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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0320

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Ludwig von Bayern und Friedrich von Österreich (1314)

305

Die dortigen Vorgänge und Abläufe sind durch Urkunden und Notariatsinstru-
mente der Kurfürsten gut rekonstruierbar, so dass die folgende Darstellung vor allem
diesen Zeugnissen folgt, ergänzt um die Nachrichten historiographischer Quellen und
Briefe/'^ Hatte einer der beiden Thronanwärter, Friedrich von Habsburg, einen Monat
vor der Wahl noch gehofft, dass die seinem Königtum ablehnend gegenüber stehenden
Kurfürsten von seinen Anhängern, »wenn sie zugleich versammelt sind« auf seine Seite
gezogen werden könnten/'^' so wurde sehr bald deutlich, dass es zu einer solchen Verei-
nigung der Wähler gar nicht kommen würde. Die Lager der beiden nach Frankfurt ge-
kommen Kandidaten waren nämlich durch den Main getrennt; während Friedrich auf
dem linken Mainufer in Sachsenhausen lagerte, hatte Ludwig auf dem rechten Main-
ufer vor der Stadt Stellung bezogen/' '' Dass beide Seiten mit einem großen bewaffneten
Anhang zur Wahl gekommen waren, geht dabei nicht nur aus den oben geschilderten
Verhandlungen und Vorbereitungen im Vorfeld der Wahl hervor, sondern wird auch
von mehreren Chronisten erwähnt: Zwar sind gesicherte Aussagen über die Größe der
beiden Heere nur schwer möglich, doch dürfte Ludwig hier seinem Widersacher über-
legen gewesen sein/'^ Auch auf der organisatorischen Ebene befand er sich offenbar im
Vorteil, da er die Versorgung seiner Truppen besser gewährleisten konnte/'^'
Unter diesen Vorzeichen entschied man sich im Lager Ludwigs, einen letzten Ver-
such zur Verhinderung einer Doppelwahl zu unternehmen. Wie in einem Notariatsins-
trument eigens festgehalten wurde, beschlossen die am angesetzten Tag, dem 19. Okto-

695 MENZEL, Quellen zu Ludwig dem Bayern, bietet einen guten allgemeinen Überblick über die di-
plomatischen und historiographischen Quellen zur Zeit Ludwigs von Bayern. Seiner Forde-
rung, anders als bisherige Arbeiten eine »echte Zusammenschau des urkundlichen und chroni-
kalischen Materials« zu unternehmen (S. 81f.), soll hier für den Ablauf von Wahl und Krönung
nachzukommen versucht werden. Speziell zu den bayerischen Geschichtswerken siehe auch
WtCHERT, Beiträge.
696 Siehe oben, Anm. 674.
697 Matthias von Neuenburg, Chronik, c. 38, S. 97; Gesta Baldewini, 1. III, c. 1, S. 234; vgl. auch Jo-
hann von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. V, Rec. A, S. 65; Rec. B. D. A2, S. 104. PRiETZEL,
Das Heilige Römische Reich, S. 51 vertauscht die Standorte der beiden Lager.
698 Nach Peter von Zittau, Chronicon Aulae regiae, c. 125, S. 226 verfügten Ludwigs Anhänger über
8000 Bewaffnete. Der unbekannte Fürstenfelder Mönch berichtet ebenfalls von Tausenden von
Rittern (Chronica de gestis principum, S. 80: zzzz'da cpuduzzz, zzf adzzzf, credz'fMr daDdssc), während
nach den Gesta Baldewini, 1. II, c. 1, S. 233 Johann von Böhmen allein mit 1000 Bewaffneten er-
schienen war. Zum Zug nach Aachen heißt es dort ferner, dass Ludwig über 4000 Bewaffnete
auf seine Kosten mit sich geführt habe (ebd., S. 234), so dass die von den Chronisten genannten
Zahlen, obgleich vielleicht etwas übertrieben, sehr wohl die ungefähre Größenordnung des
Heeres widerspiegeln dürften. Vgl. allgemein Sächsische Weltchronik. Erste Bairische Fortset-
zung, c. 27) S. 335: Diesen wa/ gcsc/zac/z ze Franc/zen/Hrfe, do worzz dz's /zerren ade nzd grozzen: gewad
sowie zu Ludwigs Lager: Der c/zzznz'c/z Lndwez'c/z de/zz'ed den /zof ac/zf tag nzd gewad nnd nzd grozzen
eren. Die Chronica de gestis principum, S. 79 berichtet, beide Kandidaten seien »wetteifernd mit
großer Begleitung« nach Frankfurt gekommen. Johann von Viktring, Liber certarum histori-
arum, 1. V, Rec. B. D. A2, S. 105 betont hingegen die geringe Größe von Friedrichs Heer (scczzn:
pazzeos pre cHcrz's szhz'/amzlz'arcs) und auch Heinrich Taube von Selbach, Chronik, S. 30 vermerkt
nur zu Ludwig, dass dieser czzm magna pofencz'a armaforzzm zur Wahl gekommen sei. Zum An-
hang Ludwigs vgl. auch die Zeugenliste bei MGH Const. 5, Nr. 96, S. 94.
699 Nach Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. V, Rec. A, S. 65; Rec. B. D. A2, S. 104
konnte Ludwig sich in Frankfurt mit Lebensmitteln versorgen, während die Versorgungs-
schiffe Friedrichs durch den Erzbischof von Mainz abgefangen wurden (Matthias von Neuen-
burg, Chronik, c. 38, S. 97). Zum bald darauf ausbrechenden Hunger in Friedrichs Heer siehe
unten, Anm. 744.
 
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