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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 12
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Allinger, Gustav: Die Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung Dresden 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0433

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Die Jubiläums-Gartenbau-
Ausstellung Dresden 1926
Von GUSTAV ALLINGER, Gartenarchitekt D.W. B. Berlin, Verfasser des Gesamt-
entwurfes und Gartenkünstlerischer Berater der Ausstellung

I. ALLGEMEINES
DIE Jahresschau deutscher Arbeit, Dresden, welche seit 1922 bereits vier
Ausstellungen mit jeweils besonderem Programm veranstaltete, hat in
diesem Jahr ihre eigenen Ausstellungsziele in etwas anderer Form verwirk-
licht als seither. Die Feier des hundertjährigen Bestehens der „Flora“, der
Sächsischen Gesellschaft für Gartenbau und Botanik, gab der „Jahresschau“
Veranlassung, gemeinsam mit der sächsischen Gärtnerschaft die diesjährige
Gartenbau-Ausstellung, welcher sich dann von Mitte Juni ab die Internationale
Kunstausstellung zugesellt, zu veranstalten. Sie umfaßt ein vielfach größeres
Gelände, indem zu dem städtischen Ausstellungsgelände noch große Teile des
sogenannten „Großen Gartens“ für Anlagen im Freien vom sächsischen Staate
zur Verfügung gestellt wurden.
Die Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung 1926 will den deutschen Gartenbau
in seiner ganzen Größe und vielseitigen Gestalt zeigen und nur deutsche
Arbeit bringen, sofern es sich nicht um Neuzüchtungen oder Neueinführungen
von ausländischen Pflanzen und Blumen handelt, welche bisher in Deutsch-
land noch nicht gezeigt worden sind. Alle materiellen und ideellen Beziehun-
gen, die zwischen dem Gartenbau und Volks- und Wirtschaftsleben, Wissen-
schaft und Kunst bestehen, sollen aufgedeckt, es sollen bekannte oder noch
unbeschrittene Wege hierzu gewiesen werden. Die Ausstellung ist nicht nur
eine Kundgebung des sächsischen Gartenbaues, dessen hoher Stand und dessen
Erzeugnisse in der ganzen Welt anerkannt sind, ohne die eine solche Schau
und in dieser Form aufzubauen kaum denkbar gewesen wäre, sondern versam-
melt auch die wichtigsten Kulturen, welche sonst in irgendeinem Teile des
deutschen Vaterlandes gepflegt werden, so daß man wohl behaupten kann, sie
sei eine einmütige Kundgebung der Tatkraft und der Ziele aller mit dem
deutschen Gartenbau irgendwie in Verbindung stehenden Kreise. Da sind zu-
nächst die unmittelbar Beteiligten, die Gärtner, Kultivateure und Züchter, also
die Vertreter der Blumenzucht, der Baum- und Rosenschulen, des deutschen
Gemüse- und Obstbaues, aber auch die für den Gartenbau Unmittelbar arbein
tende Industrie, wobei an den Gewächshausbau erinnert sein mag. Dann fol-
gen die mit den Gärtnern in engster Fühlung Zusammenarbeitenden, wie die
Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner, die Blumenbindekunst und andere
Berufsgruppen, welche man nicht mit Unrecht als die Mittler zwischen der
Gärtnerschaft und dem Publikum bezeichnen dürfte. Mittelbar hängen da-
mit zusammen auch der soziale Gartenbau, die Kleingartenbewegung, ferner
Schulgärten, welche durch den überall sich fühlbar machenden pädagogischen
Reformwillen unserer Tage als eines der wertvollsten Erziehungsmittel für die
Jugend erkannt worden sind. Auch der von den Mönchen in den mittelalter-
lichen Klöstern betreute Arzneigarten zeigt seine Fortwirkung bis in die Gegen-
wart, und die Heilkräuter, die vom Klostergarten ihren Weg in den bäuer-
lichen Wurzgarten fanden, haben sich in der volkstümlichen Heilkunde ihren
Platz bewahrt. Sie werden gesammelt gezeigt in dem Heil- und Giftpflanzen-
garten des Drogistenvereins zu Dresden. Von besonderer Wichtigkeit ist die

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