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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 7
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Poglayen-Neuwall, Stefan: Der Miniaturmaler G.D. Bossi
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0225

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Der Miniaturenmaler G. D. Bossi'
Mit zehn Abbildungen auf vier Tafeln Von STEPHAN POGLAYEN-NEUWALL

DIESER Aufsatz will eine knappe Einführung in das Leben und Werk
eines Künstlers bieten, der zu Lebzeiten europäischen Ruf genoß, heute
außerhalb Schwedens (wo er lange Jahre, ein Wegweiser lokaler Miniatur-
malerei, gewirkt hat) und außerhalb der engeren Fachkreise, nicht zuletzt in-
folge der sehr ungleichen Qualität der Bilder, nur selten nach Verdienst
gewertet wird. Der Zweck der kleinen Arbeit ist erreicht, wenn es ihr gelingt,
zu der allgemeinen Würdigung eines der lebendigsten und — wo er unbehin-
dert vom Auftraggeber ist — individuellsten Miniaturenmaler beizutragen,
dessen Bildnisse ein Lichtwark1 2 „zu den besten Werken der Epoche“ rech-
net, wie ihn auch Lemberger3 als „einen der vorzüglichsten Miniaturisten an
der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts“ bezeichnet.

Eine echte Vagantennatur hat Giovanni Domenico Bossi, obgleich überall
gefeiert und mit den größten Ehren bedacht, fast das ganze Leben auf Kreuz-;
und Querfahrten durch Mittel- und Nordeuropa verbracht, woraus sich die
Verstreutheit der Arbeiten und damit zum Teil der Umstand erklären, daß
sein Werk noch keine ausführliche biographische Bearbeitung erfahren hat.
Die Eltern, Bartolomeo und Maria Bossi, die uns anläßlich der Ein-
tragung der Geburt (am 28. Juli 1767) in den Matrikeln von S. Maria Mag-
giore in Triest begegnen, mögen daselbst um die Mitte des 18. Jahrhunderts
eingewandert sein (vermutlich aus Oberitalien, wo sich der Name Bossi ziem-
lich häufig findet, vielleicht Nachkommen der bekannten Stuckatorenfamilie
aus Porto bei Lugano). Die künstlerische Ausbildung dürfte Domenico in
Venedig erhalten haben. Wenigstens werden im Katalog der Berliner Kunst-
ausstellung vom Jahre 1789 seine Miniaturen unter dem Namen eines Herrn
Bossi aus Venedig angeführt. Auch hat ihn zu Anfang die ausgeglichene, duf-
tig-zarte Farbigkeit der Rosalba Carriera stark beeinflußt. Ihr Vorbild wirkt
besonders deutlich in dem noch wenig selbständigen, in gedämpften, inein-
ander verschwimmenden Farben gehaltenen Bildnis der Mutter nach (Abb. i)4,

1 Eine Zusammenstellung der wichtigsten älteren Literatur bei Axel Romdahl in
Thieme-Beckers „Künstlerlexikon“ IV., Leipzig 1910, S. 405. Seither an Wichtigerem:
E. Lemberger, „Meisterminiaturen aus fünf Jahrhunderten,“ Stuttgart 1911, S. 16
(Zusammenstellung der bekannten Daten). Von demselben: „Die Bildnisminiatur in
Skandinavien“ I., München 1912, S. 78 ff. (die ausführlichste der bisherigen Lebens-
beschreibungen). Ergänzend H. Buchheit im Helbingschen Auktionskatalog der
Miniaturen Sammlung D. Bossi, München 1917 (mit besonders reichem Abbildungs-
material) und A. Castiglioni, „Un pittore e miniaturista Triestino del settecento“
(mit Daten zu Bossis Herkunft), abgedruckt in der „Alabarda“ Triest 1919. Über Bossis
Beziehungen zu den an der Würzburger fürstbischöflichen Residenz beschäftigten Stucka-
toren aus Porto bei Lugano: Sedelmayer-Pfister, „Die fürstbischöfliche Residenz
zu Würzburg“, München 1923, S.224, Anm. 416.
2 Lichtwark, „Das Bildnis in Hamburg“ I., Hamburg 1898, S. 165.
3 Lemberger, „Die Bildnisminiatur in Deutschland,“ München 1906, S. 319.
4 Für die entgegenkommende Überlassung der Klischees zu Abb. 1, 5, 6, 7 sei Herrn
H. Helbing (München) bestens gedankt; für die freundliche Beschaffung photographi-
schen Materials den Herren: Dom. Artaria, Direktor Dr. R. Eigenberger von der Aka-
demie d. bild. Künste, Graf Kamillo Razumofsky, Börsenrat R. Wortmann, sämtlich in.
Wien, ferner Herrn Dr. A. Sjöblom vom schwed. Nationalmuseum in Stockholm.

Der Cicerone XVIII. jahrg., Heft 7

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