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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 25. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0345
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wüßte Wandel geschaffen werden. Die Verordnung bringe Schwie-
rigkeiten.
Ein Zentrumsvertreter beantragt die Einfügung der
Bestimmung: Fallobst und Trester fallen nicht unter die Verord-
nung. Diese Bestimmung müßte unbedingt hinein, damit die
Obstbaumbesitzer nicht großen Schaden leiden. Ein weiterer Zen-
trnmsbertreter hat große Bedenken gegen die Verordnung; wir
schaffen dadurch Ausnahmen und unser Obst geht zum Land hin-
aus. Zwei Redner dieser Partei weisen noch aus den Zwischen-
handel hin und halten ein Eingreifen gegen gewährte Handels-
erlaubnis für notwendig.
Zu einer Abstimmung kam es nicht, da die Fraktionen die
Verordnung dürchsprechen wollen und der Ausschuß für Rechts-
pflege sich dann am Donnerstag abend über sie schlüssig machen
Will. Die Aussprache wurde in ziemlich heftigem Tone geführt.

Soziale Rundschau.
Eine Verhandlungskomödie.
Der Kamps der Textilarbeiter.
Das reaktionäre Unternehmertum tu Der Textilindustrie will
die Arbeiterschaft im Kamps niederringen. ^Die vom Arbeitsmini-
sterium eiugoleiteten! VerharMnngm, VPe am 6. Juli ihren Abschluß
sanldsn, sind ergebnislos verlaufen. Es ist außerordentlich bezeichn
nend, daß in der ganzen langen Sitzung von den Unternehmern
nicht ein, einziger Vorschlag zur Verständigung gemacht worden ist.
Und Mit zynischer Offenheit erklärte einer der Fabrikanten aus
Bielefeld ausdrücklich am Ende der Verhandlungen, daß von Sei-
ten der Arbeitgeber irgend ein Vorschlag nicht* gemacht worden
wäre. Die ganze Verhandlung war also lediglich etue Komödie.
Die Arbeitervertreter erklärten einmütig ihre Zustimmung im
Falle wirtschaftlicher Roiwendigkeit, dem einzelnen Betrieb Ueber-
stunde-n zu bewilligen. Sie verlangten nnr, daß sie entsprechend
dem 8 73 des Betriebsrätegesetzes bei Ginlegung der Ueberstunden
ein Mitprttsnngs- und Mitwirkungsrccht der gesetzlich vorgeschrie-
benen Arboitervertretung zugestanden erhalten. Sie willigten wei-
ter ein, daß, falls eine Verständigung zwischen Unternehmern und
Betriebsvertretung nicht zustande kommt, die tariflich festgcleate
Schiedsstelle endgültig entscheiden soll. Die Unternehmer lehnten-
rundweg alles ab. Sie-Verlangten, daß die Arbeiter Ueberstunden
machen, sobald die Anordnung von Seiten der Unternehmer er-
folgt. Die 46 Stundenwoche wurde von den Textilarbeitern un-
mittelbar im Anschluß an die November-Revolution erkämpft. Un-
ter dem Druck der Revolution wurden die Zugeständnisse gemacht.
Seitdem sind 3)4 Jahr vergangen. Die politische Reaktion ist außer-
ordentlich erstarkt und das Unternehmertum glaubt, die Errungen-
schaften der Novemlbertage beseitigen zu können. Die Textilindu-
striellen gehören politisch als Angehörige der deutschen Volkspartei
und der Deutschnakionalen Partei zu den reaMonär rückständigsten
Elementen. Aus ihre»! Verhalten mutz die Arbeiterschaft erken-
nen, daß hier nur einiges und entschlossenes Handeln Zugeständ-
nisse erzwingen kann. Im Laufe der nächsten Woche wird das
A rb eitsminist erst im ein Schiedsgericht einsetzen. Ob der Deutsche
Textilarb-" rverband an diesem Schiedsgericht sich beteiligt, ist
angesichts der in Sachen der Arbeitszeit arbeiterfeinWichen Stel-
lung des Arveilsministeriums noch sehr fraglich. Jedenfalls dürfte
in den nächsten 2—3 Wochen der Streik um die 46-Slundenwoche
in der Textilindustrie ansbrechen. Mögen deshalb die Textilar-
beiter allerorts auf Stärkung ihrer Kasse» bedacht sein und die reit
dem 23. Juni 1922 eingeführwn Doppelbciträge unterschiedslos
leisten. Die Textilarbeiterschast hat Hr Schicksal selbst in der Hand.
Wer die doppelte Beitragszahlung verweigert, verletzt seine Pflicht
gegen derr Verband und versündigt sich an der Textilarveiterschasi
und an seiner eigenen Familie.

Verschärfung im amerikanischen
Eisenbahnerstreik.
Washington, 14. Juli. Die Streikbewegung der ameri-
kanischen Eisenbahner ist in ein sehr kritisches Stadium eingetreten
da auch die Lokomotivführer, Heizer und das Begleitpersonal sich
dem Streik anschließen wollen. Gegenwärtig streiken in den Ver-
einigten Staaten 400 000 Eisenbahner und 600 000
Bergleute.

Kommunales»
Badischer Städteverband. Der badische Städteverband hielt
sinter dem Vorsitze von Oberbürgermeister Dr. Walz- Heidelberg
eine Vorstandssttzung ab. Die Anwesenden sprachen sich mit aller
Entschiedenheit gegen das Verhalten der Reichsregierung in der
Gemeindefinanzsrage aus, das die gebotene Rücksichtnahme auf die
genügend bekannten, äußerst schwierigen Finanzverhältnisse der
Gemeinden durchaus vermissen lasse und diese durch eine weitere
Verzögerung der Aenderung des Landes st euergesetzes
noch verschlimmere. Die Gemeinden werden aus ein eigenes, be-
wegliches Zuschlagsrecht zur Reichseinkommensteuer aus die Dauer
nicht verzichten können. Auf alle Fälle müssen aber jetzt die garan-
tierten Mindestüberweisungsbeträge entsprechend dem Mehrauf-
kommen ans den Reichssteuern in den letzten Jahren hinaufgesetzt
Werden. Dem Grundgedanken des Entwurfs eines Kreis - und
Bezirksverbändegesetzes wurde zugestimmt mit dem
Bemerken, daß die Zeit für eine durchgreifende Aenderung der
Verwaltungsorganisation und eine evtl. Uebertragung der jetzigen
Krcisfunktionen aus die Bezirksverwaltung nicht geeignet ist; die
Beibehaltung der Kreise ist daher zu begrüßen, doch sollten Aende-
rungen in der geographischen Einteilung der Kreise vorgenommen
werden, Wenn sie durch dringende öffentliche Interessen geboten
sind. Der Städteverband trat in dieser Hinsicht der Stellung-
nahme der Vertreter der Kreisausschüsse bei. In der Aus-
ländersrage hielt der Vorstand eine Besprechung mit der
Regierung für zweckdienlich. Es wurde betont, daß den Gemeinden
ein selbständiges Zuschlagsrecht zur Getränke steuer und
Wandergewerbesteuer zugestandcn werden mutz und die
baldige Einführung eines Landesfahrzeugsteuerge-
setzes wünschenswert erscheint. Des weiteren kamen das jetzige
Verhältnis der A r b e i t e r l ö h n e und B e a m t e n g e h ä l t er,
der Einführung Einheitlicher Schlacht- und Viehhosge-
bühren, Vergünstigung der Kriegsblinden bxi Stratzen-
bahnfahrkarten und einige andere Fragen von besonderer Bedeu-
tung zur Erörterung.


Da schlug sie die Augen ans, sie schienen jetzt noch größer, noch
tiefer, plötzlich streckte sie die Hand abwehrend aus gegen Jürgens.
„Harold!" schrie sie auf und wich gegen die Wand zurück.
„Seht ihr ihn, denn nicht? Laß mich; Ich fürchte mich — ich will
nicht M Aas , Korallenh ans." ' .
„Ich bin es, Jürgens Steven, kennst im mich denn nicht?"
Jürgens sprach es so zärtlich, so weich, daß sie der fremde Ton er-
weckte. Sie tastete mit den Fingern ängstlich in sein Gesicht, dann
atmete sie erleichtert ans und lächelte ihm dankbar zu.
„Harold ist ja bei euch, nicht wahr, und läßt mir sagen, daß
er wohlbehalten angekommen? Er versprach mir Botschaft."
Jürgens schwieg.
„Nicht? Ist er nicht bei euch?"
„Roch nicht, aber er kann ja noch kommen, darum bin ich hier,
dich zn fragen! vielleicht ist er gleich nach H . . gefahren; er wollte
Henle hin —"
(Fortsetzung folgt.)

Stadttheater. In unserem gestrigen Bericht über „Börsen-
fieber" mutz es in der 13. Zeile von oben heißen: „Selbst der
ärgste Miesepetcrich grient" und in der 25. v. o.: „als gewissermaßen
ruhender Pol in der Verrücktheiten Flucht".

Aus der Stadt.
Geschichtskalender.
14. Juki. 1789: Erstürmung der Bastille, Revolulionsbeginn
in Frankreich. — 1790: Förderationsfest aus dem Marsfelde in
Paris — 1817: Die Schriftstellerin Germaine v. Stael-Hokstein in
Paris gestorben.

Parteinachrichten.
Heute Freitag abend -48 Uhr im Parteisekretariat
Sitzung des Kreisvorstandes.

Von den Volkshochschulkursen. Am kommenden Mittwoch wird
Lehramtsvräktilant Zirkel die Arbeitsgemeinschaft über die na-
turwissenschaftlichen Grundlagen der Musik fortsetzen. Der Beginn
der für den nächsten und die beiden folgenden Sonntage vorge-
sehenen geolc-gisch-geographischen Ausflüge in die Umgebung von
Heidelberg unter Leitung von Pros. Dr. Häverle muß wegen
Behinderung des Genannten um 8 Tage hinausgeschoben werden:
sie werden erst am Sonntag, den 23. Juki (Schloß und Umgebung)
ihren Anfang nehmen.
Sonderverkchr anläßlich der Schlotzveleuchtung. Anläßlich der
am 15. Juli stattsmdenden Schlotzbeleuchtung Verkehren nach Schluß
derselben folgende Sonderzüge: Heidelberv—Mannheim: Hei-
delberg ab 10.05, 10.11, 10.20, 10.30, 10.35, 10.50, 11.20. Heidel-
berg—LUtzhos: Heidelberg ab 10.40. Heidelberg—Karlsruhe:
Heidelberg ab 10.26. Heidelberg-Meckesheim—Neckarelz: Heidel-
berg ab 10.50. Heidelberg—Darmstadt: HMs-Werg ab 11.00, 10.30.
Heidelberg—Bruchsal: Heidelberg ab 10.20, 10.26. Heidelberg—
Frankfurt: Heidelberg ab 10.30. — Der Beginn der Beleuchtung ist
zwischen 9.30 und 10 Uhr abends.
Sonderzug nach Baden-Bnden. Die für den am Sonntag, den
16. Juli nach Baden-Baden gehenden Sonderzug bestellten Fahr-
karten können heute nachmittag von 2—6 Uhr im Städt. Verkehrs-
amt abgeholt werden. Dein Verkehrsamt ist es gelungen, eine An-
zahl weiterer Karten zu erhalten, diese werden morgen Samstag
vormittag von 8—9 im Verkehrsamt ausgegeben. Es wird gebeten,
die'Zeit genau emzuhatten.
Der Verein Heidelberger Presse hielt gestern nachmittag in der
„KümmÄsPalterei" untdr Vorsitz von Dr. Kraus eine Sitzung ab,
zu der als Gast der Direktor der Bade-Gesellschaft, Herr Baus,
erschienen war, der in einem längeren Vortrag die einzelnen
Pläne der Badegesellschast darlegte und Anfragen sowie kritische
Einwände der Vertreter der Presse beantwortete. Aus seinen Mit-
teilungen ist zn entnehmen, daß die Baupläne für das geplante
BaDeHaus, das an der Ostseite der Stadthalle errichtet werden
soll, zurzeit von Architekt Haller vom städt. Hochbanamt bearbeitet
werden. Nach Einholung eines ba-lneolsSilcheu Sachverständigen-
gutachtens soll eine hölzerne Leitung das Thermalwasscr von der
Quelle zum Badeheaus leiten. Die Trinkkuren, die jetzt unmittel-
bar an der Quelle erfolgen und sich wachsender Beachtung erfreuen,
sollen später im Bismarckgarten stattsindeu, Wo die Errichtung
einer Trinkhalle geblaut ist. Aus dem Vortrag interessierte beson-
ders der Hinweis, daß ortsansässige unbemittelte oder wenig
bemittelte Kranke Ermäßigung oder« völligen Nachlaß der Preise
erhalten können, und daß für Die medizinischen Bäder auch den An-
gehörigen der Ortskrankenkasse Ermäßigungen zugestanden werden
sollen. Den Vorschlag eines Pressevertreters, nach Eröffnung der
Badchäuser zn gewissen Stunden billige Volks bäder ein-
znrichten, sand Herr Balls begrüßenswert. Im weiteren übte der
Presseverein Kritik an der mangelhaften Unterstützung des Städt.
Nachrichtenamtes seitens verschiedener Verwaltungszweige
der Stadt, wodurch die Tätigkeit dieses wichtigen Verbindungs-
gliedes zwischen Behörden und össenntlicher Meinung zum Teil
völlig Whngelegt wird. Im Vergleich zu anderen Städten ent-
spricht das Heidelberger Städt. NachrichteMMt bei weitem -nicht
dem, was sich die Presse davon versprochen hat. Weiter wurden
in Der -Sitzung verschiedene Standesängelegenhetlen erörtert.
Abend-Musik. Die zu Ende gehende Konzertzeit 1921/22 bringt
-am Sonntag, den 16. Juli, abends 8 Uhr im KollcgieNhaus noch
eine Abend-Musik, die der „M ännergesaugverei» Hei-
delberg" gibt. Die Folge der auszuführendeu Werke strebt
.größmögliche stilistische Einheit an und gliedert sich in Zwei Teile.
Im ersten singt der Thor, mit Arien für eine Frauenstimme ab-
wechselnd, Madrigale von Hans Haßler, Thomas Morlev und aus
dem L-ochhamer Liederbuch. Eine Flötensonate von Bach, die
Werner Schumacher spielt, schließt diesen Teil. Die zweite
Hälfte des Abends bringt Schubert und Mendelssohn. Schuberts
Chor „Di? Nacht" und Mendelssohns „Tttrkiiches Schenkenlied"
für Chor und Soloquartett rahmen Mendelssohn-Lieder und die
Variationen e-moll aus den vierhändigen Origiuälkoinpositi-ouen
Schuberts ein. Luise Lobstein-Wirz ist als Solistin ge-
wonnen. Leiter des Abends ist Michel Rühl, der damit eine
zweijährige Tätigkeit als Dirigent des Mannergesangvereins ab-
schließt.
Die Erklärung des Allgcm. Studentenausschusses betr. In
unserer gestrigen Notiz ist fälschlicherweise von „den beiden kom-
munistischen Studenten" die Rede. Wir stellen richtig, daß Herr
Mieren dors Mitglied der sozialdemokratischen Studenten-
gruppe ist.
Mauereinsturz. Heute nacht ist am Gebäude Ziegelhäuser
Landstraße 45 die Mauer nach der Straße cingestiiM. Der ent-
standene Schaden ist nicht gering.
Polizeivericht vom 13. und 13. Juki. Fe st genommen
wurden: ein Tagiöhner wegen Bettels und ein Trunkenbold. —
Aufgegriffen wurde in der Unteren Neckarstraße ein lebens-
müder, verwitweter Landwirt von auswärts. Er fand im Pfründ-
nerhaus Aufnahme. — Zur Anzeige gelangten: eine Witwe
aus Lampertheim, die ihre Seiden Kinder nach hier zum Betteln
ausschickte, ein Zimmermädchen und ein Küchenmädchen wegen
Diebstahls, ein Hausmädchen wegen Haftgeldbetrng, vier Personen
wegen Uebertretung des Verbots über das Baden im Neckar, sechs
Personen wegen Ruhestörung und groben Unfugs und 12 weitere
Personen wegen anderer Uebertretungen. — Entwendet wur-
den: aus dem»Akad. Krankenhausc ein Herrenfahrrad, Marke
„Kaiser", im Werte von 3500 Mk., aus der Mansarde eines Hauses
der Hauptstraße Kleidungsstücke im Werte von 4000 Mk., aus einem
Hühnerstall in der Werderstr. vier Hühner im Werte von 400 Mk.
und von zwei Grundstücken der Reuenheimer Gemarkung etwa
60 Pfund Frühkartoffeln. — Herausgerissen wurden aus
einem Kartoffelacker der Gemarkung Handschuhsheim 150 Kar-
toffelstöcke und die Kartoffeln au? dem Acker liegen gelassen.
M Mll M ÜkS NWWM.
Aiegelhausen. (Hausverkauf.) Tas Gasthaus zum
„Hirsch" wurde von Herrn WeinhänDlcr Juan P a gös-Heidel-
berg angekanst. Der Kaufpreis soll 500000 Mark betragen.
Neckargemünd. (Kaum zu glauben.) Infolge Baufällig-
keit mutzte hier ein Haus abgebrochen werden. Eine darin woh-
nende Familie konnte keine Unterkunft finden. Der Familienvater
fuhr deshalb Mit feinen Möbeln aus den Marktplatz, erbaute sich
ein Zelt und brachte seine Familie darin unter, während er selbst
mit einer Flinte im Arm sein Eigentum bewachte. Als am Spät-
nachmittag die Arbeiter nach Hause kamen und die lustige Woh-
nung sahen, zogen etwa 200 vor die Wohnung des Bürgermeisters
und forderten, daß er sofort für eine Wohnung sorge. Tatsächlich
wurde es bann möglich, der Familie, die zuvor niemand hatte
nehmen wollen, eine bessere Unterkunst zu verschaffen.
V. Leimen. Die Evcing. KircheNchöve des Bezirks Heidel-
berg hätten um nächsten Sonntag, den 16. Juli, nachmittags
X-3 Uhr in der Kirche in Sandhaufen ein Bezirks kirchenge-
sangsfest ab, bei dem Passions-Oratorium von H. Schütz zur Aus-
führung gelangen wird. Die Leitung liegt in den Händen des
Herrn Universitätsmusikdirektors Dr. H. M. Poppen, der auch
mit zwei Orgelvorträgen das Fest unterstützen wird. Die haupt-
MMchflen Solopartien werden von den bekannten und beliebten

Sängern, Herren Dr. Nacke, Schlatter und D ü r r gesungen,
die Orgelbegteitung liegt in den Händen des Herrn L e h ma n n.
Das Fest verspricht ein Hoher Kunstgenuß zu werden und ist eine
anerkennenswerte Tat der Mitwirken-Den Vereine, den Freunden der
edlen Kirchenmusik ein derartiges großartiges Werk darzubriugen.
Evervach. (Schwerer Auto Unfall.) In der Nähe der
badischen Grenze bei Ernsttal hat sich ein tödliches Autounglück
dadurch ereignet, daß das mit vier Personen aus Heilbronn besetzte
Automobil an einer scharfen Kurve aus einen Kilometerstein fuhr,
wodurch die Insassen herausgeschleudert wurden. Hierbei wurde
der stellvertretende Direktor der Heilbronner Handels- und Ge-
werbebank, Karl Boeckler, auf der Stelle getötet. Die anderen
Insassen, der Bankbeamte Erich Salzmann, der Buchdruckerei-
besitzer Karl Rembold (jun.) und der Fabrikant Anton Gabel
erlitten schwere, jedoch nicht lebensgefährliche Verletzungen.
Mannheim. (30 000 Mark Belohnung!) Au dem Bom-
benanschlag auf das VoWhaus vom 3. Juli hat die Staats-
anwaltschaft für die Ermittelung der Täter eine Beloh-
nung bis zu 30 000 Mk. ausgesetzt. Es wird neuerdings um Mit-
teilung von Anhaltspunkten, die zur Aufklärung des Verbrechens
führen können, gebeten. Der Führer des Kraftwagens, der bald
nach dem Anschlag in der Nähe des Volkshauses beobachtet wurde,
hat sich gemeldet. Der Krastwagensührer hat mit dem Anschlag
nichts zu tun. Noch nicht ermittelt ist die kleine schwarz ge-
kleidete Frau mit dem rötlich gedunsenen Gesicht, die um halb
10 Uhr das Klosett im Hof des Gewerkschaftshcmses verlassen Haven
soll, auch nicht der kleine Mann mit dem dunkelblonden langen,
dichten, rechts gescheitelten Haar, dichten, nach oben gedrehten
Schnurrbart, mit offenem Militärroü, blauer Weste und ohne Hut.
Als weitere Personen, deren Verhalten Verdacht erweckt, kommen
folgende nachstehend beschriebene Personen in Frage: 1. Zwei gut
gekleidete Männer in Hellen Stauvmiiutcln mit Gürteln, etwa 25
Jahre alt, 1,68—1,70 Meter groß, schlank, die kurz vor der Tat aus
den Planken spazieren gingen. Auffallend ist, daß diese beiden
Personen schon am Montag, den 26. Juni, abends etwa 10 Uhr.
längere Zeit beim Volkshaus sich aufhielten und dort vor den
Fenstern horchten.
Mannheim. (Aus Rach e.) Wahrscheinlich aus Rache wur-
den aus einem 10 Ar großen Tabakacker Des Landwirts Georg
Becker W Wöllstadt sämtliche Tabakpflanzungen yerausg-erissen.
. Mannheim. (Verschüttet.) Der 20jährige Taglöhner
Haus Adam wurde beim Ausgraben eines Schachtes verschüttet
und erlitt so schwere Verletzungen, daß er starb.
Mannheim. (Ueb erfüll.) Gestern abend gegen 6 Uhr wurde
der Lehrling einer Großhandlung in 14 7 von einem Manne ange-
fallen, der ihn mit der Faust niederzuschlagen versuchte und ihm
ein Geldpaket mit 22 000 Mk. entriß. Der sofort verfolgte Täter,
der in der Seilerstratze sestgenommen werden konnte, ist der 37-.
jährige verheiratete Matrose Paul Erbert aus Bernburg. Er
wurde ins Gefängnis überführt.
Altenburg b. Wäldshut. (Ein tötlichcr Schlag.) Bei
einem Streit schlug der verheiratete Zsinmermeister Schneider sei-
nem Nachbarn, dem Schneider Winkler ein Lattenstück Derart aus
den Kopf, daß Winker an den Verletzungen starb.
Würmersheim b. Rastatt. (M e s s e rst e ch e r e i.) Am Sonn-
tag abend kam es vier zu einer wüsten Messerstecherei, wobei zwei
Personen, Anton Oberle von hier und Julius Heck von Durmers-
chciin verletzt wurden.
Lörrach. (Verschiedenes.) Die Staatsanwaltschaft Lörrach
ist einer großen Schmugglerorganisation, die seit dem Jahre 1919
bis in die jüngste Zeit hinein Uhren und Uhrwerke von der Schweiz
nach Deutschland geschmuggelt und in den deutschen Städten ab-
gesetzt hat, aus die Spur gekommen. In die Angelegenheit sind
auch zwei deutsche Eisenbahnveamte verwickelt. — Ein verwegener
Einvruchdiebstahl wurde in der an der Hauptverkehrsstraße gelege-
nen Photozentrale ausgeführt, indem die Diebe das Schaufenster
eindrückien und verschiedene wertvolle Photographenapparate stah-
len. Das bestohlene Geschäft liegt nur etwa 100 Meter von der
Polizeiwache entfernt.
Renchen b. Achcrn. (Einneues Ser um.) Die Erfindung
eines neueri Serums für Augen-, Krebs- und andere Lewen Durch
den hiesigen Arzt Dr. Loo Mühlenbetn hat außerordentliches
Aufsehen erregt. Dr. Mühlenbein ist in den letzten Tagen in Be-
gleitung von Prof. Wüstsfeld aus Berlin zurückgekehrt und wird
sich nach Basel begeben, um die ErsinLnng an der Dortigen Univer-
sitäts-Augenklinik vorznsühren. Zur weiteren Erprobung des Se-
rums für Krebsträulheiten ist es bereits cur dem Czernyschen
Krebsinstitut -in Heidelberg eingesührt.
Markdorf. (Ein trauriger Gedenktag.) 80 Jahre
sind in diesen Tagen seit dem großen Brande im Jahre 1842 ver-
flossen, der den ganzen inneren Teil der Stadt in Schutt und
Asche legte. Das Feuer brach damals in der Nacht vom 10. auf
den 11. Juli aus und wütete in solch entsetzlicher Weise, das; inner-
halb weniger Stunden 73 Wohngebäude und 12 Stallungen und
Scheunen vollständig vernichtet waren. Ueber 90 Familien wur-
den aus Diese Weise brot- und obdachlos.
Singen a. H. (Zu den Ausschreitungen) bei der
Dienstag-Demonstration wird berichtet, daß die bisherigen von
der Staatsanwaltschaft vorgenommenen umfangreichen Erhebun-
gen noch kein so klares Bild Über die Vorgänge gegeben haben,
daß eine objektive Darstellung insbesondere der Umstände, die den
Tod des Majors Scherer herveigesührt haben, gegeben werden
könnte. Die Erhebungen werden fortgesetzt.
Neustadt a. d. H. (Amtsniederlegung.) Der Bruder!
des Neichstagsab-geordneten Helfserich, Stadtrat Philipp Helfferich
hat infolge Des bekannten Uebersalles ans seine Villa infolge per-
sönlicher Bedrohung seine Aenfter als Vorsitzender Des demokrati-
schen Vereins und der demokratischen Partei Der Pfalz nieDergelegt.
München. (E in großer Diebstahl.) In Der vergan-
genen Nacht Drangen Einbrecher in das Geschäft des Altertunis-
händlers Bachstitz ein und erbeuteten Schmucksachen, Gemälde,
Miniaturen usw. im Gesamtwert von 5 Millionen Mark.
GerrchLshMe.
Eine 2üköpsige Diebesbande vor Gericht.
Osfenbu r g, 12. Juni. Eine 20köpsise Dieb es- und Hehler-
bande beschäftigte seit 5 Tagen Die Offenburger Strafkammer. Im
Jahre 1921 und -im Januar 1922 verübte die Bande in Der Bühler-
und Achener-Gegend eine große Anzahl von Einbrüchen und Dieb-
stählen. Gestohlen wurde alles was nicht niet- und Nägelfest war.
Die gestohlenen TmLen stellen einen -gang erheblichen Wert dar.
Die DiVbstcWc wurden mit großem Raffinement ausgesührt; bei
einigen derselben waren die Täter bewaffnet. An Strafen wurden
inSgesamt verhängt 22)4 Jahre Zuchthaus und 14 Jahre 9 Monate
Gefängnis. Nach Verkündung des Urteils hat sich ein Teil der
Anae-klaMn zu Beschimpfungen und Widerstand gegen ihre Fesse-
lung himeißen lassen, was aber Durch das Eingreifen Der anwe-
senden Gendarmerie- und Polizeivsamten schnell beendet wurde.
M-M-MÄ KUlSMKWM.
abends 8 «hr im Gasthaus „Zum Ochsen", halbjährige General-
verfammlan». Das Erscheinen aller Mitglieder ist dringend not-
wendig. 2262

WerfttMMlungLkKlsKdLN.
Dossenheim. Samstag, 15. Juli, abends 8 Uhr in: Lokal Bergstraße
M i t g l i eD er - V e r s a mm lu u g. Tagcsöidiiung: Der
Mord an Rathenau und leine politischen Folgen. Referent!
Hauptle-ürer Schmitt.
Dallau. Samstag, den 45. Juii, abends 8 Uhr im Parteilokal
M i t g l i e d er - V c ri a m m l u n g. Referent: Parteisckre-
tär A m a n n-
 
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