Ausstellungen
dem deutschen Material, eine strenge Sich-
tung im Hinblick auf den Gedanken der
Qualitätsarbeit. Das große Interesse, das
von der Reichsregierung, der Industrie und
den in Frage kommenden Städten dem
Plane entgegengebracht wird, berechtigt den
Werkbund zu der Hoffnung, daß hier eine
Ausstellung von einzigartiger Wirkung ent-
steht. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird
die Ausstellung in Berlin auf dem neuen
Messegelände am Kaiserdamm stattfinden,
das dann eine entsprechende Erweiterung
erfahren soll. n.
LONDONER AUSSTELLUNGEN
Japanische Farbenholzschnitte / Die
Magnasco Society / Henri Rousseau
in London.
Zum erstenmal seit sechzehn Jahren hat
Yamanaka in der Bond Street wieder eine
Ausstellung von japanischen Farbenholz-
schnitten der Ukiyo-ye-Schule veranstaltet.
Die Länge der Zeitspanne erklärt sich dar-
aus, daß es immer schwerer fällt, auch nur
eine kleine Sammlung von untadeligen
Drucken zusammenzubringen. Die japani-
schen, amerikanischen und zum Teil auch
die europäischen Kenner bevorzugen Blät-
ter mit den vollen Farbeneffekten, im Ge-
gensatz zu den frühsten Sammlern Europas,
die Exemplare liebten, deren einst leuchten-
des Kolorit im Laufe der Zeit in einer wei-
chen, sanften Harmonie verklungen war.
Solche Holzschnitte müssen naturgemäß
selten sein. Zudem sind die kleinen Kol-
lektionen, die sich noch in den Händen
japanischer Händler befanden, durch das
große Erdbeben und Feuer des Jahres 1923
fast völlig vernichtet worden, was zur Folge
hatte, daß die Preise der noch käuflichen
Exemplare gestiegen sind. Hiroshiges „An-
sicht der Affenbrücke“, die noch vor ein
paar Jahren für £ 100 zu haben war, kostet
heute ein Zwei- bis Dreifaches. Yamanakas
Ausstellung von 122 erstklassigen Blättern
ist also ein Ereignis. Mancher Besucher
der beiden, auch am grausten Tage in schön-
stem Lichte strahlenden Räume mag vor
allen andern einem Holzschnitte des Torii
Kiyomitsu den Vorzug geben, worauf zwei
Gruppen von Männern an Tauen Boote
einen Fluß hinaufschleppen. Es ist ein Vier-
farbendruck, bei dem die Farben so durch-
sichtig dünn aufgetragen und die Kontu-
ren der Gegenstände so wenig betont sind,
daß der Eindruck des Schimmernd-Atmo-
sphärischen entsteht.
Die Magnasco Society, die sich die
Aufgabe setzt, das Beste und Interessanteste
der im englischen Privatbesitz befindlichen
Barockmalerei einem größeren Kreise zu-
gänglich zu machen, hat bei Agnew ihre
dritte Ausstellung arrangiert. Sie ist kleiner
als die beiden ersten; die bekanntesten Ver-
treter des italienischen Barock fehlen, aber
dennoch erstaunlich reichhaltig. Von Ma-
gnasco selber ist ein „Don Quichotte“ zu
sehen, ein lärmendes, graues Bild von ge-
ringer Qualität. Poussin tritt mit einer Gir-
lande von Nymphen, Satyrn und Putten auf,
die in fröhlicher Ausgelassenheit über eine
klassische Szene ziehen. Guardi, sehr über-
raschend, mit einem „Seesturm“, einem Bild
von hinreißender Verve. Von dieser Aus-
gelassenheit zu der würdevollen Ruhe von
Beilottos veronesischem Panorama („Ponte
Navi“) ist ein Riesensprung, wie denn über-
haupt in dieser Ausstellung der Bezeich-
nung Barock mehr eine chronologische als
eine stilgeschichtliche Bedeutung zukommt.
Was man auf Beilottos großer Leinwand
bewundert, die glückliche Verbindung zwi-
schen den wuchtigen Massen und den mi-
nutiösen Details, fehlt auf Riccis „Mall in
St. James’ Park“, doch ist das Gemälde
kunsthistorisch interessant, insofern es die
unvollendete Kuppel der „St. Paul’s-Cathe-
dral“ zeigt. Gleichfalls von Ricci ist ein
kleines Bildchen, betitelt „Orchesterprobe“,
eine luftig-heitere „Conversazione“, auf der
verschiedene Berühmtheiten der musikali-
schen Welt des damaligen London auf-
treten. In allerschärfstem Kontrast dazu
steht die große Porträtgruppe des Jacopo
Amigoni. Sie ist von einer fast unerträg-
lichen Eleganz und Verweichlichung des
Stiles. Das Gemälde ist jedoch historisch
interessant, denn es enthält die Bildnisse
des Malers, Metastasios, des Dichters, Te-
resa Castellinis und jenes Farinelli, der we-
gen seiner musikalischen Kehle von Phi-
lipp V. zum Premier gemacht wurde. Die
Gesellschaft stellt diesmal nur 22 Bilder aus,
aber man wird ihrer weiteren Tätigkeit mit
Interesse entgegensehen.
Die Kunst Henry Rousseaus, die man
bisher in England nur aus den Illustratio-
nen kannte, ist nun endlich auch in London
eingezogen (Lefevre-Galleries) und von
der Kritik mit einem Willkommen beehrt
worden, das in den meisten Fällen, aber
sicher nicht in allen, durchaus echt war.
Drei von den zwölf Gemälden sind Dschun-
gelbilder, gemalt aus der Erinnerung an die
mexikanischen W'älder. Die schönste Dar-
stellung sind die „Affen im Walde“, eine
rhythmische Arabeske von grüner Vegeta-
tion, strahlendem Orange und den dunkeln
Noten der Affen. Verschiedene der Ge-
mälde waren schon am Eröffnungstage ver-
kauft. F- Bodtner.
718
dem deutschen Material, eine strenge Sich-
tung im Hinblick auf den Gedanken der
Qualitätsarbeit. Das große Interesse, das
von der Reichsregierung, der Industrie und
den in Frage kommenden Städten dem
Plane entgegengebracht wird, berechtigt den
Werkbund zu der Hoffnung, daß hier eine
Ausstellung von einzigartiger Wirkung ent-
steht. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird
die Ausstellung in Berlin auf dem neuen
Messegelände am Kaiserdamm stattfinden,
das dann eine entsprechende Erweiterung
erfahren soll. n.
LONDONER AUSSTELLUNGEN
Japanische Farbenholzschnitte / Die
Magnasco Society / Henri Rousseau
in London.
Zum erstenmal seit sechzehn Jahren hat
Yamanaka in der Bond Street wieder eine
Ausstellung von japanischen Farbenholz-
schnitten der Ukiyo-ye-Schule veranstaltet.
Die Länge der Zeitspanne erklärt sich dar-
aus, daß es immer schwerer fällt, auch nur
eine kleine Sammlung von untadeligen
Drucken zusammenzubringen. Die japani-
schen, amerikanischen und zum Teil auch
die europäischen Kenner bevorzugen Blät-
ter mit den vollen Farbeneffekten, im Ge-
gensatz zu den frühsten Sammlern Europas,
die Exemplare liebten, deren einst leuchten-
des Kolorit im Laufe der Zeit in einer wei-
chen, sanften Harmonie verklungen war.
Solche Holzschnitte müssen naturgemäß
selten sein. Zudem sind die kleinen Kol-
lektionen, die sich noch in den Händen
japanischer Händler befanden, durch das
große Erdbeben und Feuer des Jahres 1923
fast völlig vernichtet worden, was zur Folge
hatte, daß die Preise der noch käuflichen
Exemplare gestiegen sind. Hiroshiges „An-
sicht der Affenbrücke“, die noch vor ein
paar Jahren für £ 100 zu haben war, kostet
heute ein Zwei- bis Dreifaches. Yamanakas
Ausstellung von 122 erstklassigen Blättern
ist also ein Ereignis. Mancher Besucher
der beiden, auch am grausten Tage in schön-
stem Lichte strahlenden Räume mag vor
allen andern einem Holzschnitte des Torii
Kiyomitsu den Vorzug geben, worauf zwei
Gruppen von Männern an Tauen Boote
einen Fluß hinaufschleppen. Es ist ein Vier-
farbendruck, bei dem die Farben so durch-
sichtig dünn aufgetragen und die Kontu-
ren der Gegenstände so wenig betont sind,
daß der Eindruck des Schimmernd-Atmo-
sphärischen entsteht.
Die Magnasco Society, die sich die
Aufgabe setzt, das Beste und Interessanteste
der im englischen Privatbesitz befindlichen
Barockmalerei einem größeren Kreise zu-
gänglich zu machen, hat bei Agnew ihre
dritte Ausstellung arrangiert. Sie ist kleiner
als die beiden ersten; die bekanntesten Ver-
treter des italienischen Barock fehlen, aber
dennoch erstaunlich reichhaltig. Von Ma-
gnasco selber ist ein „Don Quichotte“ zu
sehen, ein lärmendes, graues Bild von ge-
ringer Qualität. Poussin tritt mit einer Gir-
lande von Nymphen, Satyrn und Putten auf,
die in fröhlicher Ausgelassenheit über eine
klassische Szene ziehen. Guardi, sehr über-
raschend, mit einem „Seesturm“, einem Bild
von hinreißender Verve. Von dieser Aus-
gelassenheit zu der würdevollen Ruhe von
Beilottos veronesischem Panorama („Ponte
Navi“) ist ein Riesensprung, wie denn über-
haupt in dieser Ausstellung der Bezeich-
nung Barock mehr eine chronologische als
eine stilgeschichtliche Bedeutung zukommt.
Was man auf Beilottos großer Leinwand
bewundert, die glückliche Verbindung zwi-
schen den wuchtigen Massen und den mi-
nutiösen Details, fehlt auf Riccis „Mall in
St. James’ Park“, doch ist das Gemälde
kunsthistorisch interessant, insofern es die
unvollendete Kuppel der „St. Paul’s-Cathe-
dral“ zeigt. Gleichfalls von Ricci ist ein
kleines Bildchen, betitelt „Orchesterprobe“,
eine luftig-heitere „Conversazione“, auf der
verschiedene Berühmtheiten der musikali-
schen Welt des damaligen London auf-
treten. In allerschärfstem Kontrast dazu
steht die große Porträtgruppe des Jacopo
Amigoni. Sie ist von einer fast unerträg-
lichen Eleganz und Verweichlichung des
Stiles. Das Gemälde ist jedoch historisch
interessant, denn es enthält die Bildnisse
des Malers, Metastasios, des Dichters, Te-
resa Castellinis und jenes Farinelli, der we-
gen seiner musikalischen Kehle von Phi-
lipp V. zum Premier gemacht wurde. Die
Gesellschaft stellt diesmal nur 22 Bilder aus,
aber man wird ihrer weiteren Tätigkeit mit
Interesse entgegensehen.
Die Kunst Henry Rousseaus, die man
bisher in England nur aus den Illustratio-
nen kannte, ist nun endlich auch in London
eingezogen (Lefevre-Galleries) und von
der Kritik mit einem Willkommen beehrt
worden, das in den meisten Fällen, aber
sicher nicht in allen, durchaus echt war.
Drei von den zwölf Gemälden sind Dschun-
gelbilder, gemalt aus der Erinnerung an die
mexikanischen W'älder. Die schönste Dar-
stellung sind die „Affen im Walde“, eine
rhythmische Arabeske von grüner Vegeta-
tion, strahlendem Orange und den dunkeln
Noten der Affen. Verschiedene der Ge-
mälde waren schon am Eröffnungstage ver-
kauft. F- Bodtner.
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