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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0116

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BÜCHERSCHAU

schäftsstelle Döheln i. Sa. 1925 u. 1928. Auf Bestel-
lung gratis.
In Süddeutschland sind Glasplatten mit Inschrif-
ten auf Steingrabmälern ungewöhnlich. Dagegen
werden sie in Norddeutschland wegen ihrer Billig-
keit umfassend verwendet. Bei dem Massenbedarf
ist eine Veredelung auch diesen Materials nur zu
begrüßen. Prof. Karl G r o ß, Direktor der Staatl.
Akademie für Kunstgewerbe in Dresden hat eine
überraschende große Auswahl von Entwürfen für
Glasplatten mit matter, dunkler Oberfläche ent-
worfen. Nach Form, .Schrift wie Symbolen sind sie
ausgezeichnet, ebenso die vorgeführte Adaptierung
auf die verschiedenartigsten Grabmäler. Die hübsch
ausgestatteten Bändchen sind Interessenten warm
zu empfehlen. Die Platten, die das Qualitätszeichen
des R.-V. für Friedhof und Denkmal tragen, können
durch jeden einheimischen Steinmetzmeister be-
zogen werden. Georg Lill

Mappe mit Muster gr abma 1 en twür f en
Wie sehr es uns am Herzen liegt, für unsere
lieben Toten draußen auf dem Friedhof ein äuße-
res Zeichen unseres treuen und dankbaren Ge-
denkens darzubringen, das zeigt deutlich der schöne
alte Brauch, die Gräber mit Blumen und sonstigen
schönen Pflanzen zu schmücken. Besonders sind es
Allerheiligen und Allerseelen, die Tage, die den
Dahingeschiedenen geweiht sind, wo zum letzten
Male im Jahre alle Gräber nochmals in reichem
farbigem Blumenschmucke prangen, bevor der
Winter sein weißes Bahrtuch über die Erde zieht.
So sehr uns aber die Blumenpracht fesselt und
innerlich bewegt, so gleitet doch der Blick auch
darüber hinweg auf die Grabmäler, diese dauern-
den, jahraus, jahrein unveränderten Gedenk- und
Schmuckzeichen auf den Gräbern,die so recht eigent-
lich dazu bestimmt sind, die Beziehungen der Leben-
den zu den Toten zu vermitteln, und wir fragen
uns, ob auch die Grabmäler, wie es sein sollte, in
ebenso sinniger und würdiger Weise unsere Emp-
findungen zum Ausdruck bringen wie es der
Blumen- und Pflanzenschmuck tut. Leider können
wir diese Frage in den meisten Fällen nicht mit
Ja beantworten, Die Grabmäler sind heute meistens
eine mehr oder weniger gedankenlose Zusammen-
stellung der verschiedensten Formen und Mate-
rialien geworden, entweder in unechter Ausführung
und mit fabrikmäßig hergestellen nicht ins Freie
passenden Massenartikeln versehen, oder in über-
triebenem Aufwand strotzend von prunkvoll glän-
zendem schwarzpolierten Stein und von übermäßi-
ger Größe und aufdringlichen unschönen Formen.
Die einfache echte Grabmalkuust, wie sie früher
in unseren Friedhöfen heimisch war, die von Herzen
kam und zum Herzen sprach, ist völlig abhanden
gekommen. Und wenn es auch manchmal noch so
bescheidene Leistungen waren, die der Schlosser-,
Schreiner- oder Steinmetzmeister lieferte, es lag
doch etwas Persönliches, ein Stückchen eigenen
Empfindens in seiner Hände Arbeit und das ist es,
was uns diese selbstgefertigten Grabmäler so nahe
gebracht, so anziehend gemacht hat, während die
unechten Ersatzstoffe und die Massenarbeit der
Industrie uns vollkommen kalt lassen.
Wir müssen uns daher heute darauf besinnen,
wie diesem Übel in unseren Friedhöfen begegnet
werden kann; denn ein wirkliches Übel ist es, wenn
die Grabmalkunst, die gerade am innigsten mit dem

Gefühlsleben der Menschen verbunden ist, die von
jeher die allgemeinste Kunstbetätigung eines Volkes
war und daher stets auch das deutlichste Kultur-
bild einer Zeit gegeben hat, — wenn diese Kunst
heute so sehr im argen liegt, sich mit unechten,
unwürdigen, unkünstlerischen Erzeugnissen be-
gnügt und statt einem einfachen, inniger Ausdruck
ein sich gegenseitiges Überbieten an äußerlichem
Glanz und Größe zur Schau trägt.
Zur Bekämpfung dieses Mißstandes hat die R e g i e-
rungvonSc h waben und Neuburg eine Mappe
mit 150 Mustergrabmalentwürfen der verschieden-
sten Art, ferner mit zwei Blatt christlichen Sym-
bolen und drei Blatt vorbildlichen Schriftmustern
herausgegeben, die den Grabmalkäufern, den Fried-
hofverwaltungen, Pfarrämtern, Schulen usw. ein
wertvolles Anschauungsmaterial, dem Grabmal-
und besonders dem Steinmetzgewerbe eine wich-
tige Anleitung bietet für die Herstellung von guten
einfachen Grabmälern. Auf echtes Material, also
Naturstein, Eisen oder Holz, dann auf eine schöne,
gut verteilte Schrift mit sinnigem Inhalt und auf
eine durchweg selbständige handwerksmäßige Aus-
führung wird dabei besonderer Wert gelegt. Zu-
gleich hat die Regierung das Muster zu einer Fried-
hofordnung die die Richtlinien für vorbildliche
Friedhofanlagen und echte gute Grabmalkunst
enthält, und ferner ein Merkblatt für Grabmal-
käufer und Grabbesitzer herausgegeben, in dem die
wichtigsten wissenswerten Punkte, die bei Einkauf
eines Grabmals und bei der Bepflanzung der Gräber
zu beachten sind, aufgeführt wurden.
Die Mappe mit den Grabmalentwürfen ist im
Selbstverlag der Regierung von Schwaben und
Neuburg in Augsburg um den Preis von M. 3.—
(mit Porto und Verpackung gegen Nachnahme
um M. 3.70), die übrigen Drucksachen bei der Firma
B. Schabert, Buchdruckerei, Augsburg, Peutinger-
straße D 94 um den Preis von 30 Pfg. pro Serie
ZU haben. H. Frauenholz

Mottini, G. E.: La pittura italiana da Leo-
nordo a Tiepolo. Milano 1927, Unitas.
Die kunsthistorisch interessanteste Epoche der
italienischen Malerei, der Übergang von der Renais-
sance zur Malerei, anfangend mit dem umfassenden
Genie eines Leonardo da Vinci, bis zum Farben-
virtuosen Tiepolo, findet hier zum ersten Male eine
rein ästhetische Untersuchung, die sich von aller
Lehrhaftigkeit fernhält und nur das Psycholo-
gische, den Genius jedes einzelnen Mefsters aus
seinen Werken herauszulesen sucht. Das geht schon
aus den Überschriften der verschiedenen Kapitel
hervor, die in drei Bücher eingeteilt sind: I. I tre
numi, »Die drei Götter«; II. II fiume d’oro, »Der
goldene Strom«; III. La formula perduta, »Die
verlorene Formel«. Die Beurteilung einiger Meister
gewinnt hier völlig neue Seiten, so vor allen Dingen
Tizian und seine Nachfolger.
Die Ausstattung des Werkes ist sehr geschmack-
voll, auf feinstes .Kunstdruckpapier gedruckt und
mit zahlreichen, sehr guten Reproduktionen aus-
gestattet. Es erscheint in einfachem Leinenband,
oder auch in Leder oder Pergament »all’antica«
eingebunden.
Für die neuartige Einstellung der Italiener zu
ihrer eignen Kunst ist es maßgebend und deshalb
auch im Auslande bedeutend.
Angelo Lipinski

Für die Redaktion verantwortlich : Dr. Gg. Lill, München 2, NO5, Prinzregentenstr. 3 ; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Für den Inseratenteil verantwortlich: Direktor A. Dümpelmann. Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH.,
Wittelsbacherplatz 2a. Druck von F. Bruckmann A.-G. — Sämtliche in München.
 
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