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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0129

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Ob noch andere Frisuren bei Mamaea Vorkommen.

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hinter die Ohren gelegt. Mit ebenso gutem Recht könnte man ge-
wisse Miinztypen der jüngeren Faustina zum Vergleich herbei-
ziehen. Und warum soll die Restauration des Haarknaufs über-
haupt antik sein? Alles spricht im Gegenteil dafür, dass sie modern
und dass die jetzige Frisur an die Stelle einer ursprünglich gar
nicht sehr verschiedenen getreten. Die ungefähre Aehnlichkeit der
Züge aber, für deren Beurteilung ich leider auf die Abbildung des
Museo Pio Clementino beschränkt hin, muss natürlich dann als Zu-
fall betrachtet werden. — Bei dem Kopf des Conservatoren-
palastes (2), wo alle antiken Teile, auch die freigelassenen Ohren,
dem Mamaeatypus entsprechen, verhält es sich etwas anders. Hier
hätte ohne Zweifel das Kackenhaar nicht in Gestalt eines vor-
tretenden Knäufchens, sondern ebenfalls im Sinne jenes Typus er-
gänzt werden sollen.

Wenn neben der Frisur der Münzen noch eine andere bei
Mamaea vorausgesetzt werden dürfte, so könnte es wohl nur
diejenige sein, die wir bald nach ihrem Tode hei Tranquillina
und Otacilia treffen und die ja möglicherweise schon in den
letzten Zeiten der Mamaea aufgekommen war, ohne dass die
Stempelschneider darauf Rücksicht nahmen- wie umgekehrt später
hei Etruscilla vereinzelt noch die Frisur der Mamaea vorkommt
(Miinztaf. VI. 14). Dann liesse sich der Käme auch hei Büsten
wie die auf sie bezogene im Museo Chiaramonti Kr. 233 noch
einigermassen rechtfertigen. Aber eine zwingende Aehnlichkeit der
Gesichtszüge liegt nicht vor, und deswegen thut man besser, sie
aus dem Spiel zu lassen.

Jedenfalls nicht mehr Mamaea sind folgende unter ihrem Namen figurie-
rende, eben diese spätere Haartracht zeigende Bildnisse:

Der Matronenkopf im Capitol, Kaiserzimmer Nr. 61 (früher im Yatican,
daher nicht bei Bottari abgebildet), mit ziemlich schlichtem Haar, abgesehen
von allem Andern für Mamaea wahrscheinlich schon zu alt (ca. 60 Jahre).

Die Büste im Museo Chiaramonti Nr. 228. Die .Vorderhaare eben-
falls schlicht, die Nackenj)artie in breiter Masse über den Kopf bis zur Stirn
zurückgelegt.

Der Matronenkopf im Museo Torlonia Nr. 496 (abg. Monum. Tori.
Taf. 150 Nr. 583).

Die liegende Matrone auf dem sogenannten Sarkophag des Al. Severus
im Capitol (oben p. 105), ohne Zweifel die Gemahlin der neben ihr dar-
gestellten männlichen Figur; wenn auch von ähnlich scharfen Zügen wie die
capitolinische sogenannte Scantilla (1), doch nicht mit ihr identisch.
 
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