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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0034

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20

Albinus.

Mit vollem krausem Haar und Bart, aber ohne die vorquellende
Stirn. Wahrscheinlich aus antoninischer Zeit und in der Person
mit dem fälschlich sogenannten Antoninus Pius in Wien Nr. 137 a
(Rom. Ikonogr. II. 2. p. 145. 72) identisch.

Eine Römerbüste in Madrid (Hübner Die ant. Bildw. in M.
Nr. 215).

Eine zweite Büste in Petworth (Michaelis Anc.Marb. p. 612.39).

Der sogenannte Albinus im Museo Torlonia Ar. 478 (abg.
Monum. Tori. 146. Ar. 565) sieht aus, wie wenn ein Bildhauer den
vermeintlichen Hannibal in Aeapel (Visconti Icon. gr. pl. 55. 6. 7)
einigennassen den Münzen des Albinus hätte annähern wollen, wie
denn eine Replik des Kopfes bei Cavaceppi II. 25 wirklich den
Aamen Hannibal trägt: Volles buschiges Haar und entsprechender
Bart, breite Proportionen, wilder Ausdruck. Als Afrikaner durfte
Albinus ja wohl dem Hannibal gleichen.

Von den sicher unrichtig Albinus genannten Bildnissen heben wir fol-
gende hervor:

Zunächst denjenigen Typus, der in der capitolinischen Sammlung unter
diesem Namen geht, und der, wenn auch nicht ganz unvereinbar mit den
Münzen, doch zu jugendlich für die supponierte Person ist, etwa 30 Jahre alt,
auch von einem Stil, der vielmehr auf die Mitte des 2. Jahrhunderts als auf
dessen Ende weist. Der Kopf kommt ausser im Capitol noch in zwei oder
drei Exemplaren vor, im Vatican, im Louvre und eventuell in Blundell Hall.
Doch ist bei keinem einzigen das Altertum festgestellt oder unangefochten.

1. Das im Capitol, Kaiserzimmer Nr. 49 (abg. Taf. IX)1, ist voll-
kommen erhalten auf ungebrochener nackter Büste mit Armansätzen. Auf dem
Rande des Piedestals in Majuskeln die Inschrift: Z-qvä<; sirobt. Das gelockte,
etwas ins Gesicht fallende Haar ist sorgfältig ausgeführt, zum Teil mit
herausgekehrten Spitzen, wie sonst bloss an Bronzeköpfen. Ein leichter krauser
Bart umrahmt das Gesicht und bedeckt Oberlippe und Kinnkehle, ohne die
Formen zu verbergen. Die Stirn ist niedrig, der Nasenrücken fast einwärts
gebogen. Der Kopf nach links gewandt. „Sehr sorgfältig gearbeitete Büste
eines Unbekannten aus liadrianischer Zeit.“ (Helbig Führer durch d. öff. Samml.
Roms I. p. 357). Sie wird von Wood2 für modern erklärt, welche Meinung
ich früher teilte; allein ein sicherer Grund dafür ist nicht vorhanden. Arbeit
und Corrosion des Marmors sprechen doch eher für Altertum. Auch an der
Künstleraufschrift wird, abgesehen von Wood, so viel ich sehe, von Niemand
Anstoss genommen3.

2. Die vaticanische Büste, Büstenzimmer Nr. 287 (früher im Mus.
Chiaramonti) ist nach demselben Original gebildet. Nur ist das Gesicht etwas
breiter und die Nase etwas stumpfer geraten. Auch die Arbeit gering, meiner
Ansicht nach modern.

1 Bottari II. 53.

2 Bullet, d. Inst. 1873. p. 8.

3 S. Löwy Inschriften griecli. Bildhauer p. 268. Nr. 383.
 
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