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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 16
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0575

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RUND SCHAU

Sammlungen
FREIBURG i. Br.
Freiburg hat im Wenzinger-Haus ein
neues Museum erhalten. Das entzückende
Barockhaus am Münsterplatz mit seinem
schönen Stiegenhause und seinen intimen
Zimmern soll nunmehr die Sammlung von
Denkmälern der Malerei und der Plastik
der Zeit seit 1800 beherbergen, die bisher in
Bureaus verstreut oder magaziniert der Öf-
fentlichkeit nicht zugänglich war. Den
Grundstock bilden die Gemälde, die der
Stadt selbst gehören. Dazu kommen die Bil-
der des Münsterbauvereins und des Kunst-
vereins. Willkommene Ergänzungen bilden
zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz, die;
vorübergehend hergeliehen wurden, um
den streng lokalen Charakter des Museums
noch besonders zu unterstreichen. So ergibt
sich folgende Gliederung der Räume: im
Erdgeschoß ist bisher ein einziges Zimmer
gefüllt. Hier sind Bilder von Dominik We-
ber, Johann Grund, Johann Baptist Kir-
ner und einigen anderen badischen Künst-
lern aus der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts aufgehängt.
Es folgt der ersteSaal des Hauptgeschos-
ses, der beherrscht wird durch drei Früh-
bilder F euerbachs, der ja in Freiburg
seine Jugend verlebt hat. Die Karlsruher
Akademieprofessoren Schirmer und Ka-
noldt sind mit ein paar feinen kleinen Bil-
dern vertreten. Damit ist die allgemeine
Zeit- und Stilstufe auch der übrigen Bilder
des Raumes umschrieben. Im Mittelpunkt
des ganzen Museums steht die Lugosamm-
lung, die die beiden nächsten Säle füllt.
Auch Emil Lugo hat in Freiburg seine
Jugend verlebt. Dank reicher Schenkungen
und einiger glücklicher Ankäufe der Stadt
ist seine Kunst jetzt hier so reich vertreten,
wie in keinem anderen Museum. Hans
Thoma ist der nächste Saal gewidmet.
Zahlreiche hervorragende Leihgaben ergän-
zen die noch geringen Bestände der Stadt
hier besonders glücklich. Der letzte Raum
dieses Stockwerks endlich enthält Arbeiten
von Freiburger Künstlern wie den beiden
Roman und Dürr.
Es erübrigt sich, alle Namen der Künstler
zu nennen, die im Obergeschoß vom aus-
gehenden ig. Jahrhundert bis zur Gegen-
wart hin badische und speziell Freiburger
Kunst repräsentieren. Besonders genannt
sei nur der sonst wenig bekannte Freiburger
Karl Schuster, dem ein eigener Raum
gewidmet ist und dessen Landschaftsstu-
dien von wunderbarer Frische sind. — Was
in dem Wenzinger-Haus in der unglaublich

kurzen Zeit von sechs Wochen — solange
ist es her, daß die Stadtväter den Beschluß
gefaßt haben, das Haus den Zwecken der
Kunst zu widmen — gleichsam improvisiert
ist, kann nicht Anspruch auf endgültige
Wertung erheben. Die Bedeutung der Er-
öffnung dieses Museums liegt darin, daß
das schöne alte Bürgerhaus am Münster-
platz jetzt dauernd als Museum der neueren
Kunst die Brücke schlagen soll von den
alten Schätzen des Augustiner Museums
zur Gegenwart. Planmäßiger Ausbau dieser
Sammlungen, wie ihn Direktor Dr. Noack
verspricht, kann hier ein Museum von ganz
besonderem Reiz schaffen. Str.
Ausstellungen
ALLGEMEINE KUNSTAUSSTEL-
LUNG MÜNCHEN 1926
Zunächst einige Zahlen: 2639 Werke sind
sichtbar. Über die Hälfte stammt aus Mün-
chen. Rechnet man dazu einige tausend
Zurückweisungen, ferner die an ganz ande-
rer Stelle sichtbare Ausstellung der Jury-
freien, so wittert man etwas vom Produzen-
tenelend dieser schönen Stadt, der seltsa-
men Einstellung unserer Kultur und der
Riesenreaktion, die auf solche Überschät-
zung der Malerei einzutreten beginnt. Diese
Reaktion meint richtig, daß es vor allem auf
tadelloses Gerät und Gehäuse (Architektur)
ankomme. Während im praktischen Grund-
gefüge des Bürgers noch alles faul aussehe,
werde er überfüttert mit jenen Konfitüren
der Malerei. In der Tat sind Architektur-und
Kunstgewerbeschau, die die Tagesspeisen
tätigen Lebens anzubieten haben, hiergegen
auffallend karg aufgetischt. Etwas gewan-
delt hat sich das Verhältnis von Malerei zu
Plastik.
Vorwiegend Münchener stellen aus, vom
übrigen Deutschland nur 70 Künstler mit
etwa 170 Werken. Schweden schickte 80,
Holland 57, Frankreich gegen 50, die Schweiz
35, Ungarn etwa 30, Österreich über 20, Spa-
nien einen kleinen Saal voll enttäuschen-
der Werke. Das meiste wurde eingestreut,
so daß schwer ein geschlossenes Bild der
Nationen zu gewinnen ist, weshalb wir auf
die übliche, meist schematisch geratende
Ländercharakteristik verzichten. Die schwer-
ste Enttäuschung bleibt Spanien, da Picasso,
Gris, Togores usw. entweder nicht oder bei
Frankreich vertreten werden.
Man ging so vor, daß die Hauptgruppen
der Münchner sich einluden, wer ihnen
wichtig zu sein schien. Weder vom Kon-
struktivismus und Verwandtem, noch vom

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