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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 4
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0155

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RUNDSCHAU

Sammlungen
DIE BERLINER MUSEUMS WIRREN
Unter diesem Titel hat Karl Scheffler
im ersten Morgenblatt der Frankfurter
Zeitung vom 4. Februar einen ebenso tief-
gründigen wie beachtlichen Aufsatz veröf-
fentlicht, der wert erscheint, allen denen be-
kannt zu werden, die in den letzten Jahren
vom „Berliner Museumskrieg“ gehört und
durch unsere eigene unzweideutige Stel-
lungnahme gegen die wilhelminische Kunst-
politik Bodes von den unerfreulichen Zu-
ständen erfahren haben, die immer wieder
durch Irreführung der öffentlichen Meinung
die Gemüter erregt haben. Scheffler, sicher
kompetent und durch eigene Erfahrung klug
geworden, erteilt eine unzweideutige Ab-
sage an Bode, zollt dagegen der klugen
Kunstpolitik des preußischen Kultusministe-
riums vollste Anerkennung. Er erhebt war-
nend seine Stimme gegen die Projekte, die
vom engherzigen archäologischen Stand-
punkt aus das werdende Deutsche Museum
zu Gips und Fassadenklitterungen benutzen
wollen, die dem modernen Gefühl vollends
widerstehen und sucht außerdem die Wi-
dersprüche darzulegen, die zwischen dem
wilhelminischen Machthunger einer auf re-
präsentative Geste hinzielenden Arbeit und
den künstlerischen Bedürfnissen eines ver-
armten Deutschland dieser Zeit bestehen
(ganz ähnlich, wie wir es vor Jahresfrist
an dieser Stelle bereits in unseren Aufsät-
zen getan haben). Sch. schließt mit diesem
bemerkenswerten Satz:
„Für jeden, der sich für ein Berliner Mu-
seum interessiert, ist es heute unumgäng-
lich, Partei zu ergreifen. So gern man für
Bode wäre: es ist unmöglich, da er selbst
die, die ihm helfen möchten, im Stich läßt,
und mehr in die Vergangenheit als in die
Zukunft blickt. Sich mit einzelnen Direk-
toren zu verbinden, hat keinen Zweck, da es
ums Ganze geht. Und der Bauleitung kann
auf ihren Wegen kein Freund unserer Kunst-
sammlungen folgen. Es bleibt nur das Mi-
nisterium, weil seine Arbeit am meisten,
weil sie allein Erfolg verspricht. Und auf
den praktischen Erfolg kommt jetzt alles
an, nicht auf Polemik, nicht auf Ressenti-
ment. Wer damit einverstanden ist, daß ein
Ende gemacht werden muß, der muß der
führenden Behörde auch dienötigeBefehls-
gewalt zubilligen.“
Was sagt dazu die sogenannte Bode-
presse? B.
BRESLAU
Dem Museum wurde als Leihgabe eine
Sammlung von Niederländern des 16.

und 17. Jahrhunderts aus dem Besitze
des Grafen Kospoth auf Schloß Briese
überlassen.
Eine große heilige Familie mit dem
kleinen Johannes steht Rubens nahe, es
existiert ein gleichartiger Rubensstich, und
ein zweites Exemplar befindet sich in eng-
lischem Privatbesitz. Erst bei einer Neben-
einanderstellung würde sich das Original
feststellen lassen. •— Von Holländern sind
bemerkenswert: zwei vorzügliche Gesell-
schaftsstücke des Dirk Hals, beide sig-
niert, das eine 1628 datiert; ein großes,
signiertes, 1630 datiertes Breitbild Utrechter
Gepräges des Porträtisten Jacob Gerritz.
Cuyp „Würfelnde Knechte am Fuß der
drei Kreuze“; ein signierter Jan Steen
„Jesus bei Maria und Martha“, eine Land-
schaft Everdingens, drei gute bezeich-
nete Hondecoeters, und endlich ein sig-
niertes großes Stilleben mit totem Schwan
und Hasen von Elias Vonck. — Die mei-
sten übrigen Bilder sind schlecht erhalten
oder stark übermalt, bei einer Reinigung
würde vielleicht noch manches Wertvolle
zutage kommen. So lugt aus den Über-
malungen eines Männerporträts der drei-
ßiger Jahre ein Rembrandthaft gemaltes
Ohr hervor, das Erwartungen weckt. Das
Bild zeigt überdies die Signatur R. f.
H. G„
KÖNIGSBERG
Die Abteilung für Plastik in der städti-
schen Gemäldegalerie hat durch die Auf-
stellung zweier Marmorbildwerke eine Be-
reicherung erfahren. Es sind Leihgaben,
die der Majoratsbesitzer von Rose-Döhlau
dem Museum überwiesen hat. Beide stam-
men von Adolfo Wildt (geb. x. 3. 68), dem
Mailänder Bildhauer, der jetzt zu den er-
sten Künstlern seines Landes zählt.
Im Graphischen Kabinett des Museums
sieht man eine Daumier-Ausstellung mit
150 Lithographien des Künstlers. t\
ULM
Das Museum der Stadt Ulm veranstal-
tet im Februar und März eine Ausstel-
lung neuer Graphik; vertreten sind vom
Sturm: Albrecht, vom Bauhaus Dessau:
Feininger, Kandinsky, Klee, Muche, Schlem-
mer, aus Stuttgart: Graf, Müller, Spiegel. —
Aus Anlaß der Tagung der Schwäbischen
Museen, die im März in Ulm stattfindet,
wird eine Ausstellung der Figuren des
Ulmer Töpfers Rommel veranstaltet.
Besitzer von Rommelfiguren sind freund-
lichst eingeladen, sie zur Verfügung zu
stellen. Im Anschluß an die Ausstellung

Der Cicerone, XVIII. Jabrg., Heft 8

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