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Caracalla.
seinen Mienen etwas Trotziges, so dass diejenigen, die ihn als
Knaben gesehen, diesen gar nicht mehr in ihm erkennen wollten.“
Doch nennt ihn derselbe Schriftsteller, der diese Umwandlung be-
richtet, anderswo natura truculentus1. Schon im 14. Altersjahre
wurde er von seinem Vater mit Plautilla, der Tochter des Prä-
torianerobersten Plautianus, verheiratet; im 23. (211) folgte er ihm
auf dem Thron. Die zwei ersten Jahre seines Kaiserthums ver-
brachte er in Pom, hauptsächlich damit beschäftigt, seine wirklichen
oder vermeintlichen Gegner aus dem Wege zu schaffen. Dann
verliess er die Stadt und führte Kriege in Deutschland, in den
Donauländern, im Orient. Koch nicht 29 Jahre alt, erlag er bei
Karrhae in Mesopotamien der rächenden Hand seines Kachfolgers
Macrinus (217).
Caracalla wird von den alten Geschichtschreibern als einer der
blutgierigsten Tyrannen geschildert, die je auf Thronen gesessen,
höchstens noch mit der gelegentlichen Entschuldigung, dass er wohl
gestörten Geistes gewesen sei1 2. Schon gleich nach dem Tode seines
Vaters hatte er sich die Ermordung seines Bruders aufs Gewissen
geladen. Und an diese schloss sich eine förmliche Hetzjagd auf
Alle, welche im Geruch standen, für denselben Partei zu nehmen.
Dio 3 spricht von 20 000 Personen, die seinem Argwohn und seiner
Mordlust zum Opfer fielen, meist natürlich Angehörige der vor-
nehmeren Stände, gegen welche er von grimmigem Hass erfüllt war.
Andererseits buhlte er in unwürdiger Weise um die Gunst der
Soldaten, die er als Kameraden behandelte und für welche ihm kein
Donativ zu gross war. Abgesehen vom Krieg, hatte er nur Interesse
für Jagd, Circusspiele und Leibesübungen. Tn letzteren zu excellieren.
war sein höchster Ehrgeiz.
Ikonographisch bedeutsam ist namentlich die Manie, die er
hatte, Alexander den Grossen nachzuahmen. Er glich ihm zwar in
Kichts, hatte nicht einmal eine imponierende Gestalt, sondern war
von kleinem Körperbau 4, weshalb die Alexandriner ihn verhöhnten,
dass er bei ihnen den Alexander und Achilles. die stärksten und
grössten Heroen, spielen wollte 5 6. Die gegenteilige Behauptung des
Malalasö, er sei gross gewesen. dürfte kaum ins Gewicht fallen,
da desselben Schriftstellers Angabe, Caracalla habe eine krumme
1 Spart. Carac. 5.
2 Dio 77. 15.
3 Dio 77. 4.
4 Herodian IV. 7.
5 Herodian IV. 9.
6 Mal. XII. p. 295. 13.
Caracalla.
seinen Mienen etwas Trotziges, so dass diejenigen, die ihn als
Knaben gesehen, diesen gar nicht mehr in ihm erkennen wollten.“
Doch nennt ihn derselbe Schriftsteller, der diese Umwandlung be-
richtet, anderswo natura truculentus1. Schon im 14. Altersjahre
wurde er von seinem Vater mit Plautilla, der Tochter des Prä-
torianerobersten Plautianus, verheiratet; im 23. (211) folgte er ihm
auf dem Thron. Die zwei ersten Jahre seines Kaiserthums ver-
brachte er in Pom, hauptsächlich damit beschäftigt, seine wirklichen
oder vermeintlichen Gegner aus dem Wege zu schaffen. Dann
verliess er die Stadt und führte Kriege in Deutschland, in den
Donauländern, im Orient. Koch nicht 29 Jahre alt, erlag er bei
Karrhae in Mesopotamien der rächenden Hand seines Kachfolgers
Macrinus (217).
Caracalla wird von den alten Geschichtschreibern als einer der
blutgierigsten Tyrannen geschildert, die je auf Thronen gesessen,
höchstens noch mit der gelegentlichen Entschuldigung, dass er wohl
gestörten Geistes gewesen sei1 2. Schon gleich nach dem Tode seines
Vaters hatte er sich die Ermordung seines Bruders aufs Gewissen
geladen. Und an diese schloss sich eine förmliche Hetzjagd auf
Alle, welche im Geruch standen, für denselben Partei zu nehmen.
Dio 3 spricht von 20 000 Personen, die seinem Argwohn und seiner
Mordlust zum Opfer fielen, meist natürlich Angehörige der vor-
nehmeren Stände, gegen welche er von grimmigem Hass erfüllt war.
Andererseits buhlte er in unwürdiger Weise um die Gunst der
Soldaten, die er als Kameraden behandelte und für welche ihm kein
Donativ zu gross war. Abgesehen vom Krieg, hatte er nur Interesse
für Jagd, Circusspiele und Leibesübungen. Tn letzteren zu excellieren.
war sein höchster Ehrgeiz.
Ikonographisch bedeutsam ist namentlich die Manie, die er
hatte, Alexander den Grossen nachzuahmen. Er glich ihm zwar in
Kichts, hatte nicht einmal eine imponierende Gestalt, sondern war
von kleinem Körperbau 4, weshalb die Alexandriner ihn verhöhnten,
dass er bei ihnen den Alexander und Achilles. die stärksten und
grössten Heroen, spielen wollte 5 6. Die gegenteilige Behauptung des
Malalasö, er sei gross gewesen. dürfte kaum ins Gewicht fallen,
da desselben Schriftstellers Angabe, Caracalla habe eine krumme
1 Spart. Carac. 5.
2 Dio 77. 15.
3 Dio 77. 4.
4 Herodian IV. 7.
5 Herodian IV. 9.
6 Mal. XII. p. 295. 13.