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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0435

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

am Sonntag nach dem kommenden Johannestag, dem 29. Juni, krönen lassen und for-
derte die Adressaten auf, sich danach zu richten A"'
Stattdessen blieben Karl, Wenzel und die Kurfürsten jedoch bis Ende Juni in
Frankfurt, bevor sie sich auf den Weg zur Krönung begaben.'^ Gemeinsam zog man
mit anderen/ersten rnd deren mit ^rorsser docstd'eddcd den Rhein hinab bis nach Bonn, um
dann auf dem Landweg über Brühl weiter nach Aachen zu reisen, da die Kölner Bürger,
die im Streit mit ihrem Erzbischof lagen, den Rhein blockiert hatten.'^' Am 4. oder
5. Juli erfolgte der Einzug in die Stadt, am Sonntag, der Oktave des Petrus- und Paulus-
tages, dem 6. Juli 1376, die Krönung. Für sie sollen im Folgenden nach der Betrachtung
der in den Reichstagsakten abgedruckten Schriftstücke, auf deren Verweis sich die For-
schung in der Regel beschränkt/^ auch die zumeist vernachlässigten Nachrichten in
zahlreichen Chroniken herangezogen werden/^

1354 KRAus, Unbekannte Quellen, Nr. 2, S. 197. Schon vor der Königswahl hatte Karl den 24. Juni statt
den mit den päpstlichen Gesandten vereinbarten 9. Juli als Krönungstag anvisiert (RTA 1,
Nr. 44, S. 71, Z. 17f.: M/dm MecFsfm saut JoFans tag zu AcFm crcmm zu RomscFem FMmge mit gots
FH/c). Zu den von der Stadt Aachen im Vorfeld der Krönung zum Kaiser entsandten Boten siehe
LAURENT, Aachener Stadtrechnungen, S. 37f.
1355 Siehe RI VIII Nr. 5635 und 5636 für Karls letzten Nachweis in Frankfurt am 30. Juni. Über die
Gründe für die späte Abreise kann nur spekuliert werden. Man könnte an die andauernden
Verhandlungen mit den Gesandten des Papstes denken, doch hatten Audibert und Johann die
Stadt bereits am 14. Juni verlassen, und auch die Eidesleistung Wenzels war schon am 16. Juni
erfolgt (vgl. RTA 1, Nr. 82, Anm. 2). Möglicherweise bedingten die Verhandlungen mit Otto von
Wittelsbach, der nachträglich seine brandenburgische Kurstimme für Wenzel abgab, den späte-
ren Aufbruch (vgl. ebd., Nr. 48 und 51 sowie RI VIII Nr. 5614, 5624 und 5626), oder auch die zeit-
weilige Abwesenheit des Pfalzgrafen (Urkundenbuch der Stadt Straßburg, Bd. 5, Nr. 1249, S. 910:
do sprach der Fez'ser, wir sodmf Förden nutze an den snnnenfag oor sanf JoFans tag [22. Juni, A.B.], so
Feme Ferfzoge RnppreFf uon Feigem). Am 25. Juni befanden sich bei der Huldigung Friedbergs
noch alle sieben Kurfürsten im Gefolge des Königs, drei Tage später hingegen urkundete Kuno
von Trier bereits in Ehrenbreitstein bei Koblenz (Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 8,
Nr. 1453 und 1456). Während Wenzel die Reichsstadt Friedberg also persönlich aufsuchte (vgl.
auch RTA 1, Nr. 59, S. 87 Z. 10-13), kam es vor der Krönung zu keinem Besuch im Eisass: Am
28. Juni teilte Karl mehreren Städten mit, dass der ogma?d Muser sun zu oucF seiFer zu dz'som mak
nz'Ff Fomen mag und entsandte stattdessen den kaiserlichen Unterlandvogt, um die Huldigung
entgegen zu nehmen (ebd., Nr. 52, Zitat S. 80, Z. lf.). Am 21. Juni war der von Karl eine Woche
zuvor anvisierte Krönungstermin offenbar bereits wieder verworfen worden, wusste ein Straß-
burger Gesandter doch zu berichten: das die mor io/ouf, das er aFU tage uacF sauf JoFans tage [1. Juli,
A.B.] u/wd FrocFou uud zu sfuuf gau OucFFo wd uud sz'uou suu do Frouuou wd (Urkundenbuch der
Stadt Straßburg, Bd. 5, Nr. 1249, S. 910).
1356 Die Cronica van der hilliger stat van Coellen 1499, Bd. 3, S. 719, die auch die Anwesenheit der
Königin und Kaiserin erwähnt; ähnlich Nicolaus Schaten, Annales Paderbornenses, S. 280. Zur
Blockierung des Rheins siehe außerdem die Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts,
Rec. A, S. 26, Rec. B, S. 41. Der Erzbischof von Köln ist am 1. und 2. Juli in Brühl nachweisbar
(Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 8, Nr. 1460 und 1461).
1357 Dies geschieht zumeist indirekt über den Verweis auf den entsprechenden Eintrag in den Rege-
sta Imperri (RI VIII, Nr. 5636; z. B. SpEvÄCEK, Karl IV., S. 175, Anm. 425) oder den Regesten der
Erzbischöfe von Köln (Bd. 8, Nr. 1464; z. B. KLARE, Wahl Wenzels, S. 265, Anm. 249).
1358 Diese gehen zwar in der Regel nicht über eine kurze Erwähnung der Krönung hinaus, doch ist
das Diktum des Herausgebers der Reichstagsakten, das dieser programmatisch an den Anfang
der Behandlung des Aachener Krönungstages stellte (»Ein gleichzeitiger amtlicher oder nicht
amtlicher Krönungsbericht fehlt.«), zumindest einzuschränken (RTA 1, S. 153). Zur Krönung
Wenzels siehe auch den älteren Aufsatz von DRESEMANN, Krönung König Wenzels, der sich bei
seiner Schilderung vor allem auf die Aachener Stadtrechnungen stützt.
 
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