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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 2
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Térey, Gábor: Unbekannte Werke seltener niederländischer Maler des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0064

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Seither ist von Ludwig v. Baldass1 (Ars Una I) ein ungarischer Aufsatz über
die Bildergalerie Glück erschienen, in welchem er sich mit den Hauptstücken
derselben beschäftigt, ohne die Gemälde seltener Meister dieser Sammlung zu
erwähnen. Zu dieser letzten Kategorie gehört auch das bis jetzt völligunbekannt
gebliebene Bild von Louys Elsevier, das wir hier abbilden.
Es zeigt den Künstler von einer ganz neuen Seite, als feinen Maler eines
Bauerninterieurs. Im Innern einer Bauernscheune sitzt rückwärts links vor
einem großen offenen Herd ein Bauer, der aus seinem Tabaksbeutel die Pfeife
stopft. Rechts von ihm erblickt man auf einem Holzschemel den abgeschnit-^
tenen Kopf eines Schweines, daneben einen Kohlkopf, ein Faß, einen Besen
usw., auf der Mauer dahinter ein Zwiebelkranz und darüber einen Blasebalg.
Rechts vom Schweinekopf hängt das vorne zweigeteilte Schwein auf einem
Holzriemen, darunter am Boden ein Beil und eine Katze, welche das her-
untergetropfte Blut leckt — weiter rechts ein Kochkessel, dahinter auf einem
dreifüßigen Stuhl ein irdener Krug, daneben ein Topf, hinter diesem eine
Holzplanke, in welche etwas Stroh hineingesteckt ist, darüber am Holz-
pfeiler in einem Korb ein sitzendes Huhn. Ganz links im Vordergründe sieht
man einen Schleifstein auf einem Holzbock. Wir haben also vor uns eine
Darstellung, die in der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts oft vor-,
kommt, so z. B. bei den beiden Ostade, J. W. Lansinck, Hendrick Bogaert usw.
Das Bild des Louys Elsevier der Sammlung Glück ist in warmen goldbraunen
Tönen gehalten mit der Ausnahme des Schweines, welches lebhafte Fleisch-
farbe aufweist, desgleichen auch das heruntergetropfte Blut am Boden. Es
trägt rechts unten die Signatur und die Jahreszahl 1647, ist also in demselben
Jahre entstanden wie die Landschaft im Amalienstift zu Dessau. Die Signaturen
Elseviers sind auf seinen beiden Landschaftsbildern und auf dem Glückschen
Bilde gleich, sie wirken recht eigentümlich dadurch, daß der Schlußbuchstabe
seines Namens nicht mit einem kleinen, sondern aus einem großen R besteht.
Das Bild der Sammlung Glück ist ausgezeichnet erhalten, auf Eichenholz ge-
malt und mißt 46,5 in der Höhe und 52 cm in der Breite. Über seine Provenienz
ist nichts bekannt, es wurde im Budapester Kunsthandel erworben.
2. Eine Bauerngesellschaft von Francois Ryckhals
In Wurzbachs Niederländischen Künstlerlexikon (Bd. III, S. 641) werden eine
Reihe von Werken Frans Hals dem Jüngeren zugewiesen, was nur bei einem
von ihnen tatsächlich stimmt. Die Bilder in Berlin, Budapest, Finspong
(Schweden), Karlsruhe, Prag (Sammlung Nostitz) gehören dem Frar^ois Ryck-
hals an. Dies hat A. Bredius in einem ausgezeichneten Aufsatz im „Oud Hol-
land“ (XXXV, S. 1 ff.) festgestellt und zum ersten Male versucht, das Oeuvre
des Künstlers zusammenzustellen. Er zählt von ihm neunzehn Gemälde und
Zeichnungen auf und weist außerdem noch auf jene Werke des Künstlers
hin, die in vielen holländischen Kunstinventaren von 1647—1734 erwähnt wer-

1 Unter den von Baldaß besprochenen Bildern der Sammlung Glück befindet sich
unter dem Namen von Giovanni Battista Moroni ein männliches Bildnis. Es ist uns
gelungen, den Dargestellten in der Person des Bartolommeo Bongo festzustellen auf
einem von Moroni gemalten Bilde (Metropolitan Museum, New York), welches mit dem
Glückschen Bilde bis auf einige kleinere Abweichungen übereinstimmt. Das New Yorker
Bild ist mit einer lateinischen Inschrift versehen, aus der hervorgeht, daß der Dar-
gestellte Graf und Ritter Bartolommeo Bongo ist, Doktor beider Rechte, Kanonikus und
Primizerius der Kathedrale von Bergamo und apostolischer Protonotarius war. Die In-
schrift und die Jahreszahl 1584 sind erst nach dem Tode Moronis, der 1578 starb, hinzu-
gefügt worden, desgleichen auch das Wappen.
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