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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Volkstümliche Bauweise
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0215

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DER BAUMEISTER » 1908, JULI.

117


Bürgerstube mit Biedermeier- und Louis XVI. Möbel. (Historische Ausstellung in Tölz 1905 )

Geschäftsbetrieb u. dergl., die Wohn- bezw. Schlaf-
räume für das Braupersonal und die eigentlichen
Brauereibetriebsräume — das Sudhaus und Ma-
schinenbaus — letzteres in einem besonderen An-
bau. Als eine unangenehm sich geltend machende
Notwendigkeit kommt für einen derartigen Zwecks-
bau stets der hohe Schornstein in Betracht. Da
dieser aber nun schon einmal notwendig ist, bleibt
dem Architekten keine andere Wahl als sich mit
diesem Erfordernis abzufinden so gut als er es
eben kann und dabei jedenfalls darauf bedacht zu
sein, dass die Wirkung des Bauwerkes oder dessen
Umgebung durch einen solchen Kaminbau nicht
allzusehr beeinträchtigt wird.
Dieser Forderung suchte Zell in diesem Falle
dadurch zu entsprechen, dass er den Kamin nicht
freistehend neben dem Gebäude sondern mit diesem
verbunden errichtete. Der quadratische, zum Teil
in Achteckform übergeleitete Unterbau ist mit
Kalkmörtel verputzt, der obere zylinderförmige Teil
aus roten Maschinensteinen ausgeführt. Die Ab-
sicht des Architekten, für den oberen Teil grün-

farbige Steine zu verwenden um den Schornstein mit dem
Pflanzengrün der Umgebung in Verbindung bringen zu
können, hat sich mangels eines geeigneten Materials als un-

Auge zu entrücken und die oberhalb befindliche Plattform
etwas zu vergrössern. An der linken Seite wurde ein Pavillon
errichtet, der die unschön wirkende Dachform einer Holzlege


und Waschküche entsprechend verdeckt und die Ge-
samtwirkung der Bauanlage in erfreulichem Masse
beeinflusst. Auch die Einfriedung ist zum Teil
neu geworden; die Mauerpfeiler der Zugangstore
erhielten geschmiedete Laternenaufsätze. Mit den


gelungen durchgeführten Restaurierungsarbeiten
ist ein beachtenswerter Beitrag zum Kapitel „Denk-

malspflege“ geleistet. Das alte Bauwerk blieb vor
unerfreulichen Verbesserungen verschont. Der
t- <• i i ..i i i i • i Arch. Franz Zell, München. Fürstpröbstl. Bräustübchen im Hofbräuhaus in Berchtesgaden.
Architekt war mit Erfolg bemüht, das ruhige und Ausstellung Nürnberg 1906).
eigenartige architektonische Bild zu wahren und zu vervoll- tunlich erwiesen. — Von Zell stammt schliesslich auch der
kommen. Er hat mit Aufwand von geringen Mitteln eine Entwurf für die Münchener Bierhalle der Ausstellung

der ganzen Bauanlage und ihrer Umgebung entsprechende München 1908.
Wirkung erzielt, im beson-
deren aber den Reiz des alten
Bauwerkes durch Verwendung
von Farbe entsprechend zu
heben gewusst. Der weisse
Verputz der Mauerflächen des
Gebäudes und der Terrassen-
mauer, die Farbe des Daches,
die grünen Läden, das lichte
Grau des vielfach verwendeten
Tuffsteinmaterial und präch-
tiger Baum- und Blumen-
schmuck vereinigen sich zu
einem stimmungsvollen Ak-
kord.
In erfreulichem Gegensatz
zu den häufig zu beobach-


Diese gemeinsam mit den
Architekten 0. Dietrich und
0. 0. Kurz bearbeitete und
ausgeführte Bierhalle mit ei-
ner Frontlänge von annähernd
100 m bildet den östlichen Ab-
schluss des Vergnügungs-
parkes der Ausstellung und
umfasst einen grossen Saal mit
35 m Länge und 20 m Breite,
dem sich ein kleiner Neben-
saal und die für den Wirt-
schaftsbetrieb erforderlichen
Räume anschliessen.
Eine eingehendere Bespre-
chung dieser für annnähernd
6000 Personen Platz bietenden

tenden Erscheinungen auf
gleichem Gebiete steht auch

Arch. Jul. Habicht u. Wolfg. Siemering, Berlin.

Landhaus des Geh. Reg.-Rates O.
Grimm in Westend. *

Hallenanlage wird in einem
der nächsten Hefte folgen.

der nunmehr vollendete Neubau des Hofbräuhauses in
Berchtesgaden. Dieser von Zell entworfene Bau umfasst
äusser einer Anzahl von Räumen für den kaufmännischen

Aus der Grossen Berliner Kunstausstellung 1908.
 
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