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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0032

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18

Albinus.

(len Niger besiegt, brach der Krieg auch gegen Albinus aus, und
die Schlacht bei Lyon 197 machte der Laufbahn desselben ein
Ende. — Severus war damals 51 Jahre alt. Wenn er seinen Gegner
durch Adoption und durch Aussichten auf die Nachfolge hinzuhalten
gewusst hatte, so muss man annehmen, dass Albinus jünger war.
Das lässt Herodian 1 auch ausdrücklich den Severus in einem Briefe
sagen: Grade eines solchen Mannes (wie Albinus) bedürfe man,
von edler Abstammung und von noch rüstigem Alter 2, während er
selbst schon bejahrt sei und an der Gicht leide etc. Wie sich dann
aber die Notiz des Capitolinus, dass Albinus älter gewesen sei als
Pescennius Niger 3, noch aufrecht erhalten lässt, muss dahingestellt
bleiben.

Ueber sein Aeusseres berichtet Capitolinus4: „Er war von
hohem Wuchs, hatte krauses, gelocktes Haar (capillo renodi), eine
breite Stirn und eine merkwürdig weisse Haut, von welcher er auch,
wie Viele meinen, seinen Beinamen erhielt.“ — Dabei hatte er einen
ernsten, strengen, zum Jähzorn geneigten Charakter, gemischt aus
Tugend und Laster, ut non male sui temporis Catilina diceretur, wie
derselbe ihm allerdings nicht freundlich gesinnte Schriftsteller sagt.

Zur Zeit, als Septimius Severus sich um die Ereundschaft des
Albinus bewarb, hatte er ihm Statuen errichten und sein Bild durch
den Senat auf Münzen prägen lassen 5, und ohne Zweifel wurden
auch in den Ländern, wo Albinus eine Zeit lang wirklich als Kaiser
galt (Britannien, Gallien), öffentliche Bildnisse von ihm aufgestellt.
Indes nach der Schlacht bei Lyon mussten sie natürlich zum Teil
wieder fallen, zumal da Severus später selbst nach Britannien kam.
Man hat daher allen Grund, bei der Bestimmung von Albinus-
statuen zurückhaltend zu sein.

Auf den Miinzen hat er eine rundliche Kopfform, dichtes,
gebiischeltes, die Stirn im Winkel begrenzendes Haar und einen
kurzen Vollbart, eine vorgewölbte Stirn und eine niedrige, an der
Wurzel stark eingezogene, stumpfe Nase. Häufig ist dieselbe gradezu
aufgestülpt, niemals gebogen. Seine Bildnisse sind denen des Severus
verwandt (Münztaf. I. 8. 9).

1 Herocl. II. 15.

2 ’Avopöi; tyjv IjXtxtav eu 6<xjjici£ovToc;.

3 Ad Imperium venit natu jam grandior et major Pescennio Nigro. Capit.
Alb. cap. 7.

4 Cap. Alb. 13.

5 Herod. II. 15.
 
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