Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (18.1926)

und geliebt haben, nun doppelt betroffen stehen, wo die große Nachlaßausstel-
lang zum erstenmal Gelegenheit gibt, die ganze Fülle der Gesichte mit einem
Male zu umspannen. Als einzigartiges Erlebnis aber bleibt dem Besucher die-
ser Gedächtnisschau der Eindruck dieses in seiner Art nie erlebten logischen
Aufstiegs von der Unreife der Jugend bis zur Höhe des Greisenalters zurück,
dieser Weg, den die Wundmale menschlichen Leidens ebenso begleiten, wie
das Echo ferner dionysischer Sehnsucht, der in den Mannesjahren des Künst-
lers diese Erde erst Erfüllung schenkt, als er die Geliebte gefunden hat. Aus
dieser neugewordenen inneren Harmonie ist die schöpferische Quelle der
letzten 23 Jahre aufgesprungen und wieder zu den „Müttern“ heimgekehrt,
die unseren Meister in das Reich der Unsterblichkeit entführt haben.
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NACHWORT. Dieser allgemeinen Wertung der Persönlichkeit sollen in einem späteren Heft
noch einige Bemerkungen besonderer Art folgen, die mehr den einzelnen Werken als der Gesamt-
erscheinung eines Lovis Corinth gelten, die aber kunstgeschichtlich in mancher Beziehung auf
schlußreich sein werden.


Lovis Corinth. Liegender Akt