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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0033

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Vaticanische Statue. Büstentypus (?).

19

Ziemlich allgemein glaubt man in dem Kopf einer vaticani-
sdien Statue, Statuengallerie Kr. 248 (abg. Taf. VIII) \ das Bild-
nis des Clodius Albinus zu besitzen. Er gehörte früher dem Kunst-
händler Belisario Amidei, und wurde zum Behuf seiner Aufstellung
im Vatican mit einem bei Civitä vecchia gefundenen Panzertorso
verbunden. Obgleich die Schädelform hinten nicht so herausgewölbt
wie auf den Münzen und die Haargrenze um die Stirn mehr bogen-
förmig als winklig, so ist doch anzuerkennen, dass die Deutung an
den allgemeinen Proportionen, am Charakter von Haar und Bart,
namentlich an dem seitwärts laufenden Schnurrbart und an der vor-
gewölbten Stirn einen gewissen Halt hat, und dass ihr keine schwer-
wiegenden Bedenken entgegenstehen. Das krausere Haupthaar kann
als durch die Ueberlieferung des Capitolinus beglaubigt angesehen
werden. Die leicht gebogene Käse ist neu. Das Alles sagt indes
nur so viel, dass der Kopf möglicherweise den Clodius Albinus dar-
stellen kann. — Wiederholungen befinden sich in Petworth House
(Michaelis Anc. Marb. p. 611. 37) und in Dresden Kr. 117 1 2. Die
letztere ist jedoch sicher modern.

Auf dem schwankenden Boden der blossen Münzvergleichung,
auf den diese Benennung gebaut ist, könnte mit demselben Hechte
ein bisher auf Severus gedeuteter, aber mit dessen sicheren Büsten
nicht harmonierender Typus als Albinus bezeichnet werden, von dem
noch fünf oder sechs Exemplare vorhanden zu sein scheinen- das
bekannteste die sogenannte Severusbüste im Capitol, Kaiserzimmer
Kr. 50 (abg. Taf. XII)3, auf ungebrochenem Schuppenpanzer mit
über den Schläfen zurücktretendem Kraushaar und breiter, im
Profil gewölbter Stirn mit zwei Verticalfalten über der Hasenwurzel.
Hier mahnt uns aber schon ein äusserlicher Grund, nämlich der
italische Fundort von zweien oder dreien der Exemplare (worauf
wir bei Severus zurückkommen werden, unten p. 33), dass es ge-
ratener ist, von Albinus zu abstrahieren.

Auch nur angeblicher Münzähnhchkeit, und zwar einer noch
weniger zutreffenden als hei den bisherigen, verdanken ihren Kamen
und sind daher ganz zweifelhaft:

Die sogenannte Albinusbüste im Louvre, Saal der Mamaea
Kr. 2290, Descr. 267 (abg. Clarac pl. 1076)4, aus Villa Albani.

1 Pio Clem. III. 11; Pistolesi V. 88; Clarac pl. 964; Visconti -Mongez
pl. 47. 6. 7.

2 Vgl. Pio Clem. III. p. 52. Anm. 2.

3 Bottari II. 56.

4 Phot. Giraudon 1313; Bouillon II; und wahrscheinlich auch Mus. Nap.
III. 66, vgl. die unten (p. 21) erwähnte Münchener Büste.
 
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