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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0041

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1. HEFT W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS

21

Fig. 70 ist dem Werke „de re militari,, des
Valturius (375—392), gedruckt Verona 1482, ent-
nommen und findet sich auch im deutschen Wegez,
Augsburg 1529.
Schnepper und Widerlagsständer stecken ge-
meinsam in einem Fufs mit halbkugelförmigen
Ende, so dafs sie um ihre Achse gedreht werden
können, wodurch eine Seitenrichtung ermöglicht
wird. Das Geschofs, hier ein Pfeil, ruht einer-
seits auf dem Ständer, andererseits auf einer

sind Maschinen dieser Art nicht erwähnt. Über
ihre Wirkung im Kriege liegen keinerlei Nach-
richten vor; Sir Ralph Payne - Gailwey hat mit
einem Modell, dessen Feder aus acht Streifen
Eschenholz von 7,6 cm Breite und 6,4 cm Dicke
gebildet war und eine Länge von 1,27 m hatte,
einen Armbrustbolzen4) 146 m weit fortge-
schleudert.
In einer Zeichnung nach Justus Lipsius
De Militia Romana (Polybios) Antwerpen 1598,


Fig. 72. Aus Viollet le Duc

Stütze, die die Spitze des Pfeils hebt oder senkt,
je nachdem man sie auf den Stufen auf der vor-
deren Seite des Widerlagers höher oder tiefer ein-
stellt. Der federnde Arm bestand aus elastischem
Holz oder war nach Art der zusammengesetzten
Bogen aus mehreren Schichten zusammengeleimter
Platten elastischen Holzes gebildet. Ob stählerne
Federn, wie Jähns, Geschichte des Kriegswesens
S. 637 annimmt, zur Zeit des Valturius in den er-
forderlichen Abmessungen herzustellen waren,
ist unwahrscheinlich. Der federnde Arm wurde
durch Windewerke gespannt; eine Abzugs-
schnur mit Hakenverbindung löste, wenn sie an-
gezogen wurde, die Verbindung zwischen dem
federnden Arm und dem Spanntau und ersterer
schlug gegen das Geschofsende. Originale dieser
Waffe haben sich nicht erhalten, vor Valturius

schlägt der federnde Arm gegen vier Speere,
die in Schlitzen des Widerlagers ruhen. Eine
praktische Verwertung dieser Art Maschinen ist
nicht möglich; die vorschnellende Feder würde
die vorstehenden Speerenden nur nach oben
drücken und sie abbrechen. (Fig. 71.)
Eine dritte Zeichnung dieser Maschinen er-
scheint in Viollet le Duc „Dictionnaire rai-
sonne de 1’Architecture“, Paris 1861; auch
hier ruht der Pfeil in einem Schlitz des Wider-
lagers. Die Maschine ist der im Valturius nach-
gebildet, unter Benutzung moderner Technik. Der
deutsche Vegez hebt besonders hervor, dafs die
Schneppermaschinen vorzugsweise für Brandpfeile
(Phalarica) geeignet seien. (Fig. 72.)

4) Länge = 30,6 cm. Gewicht 71 g.

(Fortsetzung folgt)
 
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