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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 121 - Nr. 130 (26. Mai - 7. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0124
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französische Anklagevertreter auf Weisung der Pariser Regierung
die Todesstrafe gesordert. Frankreich stade keine»» Einfluß auf das
Urteil ausübe» Wunen. Der Friede,chvertrag schließe die Ertedl-
gung derartiger Fälle durch ein französisches Kriegsgericht aus.
Die französische Regierung beschleunige »»ach Möglichkeit die Ab-
berufung der Besntzrmgstruppen aus Oberschlesten. Die srmrzöst-
schen Truppen würden höchstens »roch einige Wochen in Overschlesien
bleiben.
Der Rechtsrepublitaner Molliniö führte aus,
England mißbrauche die allgemeine Verwirrung, mn die Vor-
herrschaft in der Welt arr sich zu bringen. Der katholische
Demokrat Marc Sanguier wirft Poincare vor, stets mit
starken Worten zu arbeiten, obgleich er in der Praxis immer zu
Zugeständnissen bereit sei. Die Rede»» Pvincares und Briands
Hütten irr der Welt der» Glauben an Frankreichs Militarismus be-
stärkt. Marc Sanguier erklärt dann, Frankreich müsse darauf
bestehe»», daß es die ihn» geschuldeten Wiedergutmachungen erhalte,
aber die Reden nützten nichts. Man müsse einen Weg der prak-
tische,! Erfüllnng suchen. Der Redner gibt der Ansicht Ausdruck,
daß die Mehrheit der Deutschen nicht an eine militärische Revanche
denke, er befürchte aber, Poincare habe die van gutem Willen er-
füllten Leute in Deutschland nicht ermutigt.
Der Anfang der Verschiebung der französischen Kammermehrheit.
Paris, 26. Mai. I» Frankreich hat sich gestern in aller Eike
ein tnnerpolitisches Ereignis abgespielt, das für die Bestimmung
der künftigen französische»» Politik von größter Bedeutung ist. Der
Abg. Herriot, der Bührer der Radikalen, hat vor dem Vollzugs-
ausschuß seiner Partei ein Manifest verlesen, aus dem hervorgeht,
daß das Kartell sämtlicher Linksparteien perfekt ge-
worden ist. Die Bedeutung liegt nicht darin, daß damit die Oppo-
fitionsminderheit aus 20» Mitglieder anwächst, sondern daß dieser
Zusammenschluß früher oder später der Anziehungspunkt gewisser
Teile des neutralen Blocks sein wird. Mit dein gestrigen Tage
hat die Verschiebung der Kammcrachse begonnen.
Lloyd Georges Genua-Rede.
London, den 25. Mai.
Heute nachmtttag 4 Uhr hielt Lloyd George seine mit großer
Spannung erwartete Unterhausrede über Genua. Er sagte n i ch t s
über die englisch-französischen Beziehungen und die Reparations-
frage, er befaßte sich lediglich mit der russischen Fratze. England
müsse unbedingt zu einem Abkommen mit Rußland kom-
men. Es seien itt Genua Stellungen erobert worden, die ein wei-
teres Vorrucken ermöglichen. Den
deutfch-russijchen Vertrag
bezeichnete er als einer» großen Irrtum im Urteil und einen
Fehler Deutschlands. Lloyd George sagte rr. a.: „Hier haben
Sie zwei der größte»» Nationen der Welt. Beide stehe»» nicht in
Gunst. Jede von ihnen hat etwas getan, was sie. bei den andere»
Nationen irr Mißkredit gebracht hat. Zwischen ihnen besteht
eine Gemeinschaft im Unglück und in de« Erniedrigung sowie eine
Gemeinschaft kn dem, was sie als schlechte Behandlung brunchten;
etwas, was zu einer wirklichen Freundschaft ausreisen könnte.
Deutschland ist entwaffnet Md könnte noch weiter ent-
waffnet werden. Man könnte aber nicht verhindern, daß Rußland
wieder bewaffnet wird, wenn die beide»» Rationen zur
Verzweiflung getrieben werden. Deutschland könnte Ruß-
land nicht wirtschaftlich neu ausstatten; aber dies ist »richt der Fall
Mit der Bewaffnung, da das eine Land alles technische Können
ynd das andere alle natürlichen Hilfsmittel hat."

Badische Politik.
Aus den Ausschüssen des Landtags.
tzi?-n. Karlsruhe, den 21. Mai.
Die Wegführung von Möbeln aus dem Mannheimer Schloß.
In» Haushaltsausschutz des Landtags kamen am Montag nach-
mittag die von den Abgg. Freudenberg und Strobel eingereichte»»
Interpellationen zur Behandlung, Wer welche die Presse bereits
berichtet hat. Der Finanz Minister erklärte, daß das Mann-
heimer Schloß Eigentum des badischen Staates sei und daher auch
die Möbel dem Staate gehörten. Die Stühle hätten auf dem
Speicher des Mannheimer Schlosses gelegen, seien älterer Garnitur
und besäßen keinen künstlerischen Wert mehr.
Für den Zähringer Hof in Baden benötigte man aber t>0
Stühle, da man für dieses dem Staate gehörige Hotel die Bestuh-
lung zu stellen habe. Es wäre sonst dem Staate ei»» Aufwand von
»und 100000 Ml. entstanden. Die übrigen Stühle seien für den
Erfrischungsraum des Landtags bestimmt; aber dessen Einrichtung
werde an der Kostenfrage scheitern. Der Thronsessel sei bereits
früher tm Bruchsaler Schloß gewesen und solle zu dein Juhiläum
des dortigen Schlosses wieder dorthin kommen. Nicht mitten in
der Nacht feien die Möbel nach Karlsruhe avgeholt worden, son-
dern morgens um 7 Uhr. Das Finanzministerium konnte sich zu
feinem Vorgehen für berechtigt halten.
In der Aussprache vertrat ein sozialdemokratischer

„König Kohle".
Von Upton Sinclair.
(53. Fortsetzung)
„Joe Smith, Euer Gnaden. Ich wohne bei Eduard Mae
Kellar, weiß aber nicht auf wie Vastge. Dis Bravos der Gesellschaft
beobachten das Haus die ganze Zeit."
„Das ist dummes Geschwätz!", sagte ungeduldig der Richter.
„ZusäMgerweise gehen uns eben jetzt dtei davon nach; einer
derselben ist Pete Hanum, der mich aus dem Nord-Tal hinauswer-
scn half. Wenn sie sich umdrchen, können Sie sic scheu."
Doch Wandte der wohwclcibie Richter den Kops nicht.
„Man hat »nir gesagt, daß ich durch dieses Vorgehen »nein Le-
ber» aufs Spiel setze. Ich glaube, berechtigt zu sein, um Ihren
Schutz zu bitten."
„Was wollen Sie, daß ich tue?" .
„Zuerst meine Verfolger verhaften lassen."
„Solche Verhaftungen scher» mich nichts an; Wendel» Sie sich
an einen Polizisten."
„Ich sehe keinen Polizisten, wollen Die mir Mitteilen, wo ich
einen sinder» kann?"
Diese- Hartnäckigkeit begann Seine Gnaden zu ermüden. „Sie
haben M viel SchnnMteratur gelesen, junger Mann, daher dis
überreizten Nerven."
„Aber die Männer sind dicht hinter uns, Euer Gnaden; sehen
Sie sie Notz an."
„Ich habe Ihnen schon gesagt, daß das nicht Meine Sache ist,
junger Mann."
„Aber, Euer Gnaden, bevor ich einen Polizisten finde, kann ich
tot sein!"
Diese Aussicht schien den anderen völlig kalt zu lassen.
„Und während Sie die Sache studieren, Euer Gnaden, können
die Leute im Schacht tot sein!"
Keine Antwort.
„Ich Habe hier einige beglaubigte Aussagen" bemMte Hak.
— „Wollen Sie sie haben?"
„Sie'kSMen-fie -ergebe», warm Gjv wollen.*
„Sie verlangen sie nicht?"
„Ich habe sie noch nicht verlangt."
„Noch eine Frage, wenn Euer Gnaden gestatten; können Sie
mir sagen, ob es in dieser Stadt einen ehrlichen Advokaten gk-t,

Redner aus Mannheim die Ansicht, daß die Aufregung in Mann-
heim berechtigt und verständlich sei, denn man habe die Möbel
weggesührt, ohne den Oberbürgermeister in Kenntnis zu setzen.
Die Möbel seien von jeher in Mannheim gewesen und sie müßten
auch wieder dorthin kommen. Verständige mar» sich nicht, gebe es
keine Ruhe in Mannheim. In diesem Falle könne sich die Regie-
rung nicht decke»» und die Kluft zwischen Mannheim und Karlsruhe
würde sich erweitern.
Arrch ein demokratischer Vertreter erklärte, die Aufregung
in Mannheim solle man nicht unterschätzen; man habe früher dem
Oberbürgermeister die Zusage gegeben, ohne ein Einverständnis
»ntt ihm würde nichts weggeführt. Man ist taktisch ungeschickt vor-
gegangen. Aus die Lokalinteressen hätte man Rücksicht nehmen
sollen. Ein Ausweg muß gefunden werben. — In ähnlichem
Sinne äußerte sich ein Mannheimer Vertreter des Landbundes.
Die anderen Sprecher dagegen, auch zwei sozialdemokra-
tische und ein unabhängiger, stellten sich aus den Standpunkt des
Finanzministeriums. Es sei kein Grund zur Aufregung in Mann-
heim vorhanden. Die meisten Mannheimer kümmerten sich gar
nicht darum, ob diese alten Stühle im Mannheimer Schloß oder
anderswo wären. Sie jetzt wieder nach Mannheim zurück,zubrin-
gen, sei unter keinen Umständen angängig. Der Staat wäre schlecht
beraten, wenn er mehr als 100000 Mk. für neue Stühle (für den
Zähringer Hof) ausgeben würde, wem» er diesen Betrag durch
Entnahme do»» ungebrauchten Stühlen in den Schlösser»» sparen
könnte. Man hätte bei der Wegführung anders vorgehen könne»»,
aber sachlich sei das Vorgehe,» des Finanzministeriums nicht zu
beanstanden. Allgemeine Interessen könne man nicht ohne weiteres
einer Stadt opfern. Zudem sei man auf die Zusammenarbeit zNHn
scher» Staat und Stadt angewiesen. Auch die Vorwürfe gegen den
Ministerialrat Hirsch seien ungerecht, er habe nur die ihm gegebenen
Anweisungen ausgeführt.
Damit war die Aussprache erledigt und der Gegenstand wurde
verlassen.
Finanz- und Wirtschaftsfrage»»- .des Staates.
Am Montag trat der Haushaltsamsschuß des Landtags in die
Beratung des Voranschlags des FwanzMlWerwmK -ein. Bericht-
erstatter ist Abg. .Seubert (Ztr.). Auf verschiedene seiner An-
fragen antwortete der Finanz mini st e r in einer längeren
Rede, Ms die wir noch zuräckkommen werden; er legte Einnahmen
und Ausgaben dar. Auch verbreitete er sich eingehend Wer die
wirtschaftlichen Unternehmungen des badischen Staates.. Dann
besprach der Ausschuß die sogen. M ö b s-l.f ra g e des Mannheimer
Schlosses, Wer welche wir bereits beriDetest. Mm Dienstag vor-
mittag begann er mit der Position: Ministerium. Hier wurde
u. a. folgende Frage in die Debatte einbezogen: Präsident
des- Landesfinanzamts. Ein ideutschnat. Redner
wünscht nicht, daß Heide WoWn, welche der F-inanznrsirijter beklei-
det. ft» einer Hand vereinigt Md. AM a-Mere-n Redsier verlangten
die BsWelM-linng des jetzigen Zustandes, da dich, Einflußnahme
Badens irr den RcichSinstttutionen dies bedinge.
Abschaffung der Reichsvanämier. Es bestehen
solche in Karlsruhe, Rastatt und Kon-stmuz. Ein Zeir-
MMsaütrÄg, der angenommen wird, fordert die Wiederaus-Hebung
und „Uebcrtro-gung ihrer Funkti-anen an die M-dischen Bezirks-
bauämter.
Eisenbahnen. Geklagt wird Wer die Uelberzeut'rMisie-
rüng auch auf diesem Gebiete. Die Zustände einzelner Bahnhöfe
wie Freiburg, Heidelberg nfw. bedürften unbedingt der Abhilfe.
Die Wagen feien oft schmutzig und auch an sonstigem fehle es.
Ein fozialdem. Abgeordneter sagte, daß Seson-ders die durch-
gehenden Eisenbahnwagen in diesen» Zustande seien. Er wollte
wissen, wann die Umwandlung der »sicht planmäßigen in plan-
mäßige Stellen vollzogen werbe. Es kämen Leute im Alter von
52 Jahren und mit 14 bis 15 DienWahren- in Frage. Ferner
redete er der besseren Einstufung der handwerksmäßig vorgebilde-
ten Beamten Vas Wort. Bessere Bezah-lu-ng sei auch nm deswillen
notwendig, weil die Gefahr bestehe, daß einzelne Eiseirbahnmrge-
stellte sich Trinkgelder für Haudreichnngen von ausländischen Va-
lutareiseuden geben lassen würden.
Der Finanzmintster erwHerft-daß ruan nach dem Jahre
1925, in welchem die «mWllMUWM»»'ÄchsMMöMeri.' zu p-lan-
rnätzigeu Stellcrr vorzun-ehAMtt fef,z an -hie--Schaffung von sogen.
Werplanmätzigen Stellen den-ken müsse. Eine andere Wert-nng der
gelehrten Handwerker in der BesoMl-ngsvrdnhna müsse cinsretcn-.
Diese Zusage des FinanNNinisters würde 'von der Sozialdemo-
kratie begrüßt, da sie schon lange um eine bessere Einstufung der
gelernten- Handwerker kämpft und sich bei jeder Gelegenheit dafür
eingesetzt hat.
Die wirtschaftlichen Unternehmungen -es Staates weisen einen
guten Stand auf. Darüber hat sich der Finanzminister au» Tage
vorher iMsstHr-lich geäußert. Es war beachtenswert, daß von kei-
ner Seite Einwendungen erhoben wimden. Man billigte es auch,
daß der Staat sich intensiv an- wirtschaftlichen UnternehuMngen be-
teilige und auch entsprechende Gew-inue erziele.
Davon war insbesondere die sozialdemokratische Fraktion be-
friedigt, da die Sozialdemokratie immer hie Teilnahme oder Ein-
wirkung des Staates auf wiMtMsMchen UnterushmrrWen gefor-
dert und Ws geheißen hat. In diesen» Zusammenhang hielt sie auch
einen, der Willens wäre, einen Prozeß gegen die Allgemeine Bc-
Heizungs-Gesellschaft zu sichren?"
Schweigen — langen-, kanges Schweigen. Richter Denton von
Firma Denton u. Vagleinann starrte -in» Gehen vor sich hin. Was
auch immer in seinem Geist vorging, seine richterlichen Züge ver-
rieten nichts davon. „Nein, junger Mann" -- sagte er schließlich
— „es ist nicht meine Sache, Ihnen Jn-sorm-ativneu Wer Advo-
katen zu geben." Damit wandte sich der Richter um und betrat
den Elks-Klub.
Hal »nachte HM und sah -der wohlbÄeibtm Gestalt »iach, bis
sie verschwunden war, dann kehrte er um »md schritt an den Spit-
zeln vorüber, die stehen blieben. Er starrte sie stumm an und sie
starrten zurück; als er etwa zwanzig Schritts entfernt war, folg-
ten sic ihn» von neuem. ,
Richter Denton hatte ihm geraten, sich an einer» Polizisten zu
wenden. Hal bemerkte plötzlich, daß er am Rathaus vorüverging
und es kam ihm in dm Sinn, sich wegen der Verfolgung durch die
drei Männer, an den Bürgermeister von Pedro zu wenden. Er
war neugierig, wie wohl der Bürgermeister dieser „verdammt ge-
fähMchm" Stadt sein mochte. Nach einigen Erkundigungen trat
er ins Büro des Herrn Ezra Berlins, eines sanften, kleinen Man-
nes-, der früher Leichc-nbestatter gewesen, ehe er die Vugsignr der
(sogenannten „demokratischen" Maschine ward.
Er saß vor ihm, nervös an keinem wohlgepflegten, braunen
Bart zupfend, bemüht, dem Dilemma zu entgehen. Es sei ja mög-
lich, daß ein junger Bergmann in den Straßen der Stadt verfolgt
Werde, doch hing es von der» näheren Umständen ab, ob dies ge-
setzwidrig sei oder nicht.
Hatte der junge Manu im Nord-Tal Unruhen angcstiftet und
durfte man annchmm, daß er Ms auch weiterhin , tun wolle, so
blieb -die -Gesellschaft höchst wahrscheinlich auf seiner Spur. Doch
fei Pedro sin geseß-lisv-ender Ort, solange er sich ruhig Verhalts,
Würden seine Rechte gewahrt bleiben.
Hal Merle Mac Kellars Bericht, demzufolge Leute Sei Hellich-
tsm Tage auf den Straßen überfallen worden waren. Herr Per-
Kus erwiderte, die genauen Umstände seien nie aufgeklärt worden,
übrigens wäre er damals noch nicht Bürgermeister gewesen. Er
fei schr für Reformen, und habe dem Polizoichef strenge Befehle
erteilt, damit sich derlei nicht wieder ereigne.
„Wollen Sie mit mir znm Polireiches gehen und ihm Befehle
geben?" fragte Hak.
„Ich halte dies für unnötig" — entgegnete Herr Perkings.
Außerdem wolle er Men betnideben. Gr war ein jämmerliches,

eins bessere Bewirtschastu-W der priv <W »«Gm ngöü- M-
nötig »md forderte hierzu eine Denftchr-sft, M von. bei Regierung
znge-sagt wurde.
* Z' ...
Die Ruhrgehaltsempsänger und Bchmtcuhinterhliebeue«.
Die wachsende Not dieser Bcamtengruppen kam bekanntlich in
der letzte»» Sitzung des Haushaltsausschusses zur Sprache.
Der Fina »zmi n i ster erklärte, daß der Entwurf eines Ge-
setzes zur Aenderung des Pensionsergänzungsgesetzes fertiggestellt
sei und bereits dem Staatsministerium vorliege.
Zweck des Entwurfs-seiAfe Angleichung an die Bestimmungen
des Retchsgesetzes vom 7. SHil 1922, wonach dett Beamten im
Ruhestand und den BeamMwitwen Kinderzuschiläge nach
den für die Beamten i mDtenste geltenden Vorschriften zu gewährest
und die Teuerungszuschläge für die Ruhestandsbeamtest
in derselben Weife wie für die im Dienste befindlichen Beamten, z
jedoch nicht ans dem Einkommensanschlag, sondern aus dein Ruhe-
gehalt zu berechnen sind. Allerdings »ntt der Maßgabe, daß sie
mindestens die Hälfte des Betrages ausmachen »nässen, der sich
ergibt. Wem» der Teucrungszuschlag aus dem ruhegehaltsfähigen
Diensteinkommen errechnet wird. Dieser» Mindestbetrag erhalten
die Beamtenwitwe»» als Teuerungszuschlag.
Dm größten Teil der aus dieser Regelung sich ergebender» Er-
höhung der Bezüge habe,» die Ruhestandsbeamten sind die Bee
amten-wttwen in Form von fortlaufenden Vorschüssen bereits
erhalten. Da es aber dringend nötig ist, auch die Restzahlungen
so schnell wie möglich zn erledigest, ersuchte der Finanzmintster den
Haushallsausschnß um Vie Ermächtigung, diese Zahlungen sofort
vollziehen zu lassen, ohne Rücksicht darauf, daß das Gesetz selbst
dem Landtag noch nicht vorliegt. Abgesehen davon, daß die Ruhe-
standsbeamten und die Veamtenwttwen sehnlichst darauf wartest,
endlich in den Besitz der Nachzahlung zu gelangen, ist diese so-
fortige Erledigung auch deswegen nötig, weil die Regelung der
Bezüge auf 1. April und 1. Mai 1922 sich darauf aufbant.
Da sich das neue Gesetz eng an das Reichsgesetz anschließt und
da zu erwarten ist, daß es in weniger» Tagen im Landtag berate»»
und erledigt werde»» kann, erteilte der Hanshaltsausfchuß die er-
betene Ermächtigung.
Der Finanzmintster erbat ferster die Zusti mmnng des
Haüshaltsansschufses dazu, den Ruhestandsbeantten i»nd den Be-
amtenhinterbliebenen aus die Erhöhung auf 1. April und 1. Mai
Vorschüsse zahlen zu dürfen, weil hie endgültige Festsetzung
und Anweisung dieser Erhöhungen immerhin einige Wochen in
Anspruch nehmen wird. Die Vorschüsse können nach dein jetzige»»
Stand der Dinge anfangs des Monats Juni ausbezahlt werden,
Der Haushallsausschuß hat auch diese Ermächtigung erteilt.
AWMMMWMWW.
.WchstzewrieWaft'.' find Mse«vahnerv.erva«d.
B ru ch m it d e in Beam t e nb und?
Arft der letzten Tagung des Deutschen Beamtmh»»Vdes hat der' '
bekann-te Führer der Reichsge-Werkfchast HentsHer.EISnbah«beamt'(
len, Menne, programmatisch erklärt, dsiß.die Reich^gewerkfchsst
den Anschluß an- die freien Gewerkschaften suche. Der Deutsche.
Bcamtenbund dagegen-hat ein Zusammengehen »ntt dem Allgem.
Deutsche»» Gewerkfchaftsbuiid abgelehnt und er hat die Gemeinde-
und Staatsbeamten des Bundes der Technischen Angestellten und
Beamten wögen ihrer Koalition mit fretgewerkschaMchm Organt-
sationen ans Ser Liste seiner Mitglieder gestrichen.
Jetzt teilt die Reichs geiverkschaft gemeinsam mit dem Vorstand
des Deutschen Eisenbahnerverbandes »ntt, daß die beiden Organi-
sationen eine gewerkschaftliche Einheitsfront Herstellen wollest.
„Beide haben sich bereit erklärt, die gegenseitige Bekämpfung -auf-
zugeben und in der Gemaßregoltenfrage sowie aus dem Gebiete
der Neuordnung der Rechts-, Arveits- und Bcsokdungsverhältuisse
fernerhin gemeinsam vorzugehen. Das künftige Zusammenarbei-
ten sott durch eine entsprechende Vereinbarung gesichert werden."
Das bedeutet Wohl einen Bruch mit der Reichsgewerkschast mit
,dc»si De»Mchesi Bcamtenvund.--. Es ist w-ahvscheWiGs h-atz dieseh j
. darauf mir der AuSschlielnnra der RelchsgeWerksHM antworte»». -
Wird. ' Z Z . Z Z . - . . Am .
Aus dem ParLeileben.
Die Entlarvung der Kommunisten in der
Neunerkommifsion.
w. Berlin, 24. Mai. Die Besprechungen der vor» den dre»
Internationalen eingesetzten Neunerkommisfion über die Vor-
bereitungen einer Weltarveiter-Konferenz sind gescheitert.
In» Verlaus der gestrigen Berat»»,»gen erklärte Macdo nnld,
daß sich die zweite Internationale an keinen Arbeiten beteiligen
könne, welche das Proletariat »nit einem bloße,» Schein der Einig-
keit betrügen würde. Ein offizieller Bericht der KPD. besage:
die Einheitsfront sei lediglich die Vorstufe des Angrifsskampscs
für dis Diktatur der Arbeiterklasse, für die rohe Gewalt und
die Ziele des Kommunismus."
kleines Geschöpf und es schien eine Schande, ihn zu quälen, trotz-
dem verharrte Hat noch etwa zwanzig Minuten, disputierend, we-
ichend, vis das jämmerliche Geschöpf mit einen» Satz die Tür er-
reichte und in ein Automobil flüchtete. — „Sie können selbst znm
P-Mzeichef gehen," — waren seine letzten Worte, als er den Wa-
gen in Bewegung setzte und HM beschloß, seins»»» Rat Folge zn
leisten. Er hatte keine Hoffnung mehr, bloß eine Ars starrsinniger
Wut trieb ihn weiter. Er wollte nicht nachgeben.
Ein Vorübergehender teilte ihm »ntt, daß sich die Polizeikanz-
lei im selben Hanse um die Ecke befinde. Er trab ein und sand
eine,« Mann vor, der an einem Pult schrieb und HM erklärte, -der
Polizeichef „sei eben über die Straße gegangen". Hal setzte sich
wartend an ein Fenster, von wo aus er seine drei Verfolger beob-
achten konnte. ..
Der Mann am Pult schrieb Wetter, von Zett zu Zeit betrach-
tete er den jungen Bergmann mit jener Feindseligkeit, -die der ame-
rikanische Polizist den unteren Massen entgsgenbringt. Dies war
für Hal ein neues Phänomen, es begann ihn zu reuen, daß er
nicht doch Mac Kellars Kleider aiWezogen-, vielleicht Hätte der Po-
lizist nicht gement, wie schlecht sie saßen. '
Lehrlings Klagelied.
Der Polizeichef erschien, die Waste Uniform bedeckte eine kräf-
tige Gestalt, der Schnurrbart verriet, daß sein Gang Wer Vis
Straße etwas »ntt Bier zu Am gehabt habe. — „Run, junger
Mann?" sagte er und stierte Hal an.
HM erklärte den Grund seines Kommens.
„Und was verlangen Sie von mir?" — fragte der PMzeichcs
in fendseligem Ton.
„Sie solle»» diese Leute daran hindern, mich zu versolgen."
„Wie kann ich das?"
„Sic können sie einsp-erreN lasser», wenn es nötig ist. Wenn Sie
ans Fenster treten wollen, zeige ich Ihnen die Betreffenden"
Der Polizcichsf rührte sich »»ich» vom Fleck. „Wenn Ihnen
diese Leute folgen, so muß ich annchmen, daß sie dafür einen
Grund haben. Haben Sie vielleicht im Kohlenrevier Unruhen
angezettelt?" — sragle er »nit plötzlicher Energie, als ob Hm eben
eingefallen, es sei vielleicht seine Pflicht, Ha-l cmzusperrsn.
„Nein," — antwortete Hal so tapfer »nie möglich. — „Ich habe
wirklich keine Unruhen angezettelt, Habe bloß mein Recht gefor-
dert."
„Wie soll ich Wissen, was Sie an gestellt habe».?"
Der junge Bergmann war bereit, eins Erklärung abzugeben,
-doch unterbrach ihn der andere beim erste»» Wort: „Be-nehmeN
 
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