reliefartig zerlegte Musikinstrumente. Ob diese rein ornamental wirkenden
Gebilde, die man gewohnheitsmäßig wohl nicht als Bilder bezeichnen kann,
intensiv künstlerische Emotionen auslösen? Ich persönlich möchte die Frage
verneinen.
Wie einst in der Kerngruppe der Impressionisten, haben es auch bei den
Nachimpressionisten und Kubisten die gemeinschaftlichen, malerischen Ten-
denzen und Versuche und die persönlich nahen Beziehungen mit sich ge-
bracht, daß einzelne Werke dieser Künstler soviel Berührungspunkte und
verwandte Züge enthalten, daß die Persönlichkeit dahinter fast verschwindet
und nur der Begriff der Schule übrig bleibt. So finden wir bei Derain ein
sehr farbiges, frühes Hafenbild (1908), das man geneigt wäre, Matisse zuzu-
schreiben, und ein anderes kubistisches Gemälde des ersteren hat in der be-
liebten grau-grün-gelben Farbenharmonie wieder viel mit Picasso, Le Faucon-
nier und Braque gemein. Von letzterem hätte man übrigens, als dem über-
zeugtesten und bis heutzutage noch unentwegtesten Kubisten, gerne mehr als
ein einziges Werk gesehen. Bei Derain dagegen sind die Häutungen recht
schnell vor sich gegangen, und sogar vor seinem frühen Oeuvre nimmt es
kaum Wunder, daß der Künstler momentan einer der Meister der neuesten
statischen Malerei geworden ist, welche die noch unlängst verhöhnten Tra-
ditionen der klassischen Kunst auf eigene Art wieder zu beleben sucht. Tritt
doch das Streben nach straffer, geordneter Komposition und fester Zeich-
nung in den meisten Bildern Derains ostentativ hervor, so in der schon ganz
musealen, großzügigen Leinwand „Samedi“ (Abb.), in den frühen Land-
schaften, Bildnissen und Stilleben, welche im Moskauer Museum einen
eigenen Saal füllen, und von denen z. B. ein Stilleben mit Totenkopf in
sattem Braun ganz gut einem altspanischen Maler entstammen könnte. Die
düstern, spärlichen Farben, die Derain in seiner ersten Periode liebte — seine
starke Wirkung verdankt der „Samedi“ nicht zuletzt dem geradezu mönchi-
schen Kolorit, das sich bloß aus einem tiefen Schwarz, Weiß, Grau und etwas
Dunkelgrün zusammensetzt —, hellten sich bald auf, und seine Palette wurde
allmählich reicher und mannigfaltiger. In den Ansichten von Provencehäfen
kommt dies schon ganz zur Geltung (Abb.), und nur die als repoussoir be-
nutzten, etwas theatralischen Kulissen behalten hier das früher prädomi-
nierende Dunkel.
Mit Andre Derain schließt sich der Kreis der wegweisenden Künstler-
individualitäten, doch sind in unserer Übersicht mehrere bedeutende Erschei-
nungen unberücksichtigt geblieben, die als Segmente sich in diesen Kreis
einreihen, ebenfalls einige Outsider, die abseits von ihm ihre eigenen, ein-
samen Wege wanderten. Da ist Othon Friesz zu nennen, dessen effektvolle
Ansicht von Rouen mit der über dem Häusermeer thronenden Kathedrale
kompositioneil und koloristisch direkt an Cezanne anknüpft, Vlaminck mit
mehreren Landschaften, die in ihrer tonigen Leuchtkraft an alte Glasmalereien
erinnern, Albert Marquet mit einer ganzen Serie von Pariser Veduten (Abb.),
deren malerische Abreviaturen diesen allzu häufig behandelten Motiven eine
persönlich neuartige Note verleihen und noch manche andere. Die neue
französische Skulptur verblieb im allgemeinen außerhalb des Rahmens der
Programme der hier besprochenen Moskauer Kollektionen, ich möchte aber
doch nicht verschweigen, daß dank I. A. Morosoff das ,,Museum moderner
Kunst“ sich, neben einzelnen anderen Werken, des Besitzes von einigen herr-
lichen, lebensgroßen Bronzeplastiken Aristide Maillols rühmen darf.
Und nun zum Schluß noch ein Wort über den unsterblichen Zöllner, der
mit seiner goldenen Naivität immer von neuem sowohl in seinen Land-
Gebilde, die man gewohnheitsmäßig wohl nicht als Bilder bezeichnen kann,
intensiv künstlerische Emotionen auslösen? Ich persönlich möchte die Frage
verneinen.
Wie einst in der Kerngruppe der Impressionisten, haben es auch bei den
Nachimpressionisten und Kubisten die gemeinschaftlichen, malerischen Ten-
denzen und Versuche und die persönlich nahen Beziehungen mit sich ge-
bracht, daß einzelne Werke dieser Künstler soviel Berührungspunkte und
verwandte Züge enthalten, daß die Persönlichkeit dahinter fast verschwindet
und nur der Begriff der Schule übrig bleibt. So finden wir bei Derain ein
sehr farbiges, frühes Hafenbild (1908), das man geneigt wäre, Matisse zuzu-
schreiben, und ein anderes kubistisches Gemälde des ersteren hat in der be-
liebten grau-grün-gelben Farbenharmonie wieder viel mit Picasso, Le Faucon-
nier und Braque gemein. Von letzterem hätte man übrigens, als dem über-
zeugtesten und bis heutzutage noch unentwegtesten Kubisten, gerne mehr als
ein einziges Werk gesehen. Bei Derain dagegen sind die Häutungen recht
schnell vor sich gegangen, und sogar vor seinem frühen Oeuvre nimmt es
kaum Wunder, daß der Künstler momentan einer der Meister der neuesten
statischen Malerei geworden ist, welche die noch unlängst verhöhnten Tra-
ditionen der klassischen Kunst auf eigene Art wieder zu beleben sucht. Tritt
doch das Streben nach straffer, geordneter Komposition und fester Zeich-
nung in den meisten Bildern Derains ostentativ hervor, so in der schon ganz
musealen, großzügigen Leinwand „Samedi“ (Abb.), in den frühen Land-
schaften, Bildnissen und Stilleben, welche im Moskauer Museum einen
eigenen Saal füllen, und von denen z. B. ein Stilleben mit Totenkopf in
sattem Braun ganz gut einem altspanischen Maler entstammen könnte. Die
düstern, spärlichen Farben, die Derain in seiner ersten Periode liebte — seine
starke Wirkung verdankt der „Samedi“ nicht zuletzt dem geradezu mönchi-
schen Kolorit, das sich bloß aus einem tiefen Schwarz, Weiß, Grau und etwas
Dunkelgrün zusammensetzt —, hellten sich bald auf, und seine Palette wurde
allmählich reicher und mannigfaltiger. In den Ansichten von Provencehäfen
kommt dies schon ganz zur Geltung (Abb.), und nur die als repoussoir be-
nutzten, etwas theatralischen Kulissen behalten hier das früher prädomi-
nierende Dunkel.
Mit Andre Derain schließt sich der Kreis der wegweisenden Künstler-
individualitäten, doch sind in unserer Übersicht mehrere bedeutende Erschei-
nungen unberücksichtigt geblieben, die als Segmente sich in diesen Kreis
einreihen, ebenfalls einige Outsider, die abseits von ihm ihre eigenen, ein-
samen Wege wanderten. Da ist Othon Friesz zu nennen, dessen effektvolle
Ansicht von Rouen mit der über dem Häusermeer thronenden Kathedrale
kompositioneil und koloristisch direkt an Cezanne anknüpft, Vlaminck mit
mehreren Landschaften, die in ihrer tonigen Leuchtkraft an alte Glasmalereien
erinnern, Albert Marquet mit einer ganzen Serie von Pariser Veduten (Abb.),
deren malerische Abreviaturen diesen allzu häufig behandelten Motiven eine
persönlich neuartige Note verleihen und noch manche andere. Die neue
französische Skulptur verblieb im allgemeinen außerhalb des Rahmens der
Programme der hier besprochenen Moskauer Kollektionen, ich möchte aber
doch nicht verschweigen, daß dank I. A. Morosoff das ,,Museum moderner
Kunst“ sich, neben einzelnen anderen Werken, des Besitzes von einigen herr-
lichen, lebensgroßen Bronzeplastiken Aristide Maillols rühmen darf.
Und nun zum Schluß noch ein Wort über den unsterblichen Zöllner, der
mit seiner goldenen Naivität immer von neuem sowohl in seinen Land-