umfangreiche wissenschaftliche Abteilung, die in erschöpfender Weise durch
Prof. Dr. Tobler geleitet und durchgeführt ist.
Ganz allgemein aber wendet sich die Gartenbau-Ausstellung an die Gesamt-
heit des deutschen Volkes und rührt an die tiefsten und innigsten Beziehungen
zwischen Mensch und Natur. Daß dem Durchschnittsmenschen des aus-
gehenden ig. und des beginnenden 20. Jahrhunderts die Verbindung mit der
Natur ziemlich verloren ging, ließe sich durch viele Beispiele belegen, aber
ebenso sicher bricht sich doch allmählich bei den verantwortlichen Führern
der Staats- und Gemeindewesen die Erkenntnis Bahn, daß ein einheitliches,
kulturell auf höchster Stufe stehendes Lebensgefühl ohne wahrhafte Garten-
kultur im edelsten Sinne des Wortes nicht zu erreichen ist. Die Entwicklung
des Städtebaues und der öffentlichen Grünflächenpolitik, beginnend nach 1870
mit dem Anwachsen der Städte und in erhöhtem Maße nach igoo bewußt auf
breite Grundlage gestellt, ergänzt in der Nachkriegszeit durch die gewaltige
Sportbewegung, welche Spiel- und Sportplätze im Freien, im Grünen fordert,
läßt sich nicht mehr aufhalten.
II. DIE GESTALTUNG
Die größte, letzte deutsche Gartenbau-Ausstellung vor dem Kriege fand
1913 in Breslau statt. Es ist klar, daß auch Gartenbau-Ausstellungen, ebenso
wie z. B. die Werkbundausstellung in Köln 1914, als Ganzes genommen eine
Einheit darstellen müssen, wenn sie nicht dem kritischen Beobachter lediglich
als Konglomerat von Wegen, Pflanzen, Bauten und Lichtmasten erscheinen
und in der Erinnerung bleiben sollen. Dies ist aber nur dann zu erreichen,
wenn ein kraftvoller, einheitlicher Formwille sich sowohl im Gesamtaufbau,
wie auch in den Einzelheiten durchzusetzen vermag. Bei der Werkbund-Aus,-
stellung, die zwar auch Gartenanlagen zeigte, aber doch im wesentlichen in
ihrer äußeren Erscheinung durch Massen und Körper der Bauten bestimmt
war, mußte die Führung beim Bauarchitekten liegen. Die Jubiläums-Gartenbau-
Ausstellung Dresden 1926 gab nun die Möglichkeit, den Beweis zu erbringen,
daß die Führung der Gestaltung dann notgedrungen beim Gartenarchitekten
liegen muß, wenn es sich um die Schaffung eines großen Parks und vieler
Sondergärten handelt, in welchem zwar die Architekturen außerordentlich
wichtige Funktionen zu erfüllen haben, aber doch nur an gewissen Stellen,
also vereinzelt auftreten dürfen.
Erst nach grundsätzlicher Klärung der Verkehrsfragen durch die Wahl der
Eingänge, durch übersichtliche Führung der Hauptwege und Festlegung von
architektonisch wirksamen Orientierungspunkten, konnte an den wichtigsten
Teil der Aufgabe herangetreten werden, nämlich an den Aufbau der Gartenbau-
ausstellung im eigentlichen Sinne des Wortes. Hier erhoben sich dann eine
Reihe von Zielen und Forderungen, die, nebeneinander stehend, ihre ganz
eigene Behandlung verlangten, aber doch erst nach einer innigen Verschmel-
zung zu dem Endziel führen konnten, nämlich die ganze Ausstellung im
Freien als einen technisch und künstlerisch lebendigen Organismus zu formen.
So war z. B. der zeitlichen Blütenfolge unter den wichtigsten Blütenpflanzen,
welche jeweils für sich zusammenstehencJ in großen Flächen gezeigt werden
sollten, besondere Beachtung zu schenken, nach ganz anderer Richtung gehend
waren wiederum die Farbeneigenheiten und Wuchsformen gewisser großer
Pflanzenkategorien von ausschlaggebender Bedeutung. Bei noch anderen
großen Pflanzengruppen bestand eine starke Abhängigkeit von der Pflanzzeit
insofern, als mit der Bodenbearbeitung der größten Fläche erst Mitte August
1925 begonnen werden konnte und dort ganz ungewöhnlich zeitraubende
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Prof. Dr. Tobler geleitet und durchgeführt ist.
Ganz allgemein aber wendet sich die Gartenbau-Ausstellung an die Gesamt-
heit des deutschen Volkes und rührt an die tiefsten und innigsten Beziehungen
zwischen Mensch und Natur. Daß dem Durchschnittsmenschen des aus-
gehenden ig. und des beginnenden 20. Jahrhunderts die Verbindung mit der
Natur ziemlich verloren ging, ließe sich durch viele Beispiele belegen, aber
ebenso sicher bricht sich doch allmählich bei den verantwortlichen Führern
der Staats- und Gemeindewesen die Erkenntnis Bahn, daß ein einheitliches,
kulturell auf höchster Stufe stehendes Lebensgefühl ohne wahrhafte Garten-
kultur im edelsten Sinne des Wortes nicht zu erreichen ist. Die Entwicklung
des Städtebaues und der öffentlichen Grünflächenpolitik, beginnend nach 1870
mit dem Anwachsen der Städte und in erhöhtem Maße nach igoo bewußt auf
breite Grundlage gestellt, ergänzt in der Nachkriegszeit durch die gewaltige
Sportbewegung, welche Spiel- und Sportplätze im Freien, im Grünen fordert,
läßt sich nicht mehr aufhalten.
II. DIE GESTALTUNG
Die größte, letzte deutsche Gartenbau-Ausstellung vor dem Kriege fand
1913 in Breslau statt. Es ist klar, daß auch Gartenbau-Ausstellungen, ebenso
wie z. B. die Werkbundausstellung in Köln 1914, als Ganzes genommen eine
Einheit darstellen müssen, wenn sie nicht dem kritischen Beobachter lediglich
als Konglomerat von Wegen, Pflanzen, Bauten und Lichtmasten erscheinen
und in der Erinnerung bleiben sollen. Dies ist aber nur dann zu erreichen,
wenn ein kraftvoller, einheitlicher Formwille sich sowohl im Gesamtaufbau,
wie auch in den Einzelheiten durchzusetzen vermag. Bei der Werkbund-Aus,-
stellung, die zwar auch Gartenanlagen zeigte, aber doch im wesentlichen in
ihrer äußeren Erscheinung durch Massen und Körper der Bauten bestimmt
war, mußte die Führung beim Bauarchitekten liegen. Die Jubiläums-Gartenbau-
Ausstellung Dresden 1926 gab nun die Möglichkeit, den Beweis zu erbringen,
daß die Führung der Gestaltung dann notgedrungen beim Gartenarchitekten
liegen muß, wenn es sich um die Schaffung eines großen Parks und vieler
Sondergärten handelt, in welchem zwar die Architekturen außerordentlich
wichtige Funktionen zu erfüllen haben, aber doch nur an gewissen Stellen,
also vereinzelt auftreten dürfen.
Erst nach grundsätzlicher Klärung der Verkehrsfragen durch die Wahl der
Eingänge, durch übersichtliche Führung der Hauptwege und Festlegung von
architektonisch wirksamen Orientierungspunkten, konnte an den wichtigsten
Teil der Aufgabe herangetreten werden, nämlich an den Aufbau der Gartenbau-
ausstellung im eigentlichen Sinne des Wortes. Hier erhoben sich dann eine
Reihe von Zielen und Forderungen, die, nebeneinander stehend, ihre ganz
eigene Behandlung verlangten, aber doch erst nach einer innigen Verschmel-
zung zu dem Endziel führen konnten, nämlich die ganze Ausstellung im
Freien als einen technisch und künstlerisch lebendigen Organismus zu formen.
So war z. B. der zeitlichen Blütenfolge unter den wichtigsten Blütenpflanzen,
welche jeweils für sich zusammenstehencJ in großen Flächen gezeigt werden
sollten, besondere Beachtung zu schenken, nach ganz anderer Richtung gehend
waren wiederum die Farbeneigenheiten und Wuchsformen gewisser großer
Pflanzenkategorien von ausschlaggebender Bedeutung. Bei noch anderen
großen Pflanzengruppen bestand eine starke Abhängigkeit von der Pflanzzeit
insofern, als mit der Bodenbearbeitung der größten Fläche erst Mitte August
1925 begonnen werden konnte und dort ganz ungewöhnlich zeitraubende
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