügi-
gen Veränderungen auf der Akteuersebene des Kurfürstenkollegs gekommen war: Allein in
Böhmen herrschte nun Johann, der Sohn Heinrichs VII., der, anders als sein Vorgänger Heinrich
von Kärnten wenige Jahre zuvor, nun aktiv in das Wahlgeschehen eingriff.
639 Die einzige Quelle für die französischen Bemühungen stammt vom Jahresende 1313 (MGH
Const. 5, Nr. 12), doch blieben die französischen Bemühungen folgenlos (vgl. HoMANN, Kurkol-
leg und Königtum im Thronstreit, S. 74-76; RoscHEK, Französische Kandidaturen, S. 128-135).
640 MGH Const. 5, Nr. 9 und 10, S. 6f.: Wie Woldemer ... Feirennen ..Dai sie [die Herzoge Johann und
Erich von Sachsen, A.B.] scolen idesen ... fH dem irsien irore des Romescden imninges wor wie willen
nnd anders nigen. Kurz zuvor war Erich von seinem Bruder Johann beauftragt worden, bei der
anstehenden Wahl ihre gemeinsame Stimme zu führen (ebd., Nr. 8).
641 Ebd., Nr. 11.
642 Ebd., Nr. 7) S. 6: Cnn: propier t?Medan: ardna negoiia nnnc incnmFencia, t?ne speramns ad nosirnn: ei
ipsins regni nosiri Boemie ac omniHm/ideÜHn: nosirornm, donoren: ei commodHn: pnwenire ...