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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0028

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Manila Scantilla und Didia Clara.

Didia Clara publi eiert von P. Erc. Visconti im Bullet, municip. 1874,
Tav. X. 3. 4). Ihre Haartracht entspricht den Münzen nicht, da
die Ohren beidemal frei sind und der Schopf eine ganz andere Ge-
stalt hat. Somit bleibt für Scantilla kein anderer Grund, als die
von Visconti ihr zugeschriebene, in Wahrheit aber nicht über-
lieferte Hässlichkeitx, und für Didia Clara gar nur der benachbarte
(nicht etwa gleiche) Auffindungsort, dort Vigna Belardi an der
Strasse S. Croce di Gerusalemme, hier Villa Palombara. Uebrigens
scheint auch C. L. Visconti seinem Vater nicht beizustimmen, denn
er sagt im Bullet, municip. XII. 1884 im Appendix zu Cantarelli’s
Aufsatz: „Von Scantilla und Didia Clara existieren keine authen-
tischen Bildnisse in den römischen Museen.“

Zwei aus Born stammende Büsten in Parma (Dütschke V.
Xr. 895 und 885) 1 2. Xr. 895 ein schöner, ungemein schmaler Matronen-
kopf mit Doppelkinn, von stolzem Ausdruck; das perückenartige
Haar in fünf oder sechs mit der Stirn parallel laufende Wülste
gelegt. Der andere Kopf mit hoch gewölbtem Scheitel zeigt in
der Haartracht Anklänge an Didia Clara, kann aber seinem Alter
nach nicht als Tochter der vorigen betrachtet werden.

Offenbar unrichtig auf Scantilla bezogen:

Die Büste der capitolinischen Kaisersamml. Nr. 47 (abg. Bottari II. 51),
schon von Visconti als J. Mamaea erkannt.

Eine Wiederholung derselben im Museo Torlonia Nr. 476 (abg. Mon.
Tori. Taf. 145. 463).

Die ähnliche, doch wohl in der Person verschiedene in Neapel, 1. Corr.
links, Gerh. Nr. 234 (abg. Mus. borbon. XIII. 52; Phot. Sommer 1569), auf
Bruststück von Alabastro cotognino.

Die Büste in B e r 1 i n Nr. 380 (abg. im Profil Cavaceppi Racc. II. 46;
en face im Berliner Katalog).

Alle diese mit hinter die Ohren gekämmtem Seitenhaar, was für uns, die
wir auf das Kriterium der Münzen angewiesen sind, allein schon ein genügen-
der Grund zur Verwerfung.

Bedeckte Ohren, aber sonst mehr die Erisur der antoninischen Zeit hat die
sogenannte Scantilla im Braccio nuovo Nr. 55, ein hübsches jugendliches Ge-
sicht, ohne Zweifel identisch mit der sogenannten Plautilla im Museo Chiara-
monti Nr. 525.

Ueber die Campana’sche Statue der sog. Didia Clara im Louvre,
Salle de Sept. Sev. Xr. 2288 und ebenso über den von Guattani auf
sie bezogenen Chigi’schen Kopf in München Xr. 220 siehe bei
Julia Domna.

1 Vgl. p. 12. Anm. 2. Schon Cantarelli im Bull, municip. XII. 1884, p. 97.
Anm. 3 sagt: Nel breviario di Eutropio, al luogo citato, codesio giudizio estetico non
si ritrova, ne io saprei davvero a quäle scrittore il Visconti abbia attinto quella notizia.

2 Von denen aber nicht Nr. 895, wie Dütschke sagt, sondern Nr. 885 den
Namen Didia Clara führt.
 
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