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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0269

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Einstige Denkmäler,

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in Abnahme gekommen war, hatte offenbar seit der Verlegung der
Hauptstadt nach Constantinopel wieder neuen Aufschwung genommen.
Es geht dies nicht sowohl aus der Zahl der erhaltenen Denkmäler
als aus den Nachrichten der Schriftsteller über dergleichen von den
Städten oder den Kaisern geschaffene Werke hervor. Das aus-
drücklich Erwähnte betrifft meist nur das Aussergewölmliche und
Hervorragende; aber eben deshalb gestattet es einen Schluss auf
die Menge des mit Stillschweigen Uebergangenen und zeigt, dass
trotz dem Zerfall der Kunst der Sinn der Körner für das Monu-
mentale auch in der Plastik noch keineswegs entschlummert war.

Unter den Bildnisstatuen des Theodosius wohl die grösste war
diejenige, welche seit 394 die nach ihm genannte Siegessäule auf
dem Taurus in Constantinopel krönte. Denn die Säule seihst
war noch höher als ihre römischen Vorbilder und betrug nach
Gfyllius gegen 164 Fuss h

Aber auch die silberne Statue, welche dem Kaiser im Jahr
390 auf hoher Porphyrsäule vor der Sophienkirche gesetzt wurde,
kann in den Dimensionen nicht viel kleiner gewesen sein h An ihre
Stelle trat nach Zonaras später eine Reiterstatue.

Andere Standbilder, ungewiss aus welchem Material, sah der
Anonymus des Banduri in der Sophienkirche selber (Anon. p. 14),
im Hippodrom (p. 42), auf dem Forum des Augustus (p. 102);
Reiterstatuen beim Milliarium (p. 11) 3 4, und im Porticus (p. 86).

Eine Statue des Theodosius auf der Porta aurea, dem für den
Sieg über Maximus 388 errichteten Triumphthor, wurde mit anderen
zusammen (z. B. der Statue auf der Arcadiussäule) durch das Erd-
beben von 740 zerstört1 2.

Ausser Constantinopel mögen hauptsächlich noch Mailand und
Antiochia mit einer grösseren Zahl von Bildnisstatuen geschmückt
gewesen sein; gewiss aber auch Rom, Aquileja, Thessalonike, um
nur solche Städte zu nennen, welche der Kaiser öfter besuchte.
Von einer vergoldeten Reiterstatue zu Canosa soll noch eine latei-
nische Inschrift erhalten sein 5.

In Antiochia wurden die Standbilder des Theodosius und der
Flaecilla von den heissblütigen Bewohnern in einem Moment der
Aufregung umgestürztEs versteht sich aber von selbst, dass es

1 Vgl. Strzygowski im Jahrb. d. Instit. VIII. p. 234.

2 Ducange Urb. Const. Descr. II. p. 105.

3 Vgl. Cedren I. 566. 6; Chron. Alex. p. 305.

4 Vgl. Strzygowski a. a. O. p. 29.,

5 Lenormant Gaz. d. beaux arts 1883. I. p. 388.

(; Zosim. 41; Cedren I. 570/ 21,
 
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