Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

DOI Heft:
Heft 21
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0741

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
RUNDSCHAU

Sammlungen
BRESLAU
Vor kurzem wurde das Schloßmuseum
eröffnet. Der Bau besteht aus drei Teilen:
um 1750 kaufte Friedrich der Große von den
Erben des verstorbenen Besitzers das Pa-
lais Spätgen und ließ daran von Boumann
d. Ä. einen schmalen Trakt anlegen. Diese
t-förmige Gruppe mußte sich unter Fried-
rich Wilhelm IV. eine Erweiterung durch
zwei Flügel gefallen lassen (Architekt: Stü-
ler). Friedrichs Zimmerflucht ist als unmit-
telbarer zeitlicher Nachfolger Sanssoucis
mit den Schnitzereien und Möbeln Hoppen-
haupts d. Ä. und den Panneaux und Supra-
porten Dubuissons kennenswert und in der
vornehmen Einfachheit und dem farbigen
Reiz der Räumfolge höchst anziehend. Als
Abschluß des Traktes, einst mit dem Blick
über die Wälle ins Land, das Arbeitszimmer
des Königs mit der vollzählig erhaltenen
Bibliothek im „Breslauer“ roten Einband.
— Die Räume Friedrich Wilhelms III. und
IV., darunter das Zimmer, in dem 1813 das
Eiserne Kreuz gestiftet wurde, bedürfen
noch einiger Veränderungen im Mobiliar,
ehe sie ein zeitentsprechendes geschlosse-
nes Bild ergeben. — Sehr geschickt sind
die belangloseren Kabinette aus dem Stü-
lerbau und die Dienerstuben des Oberge-
schosses unter Leitung von Prof. Hintze
als Ausstellräume für Kunstgewerbe ver-
wendet und zweckmäßig umgestaltet wor-
den. Erst jetzt läßt sich dieses schlesische
Schaffen auf vielen Gebieten übersehen und
würdigen: das schlesische Glas vom 16. bis
zum ig. Jahrhundert, die Pro skau er Fayence
vom Ende des 18., das schlesische Möbel
des 18., die schlesische Bildnisminiatur
vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. und
der Gleiwitzer Eisenkunstguß aus der Zeit
um 18001. Ein glückliches Zusammentref-
fen ist es, daß in dem neuen Buche „Die
Kunst in Schlesien“ (Kapitel „Kunstgewer-
be“ von Masner) etwas wie ein Führer
durch diese Gebiete entstanden ist.
DUISBURG Hanna Gr.
Das städtische Museum, das seit langem
das Vermächtnis Wilhelm Lehmbrucks
pflegt, erhielt soeben durch Schenkung aus
der Sammlung Nolden, Düsseldorf, an hun-
dert interessante Jugendarbeiten des Künst-
lers.
LISSABON
Das Museum für alte Kunst (Museu de
Arte Antiga), dem infolge der von der Re-
1 Dank einer neuerworbenen Privatsammlung ist der
deutsche und ausländische Eisenkunstguß hier am reich-
sten von allen deutschen Museen vertreten.

publik in den ersten Jahren nach ihrer Pro-
klamation vorgenommenen Enteignung in
Privatbesitz, Kirchen, Klöstern bedeutende
Kunstwerke zur Verfügung stehen, wird
ehestens einen Saal mit französischen Mei-
stern des 17. und 18. Jahrhunderts eröffnen.
Daß es sich um eine Sammlung von Ge-
mälden handeln wird, die Beachtung ver-
dient, dafür bürgen die Namen Rigaud,
Poussin, Perronneau, Pouget, Coypel, Du-
fresnoy, Vernet, Pillement, Quillard, Mai-
let, Fragonard, Le Brun, Callot. An sich
hat es nichts Überraschendes, daß gerade
diese Periode französischer Kunst in Por-
tugal besonders gut vertreten ist, da die Hof-
haltungen Johanns V. (1706—50) und Jo-
sephs I. (1750—77) zu den glanzvollsten in
Europa gehörten. A.D.
STOCKHOLM
Der schwedische Staat erwarb soeben
eine Sammlung chinesischer Gemälde, die
Prof. Oswald Siren in Ostasien zusammen-
gebracht hat und die den stattlichen Besitz
an Denkmälern asiatischer Kunst in Stock-
holm vielbedeutend erweitert. n.
Ausstellungen
DIE INTERNATIONALE AUS-
STELLUNG DER FORM
Die große internationale Werkbundaus-
stellung 1930 soll das ganze Gebiet des Form-
schaffens unserer Zeit umschließen, nicht
nur die Form, die unter Mitarbeit des Künst-
lers entsteht, vor allem auch diejenige, die
aus den Bedingungen unseres heutigen Le-
bens aus dem Verkehr, der Technik, dem
Sport und der Wissenschaft heraus ent-
steht. Es ist daran gedacht, in weitem Aus-
maße das Ausland zu beteiligen, und zwar
in der Weise, daß dem Ausland die Ideen,
die den Werkbund veranlassen, eine solche
Ausstellung zu machen, und die Art ihrer
Durchführung im Auslande bekanntgegeben
werden, damit die einzelnen Länder dann
zeigen können, wie sie sich ihrerseits die
Gestaltung neuer Formen, die aus den Be-
dingungen unserer Kultur herauswachsen,
denken. Zugleich soll es eine Schau von
Spitzenleistungen deutscher Arbeit werden,
die zeigt, wie das neue Deutschland be-
strebt ist, an der Gestaltung der Kultur, die
sich in der Form ausdrückt, an seinem Teile
beizutragen.
Das ungeheure Gebiet, das der Gegen-
stand umfaßt, erfordert eine großzügige Be-
handlung in bezug auf Gelände, Ausstel-
lungstechnik und zugleich, besonders bei

717
 
Annotationen