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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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hier. Gleichwie Thoma ſieht auch
Taſchner den bayriſchen Bauern
ohne eine Spur jener uns längſt
verdrießlich gewordenen Idealiſie-
rung, die einen kräftigen Volks-
ſchlag
mit den
ober-
fläch-
lich mu-
ſtern-
den
Augen
des Ferienrei-
ſenden zu be-
trachten liebte.
Er weiß, daß
dieſe bunte klei-
ne Welt nicht
nur eine Heim-
ſtätte behäbiger
Gemütlichkeit
und harmloſen
Frohſinns iſt,
ſondern daß da-
neben auch
Stumpfſinn
und Bosheit
hauſen. Aber
als echter Hu-


moriſt zürnt er deswegen
nicht. Er nimmt dies
bucklete Erdenleben ſo,
wie es höhere Weisheit
eben eingerichtet hat. Wo
dem Satiriker die Galle
überläuft, da wundert ſich
der Humoriſt über ſo ſelt-
ſame Koſtgänger Gottes
und konterfeit ſie ſäuber-
lich mit all ihren Un-
arten, die ihm eigentlich
nur Schnurren ſind.
Taſchner war Franke
von Geburt, aber früh
hatte er in München ſeine
Heimat gefunden, und
ſie blieb es, ob er gleich


ſpielplatzes einer Berliner Gemeindeſchule

verhältnismäßig jung zwei Jahre (1903
bis 1905) in Breslau an der Kunſtgewerbe-
ſchule wirkte und dann nach Berlin über-
ſiedelte, wo er Meſſelſche und namentlich
Hoffmannſche Bauten mit ſeinen Plaſtiken
ſchmückte. Auch künſtleriſch wurzelte er im
Bayernlande. Das tritt beſonders in ſeinen
Brunnenſchöpfungen hervor. Wohl ver:
raten ſeine hier mit Vorliebe verwandten
Putten den Einfluß der italieniſchen Re-
naiſſance, etwa der Robbia; viel unmittel-
barer aber ſind die Beziehungen zu der
bayriſchen Barockplaſtik. Sie hatte gleich
der Architektur verſtanden, die fremden
Formen landſchaftlich umzugeſtalten. Sie
hatte der bäuerlichen Volkskunſt den Zutritt
zu Paläſten und Kirchen nicht verwehrt. Sie
 
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