ner wird Obmann,“ rief der Konzipiſt
Binder.
„No, und der edle Gründer Doktor
Valentin?“ fragte Gluckhenn.
„Wird Obmann des Vergnügungsaus-
ſchuſſes.“
„No ja,“ nickte Gluckhenn und neigte ſich
Lorenz zu, „Rolle ſpielen — das iſt immer
die Hauptſache.“
Der Apotheker hüſtelte. „Kaſtengeiſt
hem — hem .. bis jetzt hat's das nicht
gegeben, hem — hem...“
„Aber wieſo denn,“ ereiferte ſich drüben
einer. „Kaſtengeiſt, fällt uns gar nicht ein!“
„Ich weiß nicht, mir ſcheint auch, wie
wenn da eine Spaltung in die Geſellſchaft
unſerer Stadt käme.“ Der Stadtrat wiegte
mißbilligend den Kopf.
Da öffnete ſich die Tür. „Die Ehre,
Herr Bürgermeiſter,“ ſchrien die Kellner.
An allen Tiſchen begann ein geräuſchvolles
Rücken mit den Stühlen. Ein paar Herren
ſtanden auf, Hotelier Zapp kam eiligſt aus
der Küche herein, riß die ſchwarzſeidene
Hauskappe vom Kopf und ſchob den Ober-
kellner zur Seite, um dem Bürgermeiſter
ſelbſt aus dem Mantel zu helfen. Der
Piccolo mit dem friſchgefüllten Stamm-
krügel war auch ſchon zur Stelle.
Bürgermeiſter Doktor Fritſch hatte noch
eine Weile zu tun, alle die reſpektvollen
oder freundſchaftlichen Grüße und Hände-
drücke zu erwidern. Endlich ſaß ein jeder
wieder auf ſeinem Platz. Aber die Unter-
haltung ſchien einſtweilen abgebrochen.
„Mir ſcheint, die Herren haben gerade
auf mich geſchimpft,“ begann der Advokat,
der als freigewähltes Oberhaupt die Stadt
regierte. „Es iſt ſo verdächtig ſtill da!“
Er ſchmunzelte.
„Aber, aber, Herr Bürgermeiſter,“ wehrte
der Stadtrat ab. „Wir haben nur grad
Herren gründen wollen.“
„Hab' ſchon gehört davon. Sehr 1
Idee. Proſit, meine Herren!“ Der Bürger-
meiſter trank den Beamten drüben zu.
„Proſit! Proſit, Herr Bürgermeiſter.“
Der Stadtrat ſchwieg verlegen. Aber
der Apotheker fing an: „Hem — hem
Wenn Herr Bürgermeiſter glauben .. hem
— hem ... weiß nicht.
„Was denn?“
Kann
r
„Kaſtengeiſt . .. hem — hem
mir nicht helfen ... Kaſtengeiſt.
ſchob ſein Bierglas weg.
Nun glaubte der Stadtrat ſeinen Ein-
wand auch wiederholen zu müſſen: „Ja ich
war auch der Meinung, daß das eine Spal-
tung der bisherigen einträchtigen Geſell-
ſchaftsverhältniſſe zur Folge haben könnte.“
„Ach, ſo meinen das die Herren! Tja
daran hab' ich allerdings nicht ge-
dacht . . .“ Der Bürgermeiſter zog die
Brauen zuſammen und ſchaute durch die
Brillengläſer ſcharf zum Nachbartiſch hin-
über, als wollte er aus den Mienen der
Herren drüben verſteckte eich en erkund-
ſchaften.
„Das liegt uns Aegi ganz fern,“
beeilte ſich einer der Beamten zu verſichern.
„Wir wollen einfach das Unſrige beitragen
zur allgemeinen Geſelligkeit.“
„Ja, ſo hab' ich's auch aufgefaßt,“
ſagte der Bürgermeiſter und ſtrich mit dem
Taſchentuch die Flocken des Bierſchaums
aus dem Bart.
„Hem — hem . . . damit fängt's an
und eines Tages ſind Sie mitten drin in der
Stadtpolitik... hem — hem... Aber man
kann ja abwarten.“
„Aber, meine Herren,“ Doktor Valentin,
der inzwiſchen auch gekommen war und
drüben Platz genommen hatte, widerſprach
erregt, „ich kann verſichern, daß wir wirk-
lich nur die beſten Abſichten haben. Ich
will Ihnen gleich unſer Programm ent-
wickeln ...“ Und ſchon hatte er einen
Bogen Papier entfaltet.
„Um Gottes willen,“ ſeufzte Gluckhenn.
„Alſo wir fangen an, am 1. Oktober ſchon,
mit einer großen Theateraufführung.“
„Das wird Ihne ſchwer fallen.“ Kauf-
mann Pohl ſchaute von ſeiner Zeitung auf.
„Am 1. Oktober hab'n m’r ſchon das ordent-
liche Theater da!“
„Jawohl,“ beſtätigte der Bürgermeiſter,
„am 1. Oktober eröffnet die Geſellſchaft
Wilhelmy ihr Gaſtſpiel.“
„So?“
Es entſtand ein allgemeines Stimmen-
gewirre. „Davon hat man ja noch gar nichts
erfahren!“ —
„Steht doch ſchon im Blatt.“
„Das hat natürlich der Herr Pohl wie-
der für den ganzen Abend mit Beſchlag be-
legt,“ eiferte der Oberleutnant. .