Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0075
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Heft 2
DOI Artikel:Fauler, Hermann: Julius Heinrich Bissier
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geistigte dieser Stimmung fest, gibt das fast Mongolische, Trostlose dieser
Landschaft und damit gleichzeitig eine neue, berechtigte Anschauung jenseits
der Tradition. Daneben gelangt das Werktätige zum äußersten, herbsten Aus-
druck, die Not der Zeit und ihre stille Hoffnung auf ein Erstarken des volks-
mäßig Einfachen. Irgendwo — dies ist bei den neuesten Bildern Entwicklung
und Wandlung — beginnt sozusagen die Religion auf der Straße, im Alltag,
fällt nicht mehr vom Himmel, strebt auch nicht zu ihm auf, sondern schwebt,
bildhaft Anschauung geworden, zwischeninne. Zur Synthese alter und neuer
Gebarung wird „Der Holzdieb“, während mehr ruhend Freudiges in „Alt-
wasser am Sponeck“ ausklingt oder schwermütig Drückendes die „Ober-
rheinische Flußlandschaft“ beherrscht. Im „Kappeier Bergwerk“ endlich drängt
das Erlebnis zu monumentaler Formgebung und Komposition, die zunächst
hart empfunden wird; indessen ist die Wirkung groß, ungewöhnlich und von
gesunder Frische.
Was wird nun folgen? Naturen wieBissier sind keiner Modeströmung unter-
worfen, sie wirken sich aus, werden in sich fest auf Heimatboden, welcher
noch immer erstarkende Wurzeln mit ursprünglichen Kräften nährte.
Max Unold
Landschaft und damit gleichzeitig eine neue, berechtigte Anschauung jenseits
der Tradition. Daneben gelangt das Werktätige zum äußersten, herbsten Aus-
druck, die Not der Zeit und ihre stille Hoffnung auf ein Erstarken des volks-
mäßig Einfachen. Irgendwo — dies ist bei den neuesten Bildern Entwicklung
und Wandlung — beginnt sozusagen die Religion auf der Straße, im Alltag,
fällt nicht mehr vom Himmel, strebt auch nicht zu ihm auf, sondern schwebt,
bildhaft Anschauung geworden, zwischeninne. Zur Synthese alter und neuer
Gebarung wird „Der Holzdieb“, während mehr ruhend Freudiges in „Alt-
wasser am Sponeck“ ausklingt oder schwermütig Drückendes die „Ober-
rheinische Flußlandschaft“ beherrscht. Im „Kappeier Bergwerk“ endlich drängt
das Erlebnis zu monumentaler Formgebung und Komposition, die zunächst
hart empfunden wird; indessen ist die Wirkung groß, ungewöhnlich und von
gesunder Frische.
Was wird nun folgen? Naturen wieBissier sind keiner Modeströmung unter-
worfen, sie wirken sich aus, werden in sich fest auf Heimatboden, welcher
noch immer erstarkende Wurzeln mit ursprünglichen Kräften nährte.
Max Unold