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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 2
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Wahle, Ernst: Ein römisches Bildwerk aus dem Willstätter Walde: Bez.=A. Kehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0053

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Breite öes Kopfes zu seiner Tiefe aus öer Aufstellung öes Bildwerkes in
einer Aische. Jn öiesem Falle war öer Steinmetz auf öie Ansicht feinejs
Werkes von vorne eingestellt und vernachlässigte die Betrachtung von ösn
anderen Seiten aus. Die Latsache öer oberflächlichen Behanölung öer gan-
zen Aückseite des Bildwerkes würde diese Auffassung stützen; das allein
vorliegende kleine Bruchstück gestattet aber in dieser Hinsicht keinen Entscheid.

Besondere Beachtung verdient öer Fund wegen seiner Herkunst aus
einer Landschast, welche nicht nur an römischen, sondern an vor- und früh-
geschichtlichen Funöen jeöer Zeitstellung sehr arm ist. Die geringe Höhen-
lage öes Hanauerlanöes über dem Grundwasserspiegel des Aheines und
seiner Aebenflüsse hat bis in das Mittelalter hinein dichte Beöeckung mit
Wald und Sumps zur Folge gehabt. Jnfolgedessen war auch die menschliche
Desiedelung bis zum Mittelalter dort sehr gering. So versteht man, warum
diese Landschaft bisher so wenige römerzeitliche Funde geliefert hat. Ab-
gesehen von den einzeln gefundenen, in dieser Hinsicht nicht viel sagenden
Münzen ist nur eine Gigantengruppe von Lichtenau^ und ein Bruchstück
eines Biergöttersteines von Eckartsweier ^ zu nennen. Dieser letztere Fund
ist „im Psarrhausgarten hinter öer Kirche beim ülmgraben öes ehemaligen
Friedhoses" gehoben; es liegt nur öer mittlere Teil des Viergöttersteines
vor, welcher nach Ausweis seines Erhaltungszustandes in nachrömischer
Zeit als Baustein Berwenöung gefunden hat. Es muh also mit der Mög-
lichkeit gerechnet weröen, dah das Stück von einem anderswo zu suchendeNj
einstigen Aufstellungsort nach Eckartsweier verschleppt woröen ist. Gerade
unter Berückstchtigung der Armut öes Hanauerlandes an Bausteinen erscheint
dres nicht ausgeschlvssen. Bei öem Merkurbilöe aus dem Willstätter Walde
wird man an diese Möglichkeit wohl kaum zu öenken brauchen. Jm Hinlblick
hierauf verdient aber der Llmstand Beachtung, dah der neue Fund nicht
in der Aachbarschaft der öas Land durchziehenden römischen Strahe von
Strahburg nach Offenburg gehoben woröen ist, wie man es in Anbetracht
öer Waldbedeckung eigentlich erwarten sollte, sondern drei Kilvmeter ab-
seits von ihr.

Als Zeugnis öer Verehrung des Merkur findet öas Denkmal aus öem
Willstätter Walde zahlreiche Parallelen auf südwestdeutschem Doden. Die
schriftliche Lieberlieferung lehrt uns diese Tatsache verstehen. Caesar be-
richtet (cke bello Oallico VI 17, 1) von öen Galliern: Oeorum maxiine icker-
curium colunt. kckuiu8 sunt plurima simulacra; und Tacitus nennt (Ger-
mania IX) Merkur als öen am meisten verehrten Gott öer Germanen.

Eine gewisse Bedeutung kommt dem neuen Stück zu im Hinblick auf öie
räumliche Derbreitung der Merkur-Denkmäler. So häufig diese Funde in
Südwestdeutschland im allgemeinen sind, es können doch zwei Gebiete mit
wesentlich verschiedenen Berbreitungstatsachen unterschieden werden. Der
Fund aus dem Willstätter Walde bezeichnet öie Grenze öieser beiden Ge-
biete, soweit sie durch Baden läust. Km Anterlanö sind Bildnisse des Merkur
und Weihinschristen, welche seinen Aamen nennen, keine Seltenheit, wäh-
rend sie im Oberlanö vollständig fehlen. Die südlichsten bisher bekannten
Stücke sind öie von Baden-Baden und den benachbarten Dörfern Balg und
Haueneberstein H auch die ülmgebung von Rastatt hat einige geliefert V Der
neue Fund aus öem Willstätter Walde verschiebt öiese Grenze um ein be-
trächtliches Stück gegen Süden.

Bm Elsah sind ebensalls zahlreiche Merkur-Denkmäler gesunöen; „von
keinem anderen Gott besitzt öas Museum sin Strahburgj annähernd so viele
Darstellungen als von dem Mercurius" Aber der Fülle öer Denkmäler

^ Diese Zeitschrift Heft 1, S. 27—31.

^ E. Wagner, Fundstätten und Funde in Baden I, 1908, S. 235 f.

^ E. Wagner, S. 34—36, 43.

5 Ebenda, S. 50. 51, 56.

b R. Henning, Denkmäler der Elsässischen Altertums-Sammlung zu
Strahburg i. E. von der neol. bis zur karol. Epoche, 1912, S. 50.

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