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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 20
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Térey, Gábor: Unbekannte Werke seltener niederländischer Maler des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0679

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Unbekannte Werke seltener nieder-
ländischer Maler des 17. Jahrhunderts1
Mit drei Abbildungen auf zwei Tafeln Von GABRIEL v. TEREY

4. Die Landschaft mit Hütte von Dirk Dalens I. Fortsetzung aus Heft 2
BREDIUS hat bereits 1883 in seinen archivalischen Forschungen2 auf Dirk
Dalens I., der „unter den holländischen Landschaftsmalern des 17. Jahr-
hunderts eine interessante Stellung einnimmt“, hingewiesen und sich mit ihm
später wieder ausführlich beschäftigt3. Dalens, der um 1600 zu Dordrecht ge-
boren wurde, hat ein unstetes, bewegtes Leben gehabt und starb 1676 in Zierik-
see, „wohin er, um der Verfolgung wegen sträflichen Umgangs mit seiner
Tochter Maria zu entgehen, geflohen war“. 1632 ist er in der Gilde im Haag.
Er scheint bald darauf eine große Tätigkeit entfaltet zu haben, die ihn aber
nicht befriedigt zu haben scheint. Nach einem kurzen Aufenthalt 1637 h1
Delft kehrte er nach dem Haag zurück, 1662 war er in Rotterdam, ein Jahr
darauf in Leiden, 1672 wieder im Haag. Sein Nachlaßinventar4 ist sehr reich-
haltig und enthält 251 Gemälde, von welchen wohl der größte Teil von ihm
selbst herrührte. Wir wissen auch, daß er in der Zeit von 1637 bis 1650 für
den Statthalter Prinz Friedrich Heinrich vier Kaminbilder für das Huys in
het Noordegade im Haag malte und dafür 1200 Gulden erhielt. Auch kennen
wir sechs Radierungen nach ihm. Aus all diesem geht hervor, daß er eine
reiche Tätigkeit entfaltet hat. Um so mehr ist es zu verwundern, daß nur we-
nige Werke von ihm bekannt sind, einige sind in öffentlichen, andere in
Privatsammlungen5. Besonders wird eine große Landschaft von 1660 in der
Sammlung Eckmar in Finspong (Schweden) gerühmt6, woselbst sich noch
weitere Bilder des Künstlers befinden.
Dirk Dalens zeigt in seiner Kunst gewisse Anklänge an Jan van Goijen,
besonders aber an Mozes Uytenbroeck (von 1590 bis 1648), bei dem er gelernt
haben soll. Dasjenige Gemälde, welches wir hier veröffentlichen, tauchte unter
Nr. 185 in der 28. Auktion des Ernst-Museums in Budapest (1924) auf und be-
findet sich gegenwärtig im Besitze des dänischen Konsuls Dr. Paul Fleischl in
Budapest. Es ist auf Holz gemalt (33X47 cm) und trägt unten die volle
Signatur des Künstlers. Es ist unseres Wissens in der einschlägigen Literatur
nicht erwähnt. Phantastisch leuchtet aus dem Bilde das Haus mit der dunklen
großen Öffnung hervor, der schiefe Zaun wirkt wie ein aufgespannter Fächer
und das Erdreich wie eine helle Wolkenmasse. Das Ganze steht in grellem
Kontrast zu der dunkelgrünen Baumpartie und gemahnt in der Komposition an
des Künstlers Bild im Braunschweiger Museum (Nr. 353). Während die rechte
Partie des Bildes etwas an van Goijen erinnert, sind die Kühe ganz im Geiste
des Mozes Uytenbroeck empfunden, vielleicht von ihm selbst, der gelegentlich
in Dalensschen Bildern die Staffage malte, so z. B. in der italienischen Land-
schaft mit Ruinen im Amsterdamer Rijksmuseum (Nr. 730) und in einer arka-

1 Vgl. „Der Cicerone“ XVIII, S.47ff.
2 A. Bredius, Seemanns Kunstchronik 1883, S. 617, 642, 718.
3 A. Bredius, Künstler-Inventare IV, S. 1401 bis 1421.
4 Das Inventar ist am 3. August 1676 im Rathaus im Haag aufgenommen.
0 A. v. Wurzbach, Niederländisches Künstler-Lexikon I., S. 374, und U. Thieme, Allg.
Künstler-Lexikon der bild. Künste VIII, S. 294.
1 O. Granberg, Catalogue raisonne de tableaux dans les collections privees de la Sueve.
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