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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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4. Heft
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Boenisch, Hermann: Die Artillerie-Handschrift des Valentin von Sebisch: (Breslau 1601)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0136

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116

HERM. BOENISCH, DIE ARTILLERIE-HANDSCHRIFT DES VALENTIN v. SEBISCH VI. BAND

möchte sich vielleicht manches Wertvolle finden;
z. B. scheint mir das Kapitel „Die 25 Fragen
Savogniani3) Gestehet auf die vestung palma
(gemeint ist sicher Palmanova im Gebiet von
Friaul) vnd verdeutschet durch M. Coppium“
(Blatt 3 bis 6) interessante Einzelheiten über den
italienischen Festungsbau im 16. Jahrhundert zu
enthalten. Der Text des ganzen Abschnittes

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Cod. 933, Fol. 54 vers. (verkleinert).
Flughahntheorie des V. v. Sebisch.
ist durch viele, sorgfältig ausgeführte Feder-
zeichnungen erläutert.
Für die Taktik des Festungskrieges ist
der Abschnitt „Artt vnndt weise wie ves-
tungenn eingenommen werden“ (Blatt 23
3) Gemeint ist Conte Giulio Savorgnano (1510 bis
1595), generale delle artiglierie der Republik Venedig. Er
hat sich als Befestigungskünstler ausgezeichnet und eine
Menge von Festungen entworfen, darunter auch Palma.
Sein Wirken und seine Schriften müssen sehr ge-
schätzt gewesen sein; denn auch Capo Bianco er-
wähnt (Corona e Palma militare di Artiglieria, Venedig
1598) ihn mehrmals. Im Druck herausgegeben wurde
(1869 von Vincenzo Joppi, Kgl Bibi. Berlin Rp. 2667.) nur
der im cod. XIV pag. 140 der Bibi. Marciana enthaltene
Discorso circa la difesa del Friuli (1570). Die übrigen
Schriften Savorgnanos sollen in venetianischen Bibliotheken
vorhanden sein; nach Jaehns befindet sich sein Traktat
„Riposta ragionata“ in der Ambrosianischen Bibliothek.

bis 31) nicht ohne Interesse; an mehr als einer
Stelle mutet uns der Inhalt des ebenfalls mit
hübschen Federzeichnungen gezierten Kapitels
ganz modern an.
Für die Datierung unserer Handschrift
findet sich auf Blatt 23 (links) die entscheidende
Notiz: „Angefangen A° 1601 den 15. Febr Patauij
Anton“ (Tag des hl. Antonius von Padua).
Blatt 32 bis 36 handeln von Minieren.
Der für die Waffengeschichte interessantere
Teil der Handschrift, von Blatt 38 ab, behandelt
die Artillerie. Die Überschrift lautet:
„Unterricht vom Geschütz
ge zogen
aus
Georg Mathespergerss buch
Büchsenmaister von Insprug
in Tirohl.“
Wann Sebischs Gewährsmann Mathes-
perger gelebt hat, ist nicht mehr bekannt, wie
mir das Museum Ferdinandeum in Inns-
bruck auf meine Frage bereitwillig antwortete;
ebenso ist das Werk des genannten Büchsen-
meisters verschollen.
Sebisch gibt zuerst eine Mischung des
Stückgutes: „Will man stück giessen, sie seindt
gross oder klein, so solle der giesser allerwege
nehmen, 6. Ctr glockenn speiss vnndt 5-Ctr kupfer
vnndt 1. Ctr Zihn, so gehet von den 12. Ctr einer
ab4 *), aber es wirdt eine gute Melodei daraus,
Etliche nehmen auch Gallundt6), vnndt Pleiweis
darunter, so werden die stucke fein goldt färb.“
Es folgt die Aufzählung und Beschrei-
bung der Geschütze. Hier unterscheidet
Sebisch durchaus andere Kaliber als alle andern
deutschen Artilleristen der gleichen Zeit. Schon
in der Zahl der Geschützarten weicht er ab;
denn er sagt: „Mann soll haben zwolfferley
stuck vnndt geschütz“ß), während Reinhart der
Ältere, Graf zu Solms (1559) 4 „Prechgeschütze“
4) Als sogenannter Abbrand.
fl) Gallundt, anscheinend verderbt aus Galgant, Ga-
langa, Name einer Wurzel, die offizinell und auch zum
Färben gebraucht wurde. Die Annahme, es könnte Galmei
(Zinkerz) gemeint sein, trifft wohl nicht zu, da ausdrücklich
von der Farbe gesprochen wird. Ebensowenig ist m. E.
anzunehmen, dafs es heifsen soll „Gail vnndt Pleiweis“,
dafs also das eine „unndt“ versehentlich niedergeschrieben
worden ist; denn zwischen den beiden Worten steht ein
deutliches Komma, ferner ist das erste unndt mit U, das
zweite mit v geschrieben. Wir werden also die Färber-
wurzel annehmen müssen, wenngleich die Form „Gallundt“
sonst nirgends, auch in Grimms Wörterbuch nicht, vor-
kommt.
6) In der Handschrift sieht die Buchstabenverbindung
tz fast wie cz aus; ich schreibe tz weil es schon die Drucke
des 16. Jahrhunderts tun; das cz ist um diese Zeit bereits
veraltet.
 
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