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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0216

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Sammlungen

Studie in Kreide von Wolf Huber und
eine Federzeichnung des Meisters der
Benediktuslegende wären als Haupt-
stücke bei den Handzeichnungen noch zu
nennen.
Die Neuerwerbungen auf dem Gebiete
des Holzschnittes betreffen vor allem
das graphische Werk der Brüder Hans
und Ambrosius Holbein, dann dieBasel
am meisten interessierenden Meister Urs
Graf, Niklaus Manuel Deutsch und
den Meister D. S. Hier sind im Laufe der
letzten Jahre einige bisher schmerzlich ver-
merkte Lücken geschlossen worden. Als
Staatsstücke großer Einzelholzschnittblätter
konnten hier auch das „Instrument bei-
der Lichter“von Holbein d.J. undHans
Rudolf Manuels Darstellung derSem-
pacher Schlacht für die Sammlung ge-
wonnen werden. — Neben diesen Schwei-
zermeistern ist auch ihren deutschen Zeit-
genossen bei den Erwerbungen vermehrte
Beachtung geschenkt worden. Man findet
hier neu die jugendfrischen Schnitte von
Lucas Cranach zu dem Wittenberger
Heiltumsbuch von 150g, ferner Arbeiten von
Hans Weiditz, Hans Burgkmair, Hein-
rich Vogtherr, Thomas Murer und
Lautensak. — Die Zusammenlegung die-
ser Neuerwerbungen mit den Hauptstücken
des bisherigen Besitzes, an welche sie sich
künstlerisch oder historisch anschließen zu
einzelnen Gruppen, die hier erstmals durch-
geführt wurde, zeigt, daß bei den Erwer-
bungen planvoll und mit dem Blick auf
das Ganze vorgegangen wurde.
Eine Ausstellung des modernen Zuwach-
ses, der ebenfalls beträchtlich ist, steht
bevor. W. R.
DARMSTADT
Das Hessische Landesmuseum gibt
soeben ein Verzeichnis seiner ägypti-
schen Sammlung heraus, deren älteste Be-
standteile noch auf die Sammlung des be-
rühmten Baron von Hüpsch aus Köln zu-
rückgehen. Diese konnten später durch die
Sammlungen Titzenhofer und Launitz er-
gänzt werden. Das kleine, mit Hilfe des Di-
rektors der ägyptischen Abteilung der staat-
lichen Museen in Berlin, Herrn Professor
Dr. H. I. Schäfer den Fortschritten der
Wissenschaft gemäß bearbeitete Verzeich-
nis, teilt den Gesamtinhalt in folgende fünf
Kapitel: I. Gefäße und Geräte. II. Statuet-
ten. III. Skarabäen. IV. Andere Amulette
und Schmuck. V. Reliefs und Malereien.
Insgesamt sind es nur 107 Nummern, die
aber zum Teil eingehend beschrieben und
klassifiziert werden. 11.

HAMBURG
Gustav Pauli legt in einem sehr ge-
schmackvollen und mit reichem Tafel-
anhang versehenen Sonderheft Rechen-
schaft ab über die Tätigkeit der Verwaltung
der Kunsthalle in den Jahren 1914 bis
ig24. Erst jetzt, wo man die Möglichkeit
hat, an Hand der Abbildungen noch ein-
mal alle Neuerwerbungen neben und hin-
tereinander zu sehen, kommt einem die Be-
deutung dieser vorbildlichen Sammeltätig-
keit voll und ganz zum Bewußtsein. Da
läßt sich feststellen, daß Pauli mit dem
künstlerischen Instinkt, der auch einem
Lichtwark eignete, das Vorhandene nicht
nur programmatisch klug zu ergänzen und
zu erweitern wußte, sondern daß ihn Kennt-
nis und sicherer Geschmack auch im
Hinblick auf die Qualität der Objekte nie-
mals verließen. Was wir längst wissen, daß
Hamburg die interessanteste deutsche Ga-
lerie besitzt, wird einem dank Paulis Sam-
meltätigkeit erneut zum Bewußtsein ge-
bracht. Auf diese sehr wichtige Publikation
seien nicht nur Museumsdirektoren und
Sammler, sondern auch die Kunstfreunde
aufmerksam gemacht. Die Veröffentlichung
erschien im Verlag von Johann Traut-
mann G. m. b. H., Hamburg. n.
LONDON
Ruskin hat sich in seinem künstlerischen
Urteil ebensooft als nicht verhauen, aber
vielleicht nie mehr, als er von den Zeich-
nungen Claude Lorrains schrieb, sie
glichen denen eines „Knaben von zehn Jah-
ren“ und zeigten Claudes „Künstlerschaft
in ihrer ganzen, nackten Lüge“. Diese ver-
ächtliche Einstellung ist dann von Ruskin
auf die englische Kritik übergegangen und
erst in jüngster Zeit ist ihr der Star ge-
stochen worden. Zum Glück besaß das
Britische Museum bereits 237 Zeichnungen,
als der junge Ruskin gegen den lothringi-
schen Meister f'ulminierte, und später gab
es in England immer wieder Kunstfreunde,
die sich trotz dem Gerede Ruskins von
ihrer Wertschätzung Claude Lorrains nicht
abbringen ließen. Ihrer Sammel- und Gebe-
freudigkeit hat es das Britische Museum zu
danken, wenn es heute mit seinen 323 Zeich-
nungen Claudes die größte Sammlung die-
ser Art besitzt. Das Museum hat nun in
der Edward Gallery VII seinen Schatz zum
erstenmal dem größeren Publikum zugäng-
lich gemacht, nicht den ganzen Schatz;
denn Mr. Hind, dem wir diese imposante
Ausstellung wie den vorzüglich orientieren-
den Katalog zu verdanken haben, hat mit
einem sicheren Auge für das künstlerisch
Wertvolle in erster Linie die Landschafts-

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