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Nachäffung Alexanders des Grossen.
Nase gehabt x, durch die Denkmäler entschieden dementiert wird.
Auch der krause Haarwuchs, der noch dazu bald auf dem Scheitel
sich lichtete 1 2, machte den Nachahmer seinem Vorbild so unähnlich
als möglich. Um so mehr hielt er sich an Nebendinge und suchte
durch Haltung, Blick, Kleidung an Alexander zu erinnern. Er
gefiel sich darin, wie dieser (hei dem es durch einen Naturfehler
motiviert war), den Kopf nach der linken Seite zu wenden 3. Zu-
gleich affectierte er einen wilden, drohenden Blick, entweder weil
er es für den geeignetsten Ausdruck hoher Herrscherkraft hielt,
oder weil es seiner Eitelkeit schmeichelte, schon durch die blosse
Erscheinung Furcht und Schrecken einzuflössen4. Macedonische
Kleidung trug er wenigstens zeitweise in den Ländern, die besonders
zum Spielen der Alexanderrolle einluden5 *. Indes auf Kleidungs-
capricen haben die römischen Bildhauer niemals Rücksicht genommen.
Sie hatten ihre gegebenen Darstellungsschemata, von denen sie nur in
ganz seltenen Fällen abwichen. Zudem trat Caracalla bei anderen
Gelegenheiten ebenso als Germane und als Gallier auf0. Von dem
langen gallischen Mantel hatte er ja seinen Beinamen.
Dass die Alexandermanie dann auch zur Aufstellung neuer
Alexanderhildnisse führte, und dass diese häufig mit solchen des
Caracalla in Beziehung gesetzt wurden, versteht sich beinahe von
selbst. Wir brauchten uns gar nicht zu wundern, Doppelhermen
mit Darstellungen der Beiden zu begegnen. Zeitgenössische Maler
scheuten seihst vor der Lächerlichkeit nicht zurück, einen Heros
Caracalla-Alexander mit zwei verschiedenen Köpfen auf einem
Leihe darzustellen 7.
Münzen. — Da Caracalla schon durch seine Geburt zum
Kaiser prädestiniert war und als zehnjähriger Knabe (198) bereits
den Titel Augustus hatte, so wurde natürlich auch sein Bildnis
schon sehr frühe auf Münzen gesetzt. Dasselbe lässt sich daher
trotz der kurzen Dauer seines Lehens durch verschiedene Phasen
hindurch verfolgen, als das des Knaben, des Jünglings und des
angehenden Mannes. Als neunjähriger Knabe ist er u. A. auf einem
1 GtpeßXd^ptvo«;.
2 Herocl. IY. 8.
3 Corpore Alexcmdri Macedonis conspecto, Mctgnum atque Alexandrum se
jussit appellari, adsentantium fallaciis eo perductus ut truci fronte et ad laevum
humerum conversa cervice, quod in ore Alexandri notaverat, incedens, fidem vultus
simillimi persuaderet sibi (Aurel. Vict. Epit. 21).
4 Dio 77. 11.
5 Herodian IY. 8.
G Herod. IY. 7.
7 Herod. IY. 8.
Bernoulli, Ikonographie. II. 3.
4
Nachäffung Alexanders des Grossen.
Nase gehabt x, durch die Denkmäler entschieden dementiert wird.
Auch der krause Haarwuchs, der noch dazu bald auf dem Scheitel
sich lichtete 1 2, machte den Nachahmer seinem Vorbild so unähnlich
als möglich. Um so mehr hielt er sich an Nebendinge und suchte
durch Haltung, Blick, Kleidung an Alexander zu erinnern. Er
gefiel sich darin, wie dieser (hei dem es durch einen Naturfehler
motiviert war), den Kopf nach der linken Seite zu wenden 3. Zu-
gleich affectierte er einen wilden, drohenden Blick, entweder weil
er es für den geeignetsten Ausdruck hoher Herrscherkraft hielt,
oder weil es seiner Eitelkeit schmeichelte, schon durch die blosse
Erscheinung Furcht und Schrecken einzuflössen4. Macedonische
Kleidung trug er wenigstens zeitweise in den Ländern, die besonders
zum Spielen der Alexanderrolle einluden5 *. Indes auf Kleidungs-
capricen haben die römischen Bildhauer niemals Rücksicht genommen.
Sie hatten ihre gegebenen Darstellungsschemata, von denen sie nur in
ganz seltenen Fällen abwichen. Zudem trat Caracalla bei anderen
Gelegenheiten ebenso als Germane und als Gallier auf0. Von dem
langen gallischen Mantel hatte er ja seinen Beinamen.
Dass die Alexandermanie dann auch zur Aufstellung neuer
Alexanderhildnisse führte, und dass diese häufig mit solchen des
Caracalla in Beziehung gesetzt wurden, versteht sich beinahe von
selbst. Wir brauchten uns gar nicht zu wundern, Doppelhermen
mit Darstellungen der Beiden zu begegnen. Zeitgenössische Maler
scheuten seihst vor der Lächerlichkeit nicht zurück, einen Heros
Caracalla-Alexander mit zwei verschiedenen Köpfen auf einem
Leihe darzustellen 7.
Münzen. — Da Caracalla schon durch seine Geburt zum
Kaiser prädestiniert war und als zehnjähriger Knabe (198) bereits
den Titel Augustus hatte, so wurde natürlich auch sein Bildnis
schon sehr frühe auf Münzen gesetzt. Dasselbe lässt sich daher
trotz der kurzen Dauer seines Lehens durch verschiedene Phasen
hindurch verfolgen, als das des Knaben, des Jünglings und des
angehenden Mannes. Als neunjähriger Knabe ist er u. A. auf einem
1 GtpeßXd^ptvo«;.
2 Herocl. IY. 8.
3 Corpore Alexcmdri Macedonis conspecto, Mctgnum atque Alexandrum se
jussit appellari, adsentantium fallaciis eo perductus ut truci fronte et ad laevum
humerum conversa cervice, quod in ore Alexandri notaverat, incedens, fidem vultus
simillimi persuaderet sibi (Aurel. Vict. Epit. 21).
4 Dio 77. 11.
5 Herodian IY. 8.
G Herod. IY. 7.
7 Herod. IY. 8.
Bernoulli, Ikonographie. II. 3.
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