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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0083

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Sein Aeusseres. Münzen.

69

Beschäftigungen, während Caracalla bloss am Soldatenleben Ge-
schmack fand1. Nachdem Severus in York gestorben war, kamen
die Brüder nach Born und hier war es eine der ersten Thaten des
Caracalla, dass er Geta in den Armen seiner Mutter ermordete
(211). Derselbe war gegen 22 Jahre alt geworden. Eine Menge
seiner Anhänger, auch ganz harmlose, wurden hingerichtet, die auf
ihn bezüglichen Denkmäler vernichtet2, sein Name auf den In-
schriften getilgt, selbst die Münzen mit seinen Bildnissen zum Teil
eingeschmolzen3. Indes sind trotzdem von den letzteren noch eine
ansehnliche Anzahl erhalten und so darf man schliessen, dass auch
die Vernichtung der monumentalen Bildnisse nicht systematisch be-
trieben wurde. Manche wurden ohne Zweifel später wieder her-
gestellt. Denn bei Erwähnung der Gewissensbisse, die den Bruder-
mörder beunruhigten, bemerkt Spartian4, man habe sich allgemein
darüber gewundert, dass, so oft der Name des Geta erwähnt wurde
oder so oft er ein Bildnis oder eine Statue von ihm sah, er jedes-
mal Thränen über seinen Tod vergoss. Ja Spartian behauptet
sogar, Caracalla habe, um sein Gewissen zu beschwichtigen, seinen
Bruder consecriert, wovon indes Dio und Herodian nichts wissen.

Was Geta’s äussere Erscheinung betrifft, so giebt ihm
derselbe Schriftsteller das Zeugnis der Schönheit (adulescens decorus)5,
und Herodian6 nennt ihn wie seinen Bruder einen Jüngling von
strotzender Kraft. Malalas endlich, der freilich über die Geschichte
des Geta sonst schlecht unterrichtet ist7 und dessen Beschreibungen,
ganz ohne Wert, schildert ihn als klein, mit vorstehendem Bauch,
von breitem Gesicht und Mund, kleinen Augen, stumpfnasig, mit
gelichtetem, schon ergrauendem (!) Haar.

Auf den Münzen ist er in drei verschiedenen Phasen seines
Lebens dargestellt, im Knaben-, im Jünglings- und im angehenden
Mannesalter, und sie zeigen ihn, wie es der jugendliche Ent-
wicklungsgang, innerhalb dessen sein Leben sich abspielt, mit sich
bringt, jeweilen von ganz verändertem Typus (s. Miinztaf. II. 4.

5. 6). Der schlanke Hals und ausladende Hinterkopf des Knaben

1 Herodian 4. 3.

2 So wird z. B. die leere Stelle gegenüber dem Caracalla auf dem Bogen
der Goldschmiede in Rom durch Wegmeisseln der Getafigur erklärt.

3 Dio 77. 12; vgl. Schiller Kaisergeschichte I. 2. p. 741.

4 Spart. Geta Cap. 7.

5 Spart. Cap. 4. 1.

6 Herod. III. 13.

7 Er fasst ihn als Vorgänger des Caracalla auf dem Kaiserthron. Mal. XII.
p. 295. 7.
 
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