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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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11. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0417

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LITERATUR

11. HEFT

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*
Stellung nach Gebrauch und Handhabung einer Waffe, der
Verzicht auf das Befragen poetischer Stilmittel und die
Nutzbarmachung der epischen Handlung kann hier zum
Ziele führen. Dafs wir den nackten epischen Bericht über
eine Waffenaktion wirklich als realisierbar hinnehmen dürfen,
dafs z. B. Hartmann v. Aue, Iwein V. 5327h und 7077f.
eine tatsächlich mögliche Speerführung vorgeschwebt hat,
deren durch die Zeit des Übergangs bedingte Singularität
ich übrigens a. a. O. S. 34 mit allem erdenklichen Nachdruck
betont habe, werde ich bei Gelegenheit den Zs.VI, 255 erhobe-
nenEinwürfen gegenüber nicht nur aus der leichteren Lanzen-
form und dem notwendigen Brustschutz (a. a. O. S 35) wahr-
scheinlich machen, sondern auch durch gleichzeitige Minia-
turen direkt belegen. Ebendann denke ich auch für die
intime Waffenkenntnis der Herrad noch eine Lanze zu
brechen.
Da nun aber die bisherigen Sammelarbeiten über Zweck
und Gebrauch einer Waffe keine genügende Auskunft geben,
mufs die waffenkundliche Durchforschung mittelalterlicher
Dichtungen noch einmal unter den neu aufgestellten Gesichts-
punkten vorgenommen werden. Die Durchführung dieser
Arbeit als einer der wichtigsten Voraussetzungen der langer-
sehnten Geschichte mittelalterlicherBewaffnung würde durch
das Vorhandensein einer waffenkundlichen Bibliographie,
die als notwendiges Rüstzeug wissenschaftlicher Forschung
nicht energisch genug gefordert werden kann, wesentlich
erleichtert. Diese Bibliographie, die uns bei weitgehender
Arbeitsteilung vor unnützen Wiederholungen bewahren
würde, hätte auch verhindert, dafs nah verwandte Spezial-
untersuchungen wie Wegner, Angriffswaffen der Angel-
sachsen (1899); Keller, Anglo-Saxon weapon names (1906)
und Gefsler, Trutzwaffen der Karolingerzeit (1908) völlig
unberührt nebeneinander stehen, und zwar die beiden letz-
teren Arbeiten, ohne eine der in den Jahren 1903 —1908 er-
schienenen archäologischen Beowulfstudien des Schweden
Knut Stjerna zu kennen. Möchte sich wenigstens vorläufig
die Zeitschrift für historische Waffenkunde entschliefsen,
künftighin ihren Literaturberichten die Titel aller nennens-
werten Neuerscheinungen ohne Rücksicht einer eventuellen
späteren Besprechung anzufügen; des Dankes und der Unter-
stützung ihrer Leser darf sie von vornherein sicher sein.
J. Schwietering.

Franz Weinitz, Berlin: Der Erzgießer Johann
Jacobi.
Im Verlag von Karl Curtius erschien jüngst eine Arbeit
unseres Vereinsmitgliedes Professor Dr. Weinitz über den
Metallgiefser Jacobi, die das Ergebnis eines sorgfältigen
Studiums zuverlässiger Quellen ist. Die hochinteressante
Schrift schildert das Leben und die Arbeiten des Meisters,
der sich besonders durch den Gufs des Denkmals des
Grofsen Kurfürsten auf der Kurfürstenbrücke in Berlin und
der ioopfündigen Riesenkanone Asia (besprochen von
Weinitz in Bd. III, Heft 8 dieser Zeitschrift) einen ge-
achteten Namen schuf. Jacobi, der lange Jahre als Gehilfe
bei den berühmten Giefsern Gebrüder Keller in Paris ge-
arbeitet hatte, war vomjahre 1697 im Giefshaus des Kurfürsten
Friedrich III. von Brandenburg als Kunst- und Artillerie-
giefser in Berlin tätig. Hier fertigte er auch die prächtigen,
unter dem Namen „die zwölf Kurfürsten“ bekannten Kai-
taunen, deren eine, das Rohr Albrecht Achilles, sich noch
in der Sammlung des Königlichen Zeughauses befindet.
Die Weinitzschen Feststellungen sind für die histo-
rische Waffenkunde von grofsem Interesse und können
allen Waffenfreunden bestens empfohlen werden. Die an-
sprechende Arbeit, ausgestattet mit dem Porträt des Meisters
und vortrefflichen Abbildungen seiner Hauptwerke, ist zu-
gleich eine wohlverdiente Ehrenrettung Jacobis. Schöning
läfst ihn nämlich infolge einer bedauerlichen Verwechslung
in den „Historisch-biographischen Nachrichten zur Ge-
schichte der Brandenburgisch-Preufsischen Artillerie“ am
Trünke sterben, während Weinitz an der Hand des Toten-
buchs der Friedrich-Werderschen Kirche einwandfrei fest-
stellt, dafs Jacobi als Inspektor der Giefserei anno 1726 im
Alter von67 Jahren einem Schlagflufs erlegen ist. Sterz el.
Veränderungen:
Baron Armin von Engelhardt ist zum Sekretär beim Kais.Russ.
Konsulat in Buenos Aires (Argentinien) ernannt worden.
Dr. jur. Graf Lambert von Oberndorff ist nach München,
Amalienstr. 77III verzogen.
Frau Oberstleutnant L. Bleuler-Rohr, Gampeln bei Bern,
Schweiz, verkauft gut erhalten: Bd. I—V vollständig, Bd. VI
die drei ersten Hefte der Zeitschrift für historische Waffen-
kunde. — Preis pro Band 20 Mark.

General der Infanterie Geza Baron Fejervary
f 25. April 1914
In dem berühmten ungarischen General und Staatsmann, der nach dreiundsechzig-
jähriger Dienstzeit, nach einer an soldatischen und politischen Erfolgen und
Ehrungen überreichen Laufbahn im Alter von einundachtzig Jahren gestorben ist,
dem Kanzler und einem letzten Ritter des Militär-Maria-Theresia-Ordens, betrauert
der Verein für historische Waffenkunde eines seiner ältesten Mitglieder, eine Per-
sönlichkeit, die durch den Glanz ihres Namens auch dem Verein zur höchsten Zierde
und Ehre gereichte. R. I. P.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Erich Haenel in Dresden. — Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung in Dresden.
 
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