Sammlungen
DIE ERWEITERUNG DER KAPITO-
LINISCHEN MUSEEN (MUSEO
BENITO MUSSOLINI)
Mitte Januar ist der Erweiterungsbau des
Museums im Konservatorenpalast, der die
Räume des ehemaligen Palazzo Caffarelli
einnimmt und bereits im Oktober vorigen
Jahres unter dem Namen „Museo Benito
Mussolini“ feierlich eingeweiht wurde, nach
Abschluß der letzten Arbeiten der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht worden. Man
hatte den Palazzo Caffarelli bereits gegen
Ende des Kriegs teilweise abgebrochen, um
dort Ausgrabungen nach dem Tempel des
Jupiter Capitolinus vorzunehmen. Dies Un-
ternehmen hat auch zu einem gewissen Re-
sultat geführt: einzelne Substruktionen, nach
denen sich die Lage und die ungefähren
Abmessungen der Tempelbasis bestimmen
lassen, sind in der Tat zutage gekommen.
Nach Beendigung dieser Arbeiten ent-
stand der Plan, den an den Konservatoren-
palast angrenzenden Palast mit diesem zu
verbinden und seine Räume ebenfalls als
Museum zu verwenden. In der Tat waren
die Raumverhältnisse im Museum kritisch
geworden. Eine gewisse Erleichterung hatte
bereits die im Jahre 1923 erfolgte Überfüh-
rung des kapitolinischen Archivs in das
Oratorium der Filippiner, wodurch drei an
die Sala delle Aquile angrenzende Säle frei
wurden, geschaffen. Man hat diese zur Auf-
stellung der archaischen Skulpturen, die in
mehreren kleinen ungünstig beleuchteten
Räumen zusammengedrängt standen, be-
nutzt. Es genügt, auf die verschiedenen
griechischen Stelen hinzuweisen, um zu
sehen, welche bedeutenden Werke damit
zürn Vorschein gekommen sind.
Dadurch wurde es weiterhin möglich,
eine Anzahl der kleinen Kabinette, die an
der auf den Kapitolsgarten hinausgehen-
den „Galleria“ liegen, zu entlasten. Hier hat
man am stärksten und erfolgreichsten durch-
gegriffen. Die Arbeit der Museumsleitung
kommt fast einer Neuschöpfung gleich. Es
wurden neue Fußböden gelegt, die Fenster-
öffnungen erweitert und damit neue Licht-
und Raumverhältnisse geschaffen. Neu in
seiner Erscheinung ist zunächst die Sala
cristiana, die eine Reihe von Denkmälern
des frühen Mittelalters, darunter ein in der
Nähe der Titusthermen gefundenes Fresko-
fragment des X. Jahrhunderts, sowie einige
Sarkophage und Statuetten des Guten Hir-
ten enthält. Besonders geglückt scheint fer-
ner die Neuordnung der Sala degli Orti
Mecenaziani und der Sala dei bronzi, vor
allem der letzteren, wobei auch die Ab-
tönung der Wand viel zu dem harmoni-
schen Gesamteindruck beiträgt.
Von der Galleria gelangt man in den
Durchgang zu dem neuen Museum. Er er-
hält sein besonderes Gepräge durch die
Reste eines Tuffmauerwerks, in denen man
die Überbleibsel des ältesten kapitolinischen
Jupitertempels, dessen Weihe 509 v. Chr.
stattfand, erkennen will. Die Einfügung der-
selben in diesen Durchgang ist ausgezeich-
net geglückt. Daran schließt sich die Proto-
mothek, die Sammlung von Büsten, die
unter Pius VII. vom Pantheon auf das Ka-
pitol überführt wurde. Die Büste Pius’VII.
selbst von Canova und das Monument Ca-
novas (von Fabris) verdienen darunter eine
besondere Erwähnung.
Die folgenden sieben großen Säle sind
antiken Bildwerken gewidmet und enthal-
ten das Material, das sich früher im Anti-
quarium communale auf dem Celio be-
fand. Am bedeutendsten ist die Wirkung
des großen Mittelsaals, der die Hauptstücke
der Sammlung vereinigt. Hier hat man den
Fußboden in der Mitte offen gelassen, so
daß die bei den Ausgrabungen gefundenen
Tuffblöcke des Tempelfündaments sicht-
bar werden. Unter den Skulpturen dominiert
die Athena von Piazza Sciarra, das Gegen-
stück zur Athena von Velletri des Louvre.
Unter den weiteren Hauptstücken wären
etwa der Torso eines Kriegers, eine Arbeit
des 5. Jahrhunderts v. Chr., ein Diadume-
nos nach Polyklet, eine große Peplosfigur
in der Art der Hestia Giustiniani und eine
Gewandfigur des beginnenden 5. Jahrhun-
derts besonders hervorzuheben. Die Anord-
nung der Statuen in den geräumigen Sälen
ist ausgezeichnet, die Beleuchtung im all-
gemeinen gleichmäßig und ausreichend. Die
Wände sind, wie auch bei den bereits ge-
nannten archaischen Sälen, farbig abgetönt;
doch ist dabei wohl noch nicht alles er-
reicht, was sich hätte erreichen lassen. Im
Zusammenhang mit der Antikensammlung
ist der kleine Garten des Palastes zu erwäh-
nen, in dem man die architektonischen
Fragmente des Jupitertempels nebst einigen
dekorativen Figuren untergebracht hat.
Der erste Stock enthält die Sammlung der
120 Aquarelle von Rösler Franz, die hof-
fentlich hier endlich eine bleibende Stätte
gefunden hat. Die Ansichten, die das Rom
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
darstellen und daher für die Topographie
der Stadt in diesem Zeitraum von größtem
Wert sind, sind in vier Sälen nach Rionen
Der Cicerone XVIII. Jahrg., Heft 8
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DIE ERWEITERUNG DER KAPITO-
LINISCHEN MUSEEN (MUSEO
BENITO MUSSOLINI)
Mitte Januar ist der Erweiterungsbau des
Museums im Konservatorenpalast, der die
Räume des ehemaligen Palazzo Caffarelli
einnimmt und bereits im Oktober vorigen
Jahres unter dem Namen „Museo Benito
Mussolini“ feierlich eingeweiht wurde, nach
Abschluß der letzten Arbeiten der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht worden. Man
hatte den Palazzo Caffarelli bereits gegen
Ende des Kriegs teilweise abgebrochen, um
dort Ausgrabungen nach dem Tempel des
Jupiter Capitolinus vorzunehmen. Dies Un-
ternehmen hat auch zu einem gewissen Re-
sultat geführt: einzelne Substruktionen, nach
denen sich die Lage und die ungefähren
Abmessungen der Tempelbasis bestimmen
lassen, sind in der Tat zutage gekommen.
Nach Beendigung dieser Arbeiten ent-
stand der Plan, den an den Konservatoren-
palast angrenzenden Palast mit diesem zu
verbinden und seine Räume ebenfalls als
Museum zu verwenden. In der Tat waren
die Raumverhältnisse im Museum kritisch
geworden. Eine gewisse Erleichterung hatte
bereits die im Jahre 1923 erfolgte Überfüh-
rung des kapitolinischen Archivs in das
Oratorium der Filippiner, wodurch drei an
die Sala delle Aquile angrenzende Säle frei
wurden, geschaffen. Man hat diese zur Auf-
stellung der archaischen Skulpturen, die in
mehreren kleinen ungünstig beleuchteten
Räumen zusammengedrängt standen, be-
nutzt. Es genügt, auf die verschiedenen
griechischen Stelen hinzuweisen, um zu
sehen, welche bedeutenden Werke damit
zürn Vorschein gekommen sind.
Dadurch wurde es weiterhin möglich,
eine Anzahl der kleinen Kabinette, die an
der auf den Kapitolsgarten hinausgehen-
den „Galleria“ liegen, zu entlasten. Hier hat
man am stärksten und erfolgreichsten durch-
gegriffen. Die Arbeit der Museumsleitung
kommt fast einer Neuschöpfung gleich. Es
wurden neue Fußböden gelegt, die Fenster-
öffnungen erweitert und damit neue Licht-
und Raumverhältnisse geschaffen. Neu in
seiner Erscheinung ist zunächst die Sala
cristiana, die eine Reihe von Denkmälern
des frühen Mittelalters, darunter ein in der
Nähe der Titusthermen gefundenes Fresko-
fragment des X. Jahrhunderts, sowie einige
Sarkophage und Statuetten des Guten Hir-
ten enthält. Besonders geglückt scheint fer-
ner die Neuordnung der Sala degli Orti
Mecenaziani und der Sala dei bronzi, vor
allem der letzteren, wobei auch die Ab-
tönung der Wand viel zu dem harmoni-
schen Gesamteindruck beiträgt.
Von der Galleria gelangt man in den
Durchgang zu dem neuen Museum. Er er-
hält sein besonderes Gepräge durch die
Reste eines Tuffmauerwerks, in denen man
die Überbleibsel des ältesten kapitolinischen
Jupitertempels, dessen Weihe 509 v. Chr.
stattfand, erkennen will. Die Einfügung der-
selben in diesen Durchgang ist ausgezeich-
net geglückt. Daran schließt sich die Proto-
mothek, die Sammlung von Büsten, die
unter Pius VII. vom Pantheon auf das Ka-
pitol überführt wurde. Die Büste Pius’VII.
selbst von Canova und das Monument Ca-
novas (von Fabris) verdienen darunter eine
besondere Erwähnung.
Die folgenden sieben großen Säle sind
antiken Bildwerken gewidmet und enthal-
ten das Material, das sich früher im Anti-
quarium communale auf dem Celio be-
fand. Am bedeutendsten ist die Wirkung
des großen Mittelsaals, der die Hauptstücke
der Sammlung vereinigt. Hier hat man den
Fußboden in der Mitte offen gelassen, so
daß die bei den Ausgrabungen gefundenen
Tuffblöcke des Tempelfündaments sicht-
bar werden. Unter den Skulpturen dominiert
die Athena von Piazza Sciarra, das Gegen-
stück zur Athena von Velletri des Louvre.
Unter den weiteren Hauptstücken wären
etwa der Torso eines Kriegers, eine Arbeit
des 5. Jahrhunderts v. Chr., ein Diadume-
nos nach Polyklet, eine große Peplosfigur
in der Art der Hestia Giustiniani und eine
Gewandfigur des beginnenden 5. Jahrhun-
derts besonders hervorzuheben. Die Anord-
nung der Statuen in den geräumigen Sälen
ist ausgezeichnet, die Beleuchtung im all-
gemeinen gleichmäßig und ausreichend. Die
Wände sind, wie auch bei den bereits ge-
nannten archaischen Sälen, farbig abgetönt;
doch ist dabei wohl noch nicht alles er-
reicht, was sich hätte erreichen lassen. Im
Zusammenhang mit der Antikensammlung
ist der kleine Garten des Palastes zu erwäh-
nen, in dem man die architektonischen
Fragmente des Jupitertempels nebst einigen
dekorativen Figuren untergebracht hat.
Der erste Stock enthält die Sammlung der
120 Aquarelle von Rösler Franz, die hof-
fentlich hier endlich eine bleibende Stätte
gefunden hat. Die Ansichten, die das Rom
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
darstellen und daher für die Topographie
der Stadt in diesem Zeitraum von größtem
Wert sind, sind in vier Sälen nach Rionen
Der Cicerone XVIII. Jahrg., Heft 8
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