Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0446
DOI issue:
Heft 12
DOI article:Grohmann, Will: Die große Aquarell-Ausstellung: (als Ergänzung der deutschen Abteilung auf der Internationalen Kunstausstellung Dresden 1926)
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0446
W. Rösler, Th. von Brockhusen, A. Weisgerber, Westermayr); die Abteilung
der Liebermann, Slevogt, Corinth ist durch Blätter Thomas, Kalchreuths und
Trübners geschickt ergänzt. Im übrigen beherrscht ein sympathischer demo-
kratischer Zug die ganze Veranstaltung; Prominente und solche, die es wer-
den wollen, sind gleich gut gehängt, und nur an ein paar Stellen, wo das
Material der Grenze des Unzulänglichen sich nähert, tritt eine leise Beun-
ruhigung des Betrachters ein, der aber gern zugibt, daß solches in einer
Aquarellausstellung dieses Ausmaßes unvermeidlich ist.
Der Auftakt des Eingangssaales mit E. L. Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckei,
Rohlfs, Kerschbaümer, Böckstiegel lädt zum Verweilen ein. Schmidt-Rottluffs
Aquarelle sind von derselben Farbigkeit wie seine Holzschnitte, nur innerlich
bewegter, atmender. Sie kontrastieren mit den linear und farbig außerordent-
lich differenzierten Blättern Kirchners, dessen Sensibilität immer von neuem
überrascht. Otto Müller ist sich ebenso gleichbleibend wie Rohlfs vielgestaltig.
Noldes leuchtende Blumen und Tiere hängen den großen Blättern Otto Langes
und Felixmüllers gegenüber, im gleichen Saal mit den Zeichnungen Hofers,
Kokoschkas, Barlachs, den Arbeiten Corinths und der übrigen Impressioni-
sten. Die Blätter sind sorgfältig ausgewählt und teilweise ersten Ranges, be-
sonders bei Liebermann. Da in den Nebenkojen Groß, Dix, Schlichter,
B. Kretzschmar und andere Geistesverwandte hängen, ist der Eindruck auch
dieses Saales geschlossen. Von den Jüngeren ist W. Heckrott der beste Dar-
steller von Tieren, Cassel ein bemerkenswerter figuraler Interpret, Winkler ein
begabter Landschafter, Voll ein ebenso innerlicher wie virtuoser Zeichner.
W. Jacob, W. Rudolph, J. Hegenbarth sind mit den Genannten die Avant-
garde des Dresdner Nachwuchses, dessen sich Gußmann, Sterl und Dorsch
als ihre Lehrer nicht zu schämen brauchen. Von München sind die Freunde
der Sachlichkeit (Mense, Schrimpf, Unold usw.) herübergekommen, ebenso
die alte und neue Akademie: Stuck, Zügel, Dill, Schinnerer u. a. Die Berliner
Auslese bietet keine großen Überraschungen (R. Großmann, Jäckel u. a.),
dafür ist die Dresdner um so reicher. Über 200 Aussteller füllen das Haus,
darunter zirka 50 Plastiker, unter denen neben den Arrivierten wie Lehmbruck,
de Fiori, Kolbe, Albiker, Scharff und Steger die noch unbekannteren Eugen
Hoffmann, Maskos und Godenschweg einen weiteren Aufstieg erwarten lassen.
430
der Liebermann, Slevogt, Corinth ist durch Blätter Thomas, Kalchreuths und
Trübners geschickt ergänzt. Im übrigen beherrscht ein sympathischer demo-
kratischer Zug die ganze Veranstaltung; Prominente und solche, die es wer-
den wollen, sind gleich gut gehängt, und nur an ein paar Stellen, wo das
Material der Grenze des Unzulänglichen sich nähert, tritt eine leise Beun-
ruhigung des Betrachters ein, der aber gern zugibt, daß solches in einer
Aquarellausstellung dieses Ausmaßes unvermeidlich ist.
Der Auftakt des Eingangssaales mit E. L. Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckei,
Rohlfs, Kerschbaümer, Böckstiegel lädt zum Verweilen ein. Schmidt-Rottluffs
Aquarelle sind von derselben Farbigkeit wie seine Holzschnitte, nur innerlich
bewegter, atmender. Sie kontrastieren mit den linear und farbig außerordent-
lich differenzierten Blättern Kirchners, dessen Sensibilität immer von neuem
überrascht. Otto Müller ist sich ebenso gleichbleibend wie Rohlfs vielgestaltig.
Noldes leuchtende Blumen und Tiere hängen den großen Blättern Otto Langes
und Felixmüllers gegenüber, im gleichen Saal mit den Zeichnungen Hofers,
Kokoschkas, Barlachs, den Arbeiten Corinths und der übrigen Impressioni-
sten. Die Blätter sind sorgfältig ausgewählt und teilweise ersten Ranges, be-
sonders bei Liebermann. Da in den Nebenkojen Groß, Dix, Schlichter,
B. Kretzschmar und andere Geistesverwandte hängen, ist der Eindruck auch
dieses Saales geschlossen. Von den Jüngeren ist W. Heckrott der beste Dar-
steller von Tieren, Cassel ein bemerkenswerter figuraler Interpret, Winkler ein
begabter Landschafter, Voll ein ebenso innerlicher wie virtuoser Zeichner.
W. Jacob, W. Rudolph, J. Hegenbarth sind mit den Genannten die Avant-
garde des Dresdner Nachwuchses, dessen sich Gußmann, Sterl und Dorsch
als ihre Lehrer nicht zu schämen brauchen. Von München sind die Freunde
der Sachlichkeit (Mense, Schrimpf, Unold usw.) herübergekommen, ebenso
die alte und neue Akademie: Stuck, Zügel, Dill, Schinnerer u. a. Die Berliner
Auslese bietet keine großen Überraschungen (R. Großmann, Jäckel u. a.),
dafür ist die Dresdner um so reicher. Über 200 Aussteller füllen das Haus,
darunter zirka 50 Plastiker, unter denen neben den Arrivierten wie Lehmbruck,
de Fiori, Kolbe, Albiker, Scharff und Steger die noch unbekannteren Eugen
Hoffmann, Maskos und Godenschweg einen weiteren Aufstieg erwarten lassen.
430