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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0112

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98

Alexander Severus.

wohlwollend und von sanfter Gemütsart, auch ohne heftige Leiden-
schaften, bildet Alexander Severus seinem Lehen und seinem Cha-
rakter nach den vollständigsten Gegensatz zu seinem Vorgänger.
Nur in Einem Punkte verleugnete auch er seine syrische Heimat
nicht: Es fehlte ihm an männlicher Kraft und Selbständigkeit. Er
vermochte seine Würde weder den Prätorianern noch den Feinden
des Reichs gegenüber zu behaupten, verlor daher Gunst und An-
sehen bei den Soldaten und erlag 235 am Rhein einem Empörer,
dessen Hauptverdienst in der Riesenstärke seiner Paust bestand,
26 oder 27 Jahre alt. Der Senat erteilte ihm die Ehren der Con-
secration 1.

Ueber sein Aeusseres und seine Körperbeschaffenheit heisst es
hei Lampridius 2, er habe abgesehen von der männlichen Schönheit,
die man noch jetzt an seinen bildlichen Darstellungen bewundere,
den Adel einer militärischen Gestalt, die Stärke des Kriegers und
die Gesundheit eines seiner Kraft bewussten Mannes besessen.

Münzen. — Bei einem Kaiser, der so zu sagen in drei ver-
schiedenen Stadien seines Lebens, im Knaben-, Jünglings- und
jugendlichen Mannesalter auf den Münzen dargestellt ist, kann
natürlich nicht gut von einem einheitlichen Typus gesprochen
werden. Indes gestehe ich, die Münzbildnisse des Alexander Se-
verus nicht hinlänglich auf ihre Altersunterschiede studiert zu haben.
Ein Specialist mag in dieser Beziehung noch wesentlich Genaueres
beibringen, namentlich sagen können, in welchem Jahre der Bart
beginnt und wie es die Stempelschneider mit der Angabe desselben
hielten. Unbärtige Darstellungen giebt es bis an sein Lebensende,
wenigstens bis zum Jahr 234, dem sechsundzwanzigsten des Ale-
xander (vgl. Cohen IV1. pl. 1. Kr. 455), während er andererseits
schon auf Münzen des Jahres 230, also im zweiundzwanzigsten
seines Lebens, bärtig erscheint (vgl. das Goldmedaillon aus dem
Schatz von Tarsos, abg. Revue numism. XIII. 1868. pl. XIII. 1).
Aber auch auf den spätesten ist der Bart immer verhältnismässig
schwach oder kurz, nie die Formen verdeckend, nie so stark, wie
z. B. bei Caracalla und Geta im gleichen Alter. — Hier muss es
genügen auf die drei auf unserer dritten Münztafel ahgebildeten
Medaillons oder Grossbronzen zu verweisen, welche in der Reihen-
folge, wie sie geordnet sind (Kr. 1—3), wenn ich nicht irre, etwa
dem sechzehnten, einundzwanzigsten und sechsundzwanzigsten Alters-
jahr des Kaisers entsprechen. Wie alt er auf dem Bronzemedaillon

1 Lampr. Al. Sev. 68.

2 Lamprid. Al. Sev. 4.
 
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