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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0477

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Sammlungen

terin Gräfin de Montijo und zu ihrer Ver-
wandtschaft zählten die vornehmsten Fami-
lien des hohen spanischen Adels, wie Alba,
Medina Sidonia und andere. Die Marquesa
spielte zu ihrer Zeit eine Rolle in der spa-
nischen Hauptstadt als Beschützerin der
Künste, war Ehrenmitglied der Akademie
und betätigte sich selbst als Malerin; sie
ist daher von Goya in ganzer Figur, sitzend,
mit Pinsel und Palette dargestellt worden,
an dem vor ihr stehenden Bildnis ihres Gat-
ten malend. An der Lehne des Stuhls befin-
det sich der Name des Künstlers und die
Jahreszahl 1808.
Ein anderes Frauenporträt ist das von
Dona Antonia Gonzaga y Caracciolo, Toch-
ter des ersten Herzogs von Solferino und
vermählt mit dem 10. Marques von Villa-
franca. Da die Dargestellte bereits 1801 ge-
storben ist, dürfte es sich um eine Arbeit
des Meisters handeln, die aus einer frühe-
ren Periode stammt als die Porträts, durch
die er bis jetzt im Prado vertreten ist.
Der dritte Goya endlich ist das Bild des
ältesten Sohnes der zuvor genannten, D.
Jose Alvarez de Toledo y Gonzaga, ihm
sind vom Künstler die Attribute eines Musi-
kers: Notenheft und Geige, beigegeben; er
war der Gatte jener Herzogin von Alba, mit
der sich zu Zeiten Goyas die „chronique
scandaleuse“ von Madrid mit Vorliebe be-
schäftigte. Das Porträt der berühmten Her-
zogin, das in der Ahnengalerie des Hauses
Alba im Palast Liria in Madrid aufbewahrt
wird, und das hier erwähnte des weniger
bekannten Gemahls sind wohl etwa gleich-
zeitig (um die Wende des 18. zum ig. Jahr-
hundert) entstanden.
Bei Van Dyck handelt es sich um ein Por-
trät von Tornas Howard, Grafen von Arun-
del, und seines Sohnes; es ist eine Frage,
die hier nicht entschieden werden soll, ob
dieses Madrider Gemälde neben einem sehr
ähnlichen in London gleichfalls als Original
anzusehen ist. Jedenfalls sollen aus dem
18. Jahrhundert stammende glaubwürdige
Nachweise über Besitz und Herkunft des
Bildes vorhanden sein. A. D.
PADUA
Der zur Feier des hundertjährigen Beste-
hens des Museo Civico in Padua erschie-
nene „Numero unico commemorativo“ ent-
hält an erster Stelle einen Bericht des
Direktors Andrea Moschetti über die Neu-
ordnung des Museums1. Dieselbe war in-
folge des sehr reichen Vermächtnisses

1° Centenario del Museo Civico di Padova. Numero
unico commemorativo. MDCCCXXV—MCMXXV. Padova
Stab. tip. „Messagiero“ 1925. 47 s. 40.

der gesamten Sammlung der Gräfin Adele
Piovene Sartori und durch den Zu-
wachs, den die von Österreich zurückge-
gebenen Kunstwerke dem Museum brach-
ten, notwendig geworden. Außerdem wur-
den bei dieser Gelegenheit viele Stücke, vor
allem Möbel, die in den Magazinen ver-
borgen waren, neu ausgestellt und dem Pu-
blikum zugänglich gemacht. Man hat bei
diesen Arbeiten, die die Jahre ig2i—ig25
in Anspruch nahmen, den Grundsatz be-
folgt, von einer Trennung der Sammlungs-
gegenstände abzusehen und die Bilder,
Skulpturen und Mobiliar einer Epoche in
einem und demselben Raum zu vereinigen,
ohne damit unbedingt das „Ambiente“ der
Zeit wiederherstellen zu wollen, ein Ver-
fahren, das zu leicht zu Fälschungen führt.
Bei der sehr verschiedenen Größe der
Räume mußte auf eine streng chronolo-
gische Anordnung der Sammlung verzich-
tet werden.
So beginnt das Museum mit einem Sette-
cento-Saal, der neben Werken Lazzarinis,
Piazzettas, Pittonis und Cignarolis das
„Wunder des Heiligen Patritius“ von Tie-
polo birgt. Es folgt der Seicentoraum mit
Werken von Liberi und Solimena und ein
dritter Saal für das Cinquecento. Zwei grö-
ßere Räume waren für die Unterbringung
der Kunstwerke des Quattrocento mit der rei-
chen Sammlung gerade paduanischer Quat-
trocentisten notwendig; das Trecento ist
mit 31 Stücken von Guariento glänzend re-
präsentiert. Für die große Altartafel von
Romanino (Madonna mit Heiligen, 1513) ist
ein eigenes achteckiges Kabinett vorgesehen.
Die Sammlung der Landschaften, die haupt-
sächlich Stücke des Settecento von Guardi,
Zais, Marco Ricci und Tempesta aufweist,
wurde in zwei Sälen untergebracht; eben-
so waren zwei Säle nötig für die Porträts,
unter denen sich neben Werken Antoneilos
da Messina und Pietro bzw. Allessandro
Longhis, zwei Hauptwerke Tizians, befin-
den. Zwei Räume für die nordischen Ge-
mälde vervollständigen die Sammlung. Un-
berührt von der Neuordnung sind geblieben
das Museo Bottacin, die graphische Samm-
lung, die modernen Bilder und das Museo
Archeologico, das das Erdgeschoß des
Baues einnimmt.
Die weiteren Aufsätze des gut ausgestat-
teten Heftes befassen sich teils mit kunst-
geschichtlichen, teils mit geschichtlichen
Problemen. Unter den ersteren sind zu nen-
nen die kurze Notiz von G. Bruzzo „Andrea
Mantegna Padovano o Vicentino?“ und eine
kostümkundliche Studie über zwei Frauen-
bildnisse des Museo Civico von Vincenzo
Crescini. Geschichtliche Themata behandeln.

Oer Cicerone, XVIII. Jahrg., Heft 13

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