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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0054

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Denkmalpflege

Forsch ungen

Gestaltung noch nicht zur Entwicklung
kommen, daß die formale Anregung in ganz
eindeutiger Weise von deutschen und hol-
ländischen Vorbildern bezogen wird.
Paul Zucker.
Denkmalpflege
DIE WIEDERHERSTELLUNG
DES LATERANBAPTISTERIUMS
Nach etwa einjähriger Dauer ist die Wie-
derherstellung des Lateranbaptisteriums be-
endigt und das Gebäude der Allgemeinheit
wieder zugänglich. Die Arbeiten, die von
dem Architekten Costantino Sneider gelei-
tetwurden, hatten in erster Linie den Zweck,
die Fundamente des Baus gegen das be-
ständig eindringende' Grundwasser zu
schützen und den sehr schadhaften Fuß-
boden zu restaurieren. Dabei sind, wie in
dieser Zeitschrift bereits berichtet wurde,
drei Räume, das Calidarium und einige
Mauern des antiken Palastes der Laterani
sowie die Umfassungsmauer des ursprüng-
lichen runden Baptisteriums zutage gekom-
men. Man hat nunmehr den Fußboden an
den betreffenden Stellen offen gelassen, so
daß sich die Ergebnisse der Arbeiten dem
Beschauer ohne weiteres darbieten: Man
sieht die mit Mosaik- bzw. Marmorplatten
belegten Fußböden des antiken Baus mit
Resten von Malereien und Marmorinkrusta-
tionen der Wände und hat Gelegenheit, die
Anlage des älteren Baptisteriums zu studie-
ren. Das Ganze ist mit großem Geschick
und viel Takt gemacht und beeinträchtigt
die Wirkung des Innenraums sowie die
kirchlichen Funktionen in keiner Weise.
Weiterhin hat man die acht Bilder von
Andrea Sacchi nach sorgfältiger Reinigung,
wovon der „Cicerone“ ebenfalls eingehend
berichtet hat, wieder an ihren ursprüng-
lichen Standort in der Kuppellaterne ge-
bracht. Besonders geglückt erscheint die
Herstellung der „Verkündigung im Tem-
pel“, wo das Gewand des Hohen Priesters
den ganzen Reichtum der sacchischen Pa-
lette aufweist. Die Fresken der Wände er-
scheinen gereinigt, besonders erfreulich ist
hier, daß man die Stellen am unteren Rand
der Bilder, wo die Farbe abgeblättert ist,
einfach verputzt hat, ohne zu übermalen.
Diese letzteren Arbeiten gestatten es, sich
eine Vorstellung davon zu bilden, wie fest-
lich heiter der Raum nach der Wiederher-
stellung unter Urban VIII. gewirkt haben
mag. L.S.
ROM
Die ihrer originellen Form wegen „La
Terrina“ genannte Fontäne, die sich auf
Campo di Fiori befand und bei der Auf-

stellung des Giordano-Bruno-Denkmals
(1889) entfernt wurde, ist nunmehr, nach-
dem die Stücke nahezu 40 Jahre in den
Magazinen der Comune di Roma gelegen
haben, auf dem kleinen Platz vor Chiesa
Nuova wieder aufgestellt worden. Der
Brunnen, der unter Gregor XIII. aus-
geführt wurde, hat die Form eines ovalen
Beckens aus Marmor, das mit einem (spä-
ter zugefügten) Deckel aus Travertin be-
deckt ist, so daß er in der Tat einer großen
Terrine gleicht. Der unbekannte Architekt
hatte dabei eine ähnliche Aufgabe zu lösen
wie Pietro Bernini bei der Barcaccia, näm-
lich eine Form für einen Brunnen zu fin-
den, der auf einem freien Platz stehen sollte,
wo jedoch der Wasserdruck nicht aus-
reichte, um den Strahl als Fontäne in die
Höhe gehen zu lassen. Die Lösung dieses
Problems durch die beiden Künstler ist für
den Gegensatz zwischen der Künstlergene-
ration unter Gregor XIII. und Paul V. sehr
bezeichnend. L. S.
Forschungen
LUCAS CRANACH DER ÄLTERE
ALS KAUFMANN
Noch der letzte Biograph des Wittenber-
ger Hofmalers, Curt Glaser, rückt die Frage
nach der geschäftlichen Tätigkeit Lucas
Cranachs beträchtlich in den Vordergrund.
Wir wissen, daß Lucas Cranach seit 1520
eine Apotheke in Wittenberg betrieb, in der
damals erheblich mehr und andere Waren
als heute umgesetzt wurden, und daß er
seit 1525 im Buchhandel stark engagiert
war. Ob der ältere Cranach nach 1522 über-
haupt für größere malerische Werke, die
seine Adresse tragen, als Autor erörtert wer-
den kann, nachdem die Person seines älte-
sten Sohnes Plans, des Pseudo-Grünewald,
als Werkstattleiter eine immerhin annehm-
bare, wenn auch noch nicht restlose Klä-
rung erfahren hat, hängt mit der Tätigkeit
Lucas Cranachs als Kaufmann eng zu-
sammen.
Da wir diese Kaufgeschäfte kennen, ver-
wundert es nicht, wenn Lucas Cranach auf
dem größten Geldmarkt in Frankfurt a. M.
gefunden wird. Dort hat ihn die Handels-
geschichte von A. Dietz bereits zitiert. Ist
es auch nur ein geringer Betrag, von dem
die früheste Urkunde handelt, so zeigt diese
doch, wie weit damals bereits die Handels-
beziehungen Cranachs gingen. Bei der
Suche nach dem Druckort des Heiltum-
buches, an dem Cranach zunächst betei-
ligt war, wird man deshalb nicht mehr nur
die Druckereien in Wittenbergs nächster
Umgebung zu prüfen haben. In der Oster-

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