Unbekannte Werke seltener nieder-
ländischer Maler des 17. Jahrhunderts
Mit drei Abbildungen auf zwei Tafeln Von GABRIEL v. TEREY
1. Das geschlachtete Schwein von Louys Elsevier
DIE Elseviers sind wohl als Buchhändler Und Buchdrucker allgemein be-
kannt, viel weniger indessen als Maler. Sie scheinen aus Flandern zu
stammen. Ludwig (Louys) Elsevier floh als Protestant aus Antwerpen bei
Albas Ankunft (1567) nach Wesel, ließ sich 1580 in Leiden nieder. Von seinen
Söhnen wird Aernout als Maler in Leiden genannt. Er war aber auch „Inhaber
einer vornehmen Herberge“ in Vianen, lebte 1643 in Rotterdam, drei Jahre
später finden wir ihn in der Malergilde zu Dordrecht. Bilder von ihm sind
nicht bekannt. Er soll Landschaften Und Feuerbrünste gemalt haben. Von
seinen vier Kindern ist das jüngste Maler geworden. Er heißt gleich seinem
Großvater Ludwig (Louys) und ist 1618 zu Delft geboren, wird 1635 in der dor-
tigen Gilde erwähnt und wurde am 3. Dezember 1675 zu Delft begraben. Als
Künstler scheint er nicht sehr produktiv gewesen zu sein. Bilder von ihm
werden weder in Kunstinventaren noch in alten Auktionskatalogen erwähnt1.
Somit ist es nicht ausgeschlossen, daß er gleich seinem Vater außer der
Malerei einen anderen — vielleicht lukrativeren — Beruf ausübte, was ja bei
vielen holländischen Künstlern der damaligen Zeit der Fall war. Archivalische
Notizen über Aernout und Louys Elsevier verdanken wir den unermüdlichen
Forschungen von A. Bredius.
Von Louys Elsevier kannte man bis jetzt nur zwei Gemälde, beide bezeich-
net, Landschaften darstellend: das eine von 1647 im Amalienstift zu Dessau,
das andere von 1648 in der Sammlung Schagerström zu Landskrona in Schwe-
den. O. Granberg (Inventaire general des Tresort d’Art ... en Suede, I, Nr. 226)
gibt die genaue Beschreibung von Louys Elseviers Bilde in der Sammlung
Schoperström. Es handelt sich um eine Landschaft: In der Mitte des Bildes
eine Gruppe von buschigen Bäumen, rechts ein See, an dessen linkem Ufer
auf einer Stange eine erlegte Ente sichtbar ist, um welche verschiedene Enten
fliegen, andere Enten schwimmen im See. Ganz links erblickt man im Hinter-
halt einen Jäger. Auch das Bild im Amalienstift zu Dessau ist analog und
behandelt ein ähnliches Thema, wiederum eine Landschaft mit Entenjagd.
Eine nicht geringe Überraschung bildet ein Bild Louys Elseviers, das sich
in der reichhaltigen und interessanten Sammlung des Oberregierungsrates
Friedrich Glück in Budapest befindet, in welcher außer einer Reihe guter
Italiener, wertvolle Altniederländer, Deutsche des 16. und Holländer des
x7- Jahrhunderts vertreten sind durch Werke von Isenbrant, Orley, Marinus
van Roymerswale, Pencz, van Goyen, Jacob und Salomon van Ruysdael, Aert
de Gelder, Eeckhout usw. Über letzteres Bild hatten wir Gelegenheit, aus-
führlich zu berichten2 (Zeitschrift für bildende Kunst, 1919), desgleichen auch
über ein Jagdstück des seltenen Jan van der Vinne (Oud Holland, Jahrg. 41).
1 In A. Bredius’ Künstler-Inventare (V, S.isgr und 1859) werden erwähnt: „Een lant-
schap van Elsevier, de beesjens van C. Saftleven“ und „Een stucken van Elsevier“. Es
läßt sich nicht feststellen, ob diese Notizen sich auf Aernout oder Louys Elsevier
beziehen.
2 Boccacio und die niederländische Malerei. — Vgl. auch Kunstchronik. N. F. 1921.
S. 489—4go.
Der Cicerone, XVIII. Jahrg., Heft 2
3
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ländischer Maler des 17. Jahrhunderts
Mit drei Abbildungen auf zwei Tafeln Von GABRIEL v. TEREY
1. Das geschlachtete Schwein von Louys Elsevier
DIE Elseviers sind wohl als Buchhändler Und Buchdrucker allgemein be-
kannt, viel weniger indessen als Maler. Sie scheinen aus Flandern zu
stammen. Ludwig (Louys) Elsevier floh als Protestant aus Antwerpen bei
Albas Ankunft (1567) nach Wesel, ließ sich 1580 in Leiden nieder. Von seinen
Söhnen wird Aernout als Maler in Leiden genannt. Er war aber auch „Inhaber
einer vornehmen Herberge“ in Vianen, lebte 1643 in Rotterdam, drei Jahre
später finden wir ihn in der Malergilde zu Dordrecht. Bilder von ihm sind
nicht bekannt. Er soll Landschaften Und Feuerbrünste gemalt haben. Von
seinen vier Kindern ist das jüngste Maler geworden. Er heißt gleich seinem
Großvater Ludwig (Louys) und ist 1618 zu Delft geboren, wird 1635 in der dor-
tigen Gilde erwähnt und wurde am 3. Dezember 1675 zu Delft begraben. Als
Künstler scheint er nicht sehr produktiv gewesen zu sein. Bilder von ihm
werden weder in Kunstinventaren noch in alten Auktionskatalogen erwähnt1.
Somit ist es nicht ausgeschlossen, daß er gleich seinem Vater außer der
Malerei einen anderen — vielleicht lukrativeren — Beruf ausübte, was ja bei
vielen holländischen Künstlern der damaligen Zeit der Fall war. Archivalische
Notizen über Aernout und Louys Elsevier verdanken wir den unermüdlichen
Forschungen von A. Bredius.
Von Louys Elsevier kannte man bis jetzt nur zwei Gemälde, beide bezeich-
net, Landschaften darstellend: das eine von 1647 im Amalienstift zu Dessau,
das andere von 1648 in der Sammlung Schagerström zu Landskrona in Schwe-
den. O. Granberg (Inventaire general des Tresort d’Art ... en Suede, I, Nr. 226)
gibt die genaue Beschreibung von Louys Elseviers Bilde in der Sammlung
Schoperström. Es handelt sich um eine Landschaft: In der Mitte des Bildes
eine Gruppe von buschigen Bäumen, rechts ein See, an dessen linkem Ufer
auf einer Stange eine erlegte Ente sichtbar ist, um welche verschiedene Enten
fliegen, andere Enten schwimmen im See. Ganz links erblickt man im Hinter-
halt einen Jäger. Auch das Bild im Amalienstift zu Dessau ist analog und
behandelt ein ähnliches Thema, wiederum eine Landschaft mit Entenjagd.
Eine nicht geringe Überraschung bildet ein Bild Louys Elseviers, das sich
in der reichhaltigen und interessanten Sammlung des Oberregierungsrates
Friedrich Glück in Budapest befindet, in welcher außer einer Reihe guter
Italiener, wertvolle Altniederländer, Deutsche des 16. und Holländer des
x7- Jahrhunderts vertreten sind durch Werke von Isenbrant, Orley, Marinus
van Roymerswale, Pencz, van Goyen, Jacob und Salomon van Ruysdael, Aert
de Gelder, Eeckhout usw. Über letzteres Bild hatten wir Gelegenheit, aus-
führlich zu berichten2 (Zeitschrift für bildende Kunst, 1919), desgleichen auch
über ein Jagdstück des seltenen Jan van der Vinne (Oud Holland, Jahrg. 41).
1 In A. Bredius’ Künstler-Inventare (V, S.isgr und 1859) werden erwähnt: „Een lant-
schap van Elsevier, de beesjens van C. Saftleven“ und „Een stucken van Elsevier“. Es
läßt sich nicht feststellen, ob diese Notizen sich auf Aernout oder Louys Elsevier
beziehen.
2 Boccacio und die niederländische Malerei. — Vgl. auch Kunstchronik. N. F. 1921.
S. 489—4go.
Der Cicerone, XVIII. Jahrg., Heft 2
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