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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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3. Heft
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Preradović, Duschan: Über Enterwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0123

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3. HEFT

D. v. PRERADOVIC, ÜBER ENTERWAFFEN

103

In Frankreich, wie übrigens in allen Marinen
von Bedeutung und europäischer Einrichtung,
war, wie schon unter Deutschland erörtert, ein
gewisser Teil der Mannschaft zum Entern oder


Fig. 4.

zur Abwehr einer feindlichen Enterung in Enter-
abteilungen (-Divisionen) gegliedert.
Diese Enterabteilungen (premier et deuxieme
abordage) wurden — wir folgen hier dem Hand-


buche von Lafay—, den Weisungen einer Ordon-
nanz vom Jahre 1827 entsprechend, bei beispiels-
weiser Annahme der Bestückung eines Linien-
schiffes von 82 Kanonen5) aus den Vormeistern


Fig. 6.
und Bedienungsnummern beider Bordseiten ge-
bildet. Und zwar gab ein 36-cm-Geschütz oder
eine 22-cm-Geschützhaubitze usw. je 5 Mann6)
für die erste Enterabteilung ab, somit im ganzen

Verstärkung der Manövermannschaft erheischte
an 108 Mann10); die Stückpfortenverteidigung 82
Mann n).
Die Bewaffnung der ersten Enterabteilung
bestand aus Entersäbeln und Pistolen (sabre
d’abordage et pistolet); die der zweiten aus
Entersäbeln; die Schützenabteilungen hatten Ge-
wehre, die Manöververstärkungsmannschaft und
die Löschabteilungen trugen Enterbeile (hache
d’abordage). Die Stückpfortenwachen in der
Batterie sowohl, als auch auf Deck hatten Picken
(pique) [Fig. 7].
Die Handgranatenwerfer wurden der Ma-
növermannschaft entnommen und waren, soweit
es anging, Marsgasten. Jeder Granatenwerfer war
mit einem Leinwandsacke, der bis zu 4 Stück
Handgranaten fassen konnte, versehen. — Die
Granatenwerfer begaben sich, wenn die Enter-
abteilungen gerufen wurden, in die Marsen.
Kam es dann zu einer Enterung oder zur Ab-
wehr einer solchen, so legten die Granatwerfer
auf den Rahen aus, zu welchem Zwecke Lauf-
stage gesetzt waren. Auf den Rahen befindlich,
postierten sie sich in Abständen derart, dafs
sie sich gegenwärtig nicht behindern konnten.
Die Zahl der Granatwerfer war mit 80, 60, 50
bezw. 40 für die vier Linienschiffsklassen fest-
gesetzt.
So wie in den meisten Marinen war auch
in Frankreich der Enterdregg (Fig. 8) ein-
geführt.
Griechenland.
Über die Enterwaffen dieses Landes schrieb
mir Herr D. Theochary, Königl. Linienschiffs-

li
Fig. 7.

etwa 200 Mann (wobei die Unteroffiziere, Zimmer-
leute, Granatenwerfer nicht eingerechnet sind).
Die zweite Enterabteilung bestand aus ca. 70
Mann der Geschützbemannungen7). Für die
Schützengruppen entfielen an no Mann8); für die
Verstärkung dieser Gruppe an 60 Mann9); die
5) I. Batterie: 24 Stück lange 36-cm-Geschütze und
4 Stück 22-cm-Geschützhaubitzen; II. Batterie: 26 Stück
18-cm-Geschütze und 4 Stück 16-cm-Geschiitzhaubitzen;
Deckbatterie: 20 Stück 36-cm-Caronaden und 4 Stück
lange 18-cm-Geschütze.
6) Die beiden Bedienungsnummern Nr. 1 und Nr. 3 beider
Geschützseiten und die Nr. 6 der rechten Geschützseite.
7) Aus den 1. Vormeistern und den Bedienungs-
männern Nr. s links gebildet.
8) Aus den Bedienungsmännern Nr. 2 zusammen-
gesetzt.
9) Dazu war der Bedienungsmann Nr. 5 rechts be-
stimmt.

leutnant, vor einigen Jahren, dafs, während des
Befreiungskrieges im Jahre 1821 die griechische
Marine kein reglementärer Organismus, sondern
eine freiwillige Flotte war, deren Bestandteile
aus den Handelsschiffen der drei Inseln Hydra,
Spetzai und Psara gebildet wurden. Enterwaffen
waren damals keine. normiert. Erst nach der
Befreiung Griechenlands wurde die königliche
Kriegsmarine gegründet. Die für Enterzwecke
üblichen Waffen waren das Enterbeil, vavuuync
ndÄexvg; der Entersäbel, vuviiayoc anuOrj.
Gegenwärtig sind diese Waffen in der
griechischen Marine noch normiert, aber nur

10) Wurde durch die Bedienungsmänner Nr. 4 beider
Geschützseiten gebildet.
11) Dazu diente der Kardusenträger jedes Geschützes
und die Nr. 6 der linken Geschützseite.
 
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