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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Landhaus Dr. H. Löhers, Neckargemünd und Landhaus A. Wienkoop Eberstadt: Architekt: Arthur Wienkoop, Eberstadt
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Schliepmann, Hans: Vorgartenstrassen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0148

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DER BAUMEISTER = 1908, FEBRUAR.


weisen kann; bunteLap-
pen , das sind tausend
auseinanderfliehende
Versuche zu „originel-
ler“ Gestaltung des Ein-
zel-Wohnhauses, geben
kein harmonisches Ge-
wand, wie die Strassen
bis etwa 1840 es auf-
wiesen — oft schlecht
und recht nur, doch
immer echt.
Seither sucht man die
Schönheit für unser
unter der Uebervölke-
rung und Mammon-
knechtschaft entartetes
Geschlecht aus der Re-
torte zu destillieren.

Arch. Arthur Wienkoop, Darmstadt-Eberstadt.

Landhaus A. Wienkoop, Eberstadt. (Siehe Tafeln 35 u. 36.)

Man fühlt wohl einmal,
dass unsere modernen

schoss sind Wohn- und Schlafräume, Fremdenzimmer, Bad etc.,
darüber grosses Atelier und Kammern.
Die sehr intim wirkende und von gutem künstlerischen
Empfinden zeugende Architektur ist einfach, Bruchsteinsockel,
geputzte Flächen, Ziegeldach, wie das jetzt so üblich ist.
Die Herstellungskosten, mit Grunderwerb, Gartenanlagen,
Einfriedigung etc. betrugen etwa 26000 M.

V orgartenstrassen.
Von Hans Schliepmann.
„Des Körpers Form ist seiner Seele Spiegel“ ist der Leit-
spruch für des alten Böttichers Tektonik. Gilt letztere nicht
mehr: der Spruch behält sein Recht, so weit innere Ent-
wickelung die Welt der Dinge zu beeinflussen vermag —
und das ist in viel grösserem Umfange der Fall, als man
gelegentlich glaubt. Noch das Volk spiegelt sein Innenleben
in dem, was sein Körper ist: in seinen Behausungen, seinen
Städten. Aus einheitlicher Volksseele entsprangen die herr-
lichen Städtebilder, die wir heut noch bewundern und doch
nicht nachahmen können, weil unsere zerschlissene und zer-
rissene Zeit eben nur das Harlekinsgewand ihrer Seele auf-


Landhaus A. Wienkoop, Eberstadt.

Städte trotz aller wachsenden Prachtentfaltung nicht schöner
wirken als die alten und möchte nachhelfen. Selbst städtische
Körperschaften mühen sich gelegentlich an der Retorte: heraus-
kom-

men die
Reiss-
schie-
nen-
bebau-
ungs-
pläne
(hier
tagt es
freilich
gegen-
wärtig
bereits
etwas),
die
durch-
löcher-
ten Plät-
ze mit
dem
Denk-
mal auf
des Prä-
sentier-
tellers
Mitte,
die bau-
polizei-
lichen
Be-
schrän-
kungen
für Ge-
bäude-
höhen
und -aus-


wüchse Landhaus A. Wienkoop, Eberstadt.
— noch
der beste Teil aller Mühen! — und die Promenaden- und
Vorgartenstrassen. Letztere müssen geradezu als ein Schul-
beispiel gottverlassener Pseudo-Aesthetik bezeichnet werden,
und dass man diese Behauptung in weiten Kreisen noch für
eine Ungeheuerlichkeit erklären wird, beweist nur, wie tief
wir eben mit unserer ganzen Kultur noch in der Pseudo-
Aesthetik drinsitzen, wie wenig wir sehen gelernt haben.
Versuchen wir also, den Ungläubigen die Augen etwas
aufzumachen.
Die Vorgartenanlagen in städtischen Strassen sind eine
Erfindung der letzten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Auch
 
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