Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0546
DOI Heft:
Heft 15
DOI Artikel:Térey, Gábor: Ein unbekanntes Bild des Gian Francesco de' Maineri
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0546
dachtsvoll, der Ausdruck lieblich. Zu dem ganzen Reiz trägt auch ihr ori-
gineller Kopfputz und ihr Mantel bei. Während sonst bei italienischen Ma-
donnen der Hals vollkommen frei erscheint, schlingt sich hier um den ihren
eine leuchtend blaue Draperie, die unter den Ohren geknotet, um den Kopf
geführt über die Schultern herabfällt und einen Teil des roten Mantels, unter
welchem das dunkelgrüne Gewand hervorschaut, bedeckt. Sowohl auf dem
Budapester Bilde als auch auf des Meisters Bildern in Berlin und Madrid
ist diese malerisch wirkende Draperie durch eine Agraffe zusammengehalten.
Dieses Motiv der Drapierung kommt äußerst selten vor — in ähnlicher, aber
einfacherer Form auf einem Madonnenbilde von Bramantino 1 im Museum zu
Boston (Nr. 9), das noch ganz unter dem Einflüsse von Ercole Roberti ent-
stand. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Maineri zu diesem Motiv durch
Bramantino angeregt wurde. Charakteristisch ist ferner auf dem Budapester,
wie auch oben erwähnten Bildern die Faltengebung der Draperie und des
Mantels der Madonna in starken, wulstigen Formen, die zu den sonstigen
Details in Kontrast stehen. Die harmonische Farbenzusammenstellung und
der überaus liebliche Ausdruck der Madonna tragen wesentlich zu der ange-
nehmen Gesamtwirkung des Bildes bei, welches Maineris Darstellungen mit
der heiligen Familie um ein weiteres Stück bereichert.
1 Abb. im Bulletin des Museums XI (1913).
Holzschnitt aus Meder, Quadragesinale de filio prodigo
Basel 1495
J. Halle, München. Kat. 5g, Nr. 24, 25
gineller Kopfputz und ihr Mantel bei. Während sonst bei italienischen Ma-
donnen der Hals vollkommen frei erscheint, schlingt sich hier um den ihren
eine leuchtend blaue Draperie, die unter den Ohren geknotet, um den Kopf
geführt über die Schultern herabfällt und einen Teil des roten Mantels, unter
welchem das dunkelgrüne Gewand hervorschaut, bedeckt. Sowohl auf dem
Budapester Bilde als auch auf des Meisters Bildern in Berlin und Madrid
ist diese malerisch wirkende Draperie durch eine Agraffe zusammengehalten.
Dieses Motiv der Drapierung kommt äußerst selten vor — in ähnlicher, aber
einfacherer Form auf einem Madonnenbilde von Bramantino 1 im Museum zu
Boston (Nr. 9), das noch ganz unter dem Einflüsse von Ercole Roberti ent-
stand. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Maineri zu diesem Motiv durch
Bramantino angeregt wurde. Charakteristisch ist ferner auf dem Budapester,
wie auch oben erwähnten Bildern die Faltengebung der Draperie und des
Mantels der Madonna in starken, wulstigen Formen, die zu den sonstigen
Details in Kontrast stehen. Die harmonische Farbenzusammenstellung und
der überaus liebliche Ausdruck der Madonna tragen wesentlich zu der ange-
nehmen Gesamtwirkung des Bildes bei, welches Maineris Darstellungen mit
der heiligen Familie um ein weiteres Stück bereichert.
1 Abb. im Bulletin des Museums XI (1913).
Holzschnitt aus Meder, Quadragesinale de filio prodigo
Basel 1495
J. Halle, München. Kat. 5g, Nr. 24, 25