Zeichnung der Körperflächen zusammenzuhalten haben. — Und nicht anders
der Gegensatz von Aquarell und Gemälde, das natürlich auch häufig aus der
bloßen Bleistiftstudie entsteht. Das Aquarell, dem fast immer das leichte
Gerüst einer Feder- oder Bleistiftzeichnung zugrunde liegt, flockig und duftig
in der farbigen Erscheinung, in munterer Eile Farbfleck an Farbfleck hin-
gesetzt. Das Gemälde von größter Strenge. Mit ganz anderer kompositio-
neller und farbiger Rechnung, meist satt und schwer in der farbigen Erschei-
nung, manchmal auch kühl und frisch, aber auch dann von kräftigen leuch-
tenden Farbflächen durchsetzt. Die Farbe durchaus Lokalfarbe, an die Kör-
per gebunden, aber trotz des Verzichts auf alle von außen herangebrachte
malerische Belebung jede einzelne Farbfläche voll Leuchtkraft und Leben,
was mit der eigentümlichen, Schicht über Schicht legenden Malweise Groß-
bergs zusammenhängt, die die Farben von innen heraus, vom Grund her, zum
Strahlen bringt. Die Himmel, auf den Zeichnungen „leer“, sind in den Bildern
innerhalb ihres azurnen Blau von milchigen, emailartig verlaufenden Wolken-
streifen und Wolkennebeln durchsetzt.
Der Bildbau der Großbergschen Bilder ist fast immer bestimmt durch eine
starke Aufschlitzung der Bildtiefe, der hemmende Unterteilungen entgegen^
wirken, die die Tiefe in Zonen zerlegen, seien es nun Häuser einer Straßen-
wand („Zandvoort“) oder die Fenster eines Fabriksaals, die Felderteilung
und ziehenden Querlinien der Landschaft. Dann wieder ist ein großer Haus-
körper übereck ins Bild gestellt („Müntplein“), so daß nicht der leere Raum,
sondern der Körper selbst das Erlebnis der Raumtiefe vermittelt. Aber auch,
wenn eine frontale Häuserwand das Bild durchbaut wie in der „Brouwers-
gracht“ und das Erlebnis mehr in der hohen Reckung dieser schmalbrüstigen
Häuser besteht, die bis hoch an den oberen Bildrand stoßen, wird die Raum-
tiefe doch geahnt in den geöffneten Schluchten schwarzer Lagerräume, in der
Gasse, die links am Bildrand ins Tiefe führt, in dem Schwinden der zwei First-
linien rechts, die ins Tiefe schneiden: auch hier ist die Wirkung keine bloß
flächenhaft-dekorative. — Wichtig ist das Bekenntnis zur Geraden; die Senk-
rechte und die Wagrechte, die Grundlinien, durchbauen das ganze Bild. Da-
her der Eindruck des Harmonischen, Geordneten, still Gefügten. Sehr wesent-
lich spricht beim Zustandekommen dieses Eindrucks mit, daß bei der Über-
setzung aus der Studie ins Bild die Körperproportionen, Raumabmessungen
und Farbausteilungen des Naturvorbildes, wie sie mit großer Treue sich in
der Studie mitteilen, ihre Maßgeblichkeit verlieren, daß allein die Notwendig-
keiten des Bildgefüges über Reckung und Drückung der Formen, Dehnung und
Engung der Räume, Ausspielen und Verhalten der Farbwerte entscheiden. —
Gerade die Farbausteilung und die Austeilung der Schwärzen in der Zeich-
nung tragen Spannung in den gestrafften und geordneten Bildorganismus.
Keine Farbe ist ins Bild geworfen, ohne daß sie Halt und Antwort, Abwand-
lung und Weiterführung fände. Wie in der Zeichnung eine gleichmäßige
Sachdeutlichkeit durch das ganze Bild durchgeht, so ist auch farbig das Bild
bis in die letzte Ecke gleichmäßig erfüllt. Und wie im plastischen Gerüst des
Bildes in das Gefüge großer Körper sich das reizvolle Auf und Ab feinfühlig
gestufter Kleinformen (Fensterfolgen, Plankenzäune, Telegraphendrähte) ein-
ordnet, so auch in das Gegeneinander der schweren und vollen Farbklänge,
der Zinnoberrots und starken Blaus usw., die ganz zarten milden Stufen der
Rosas und Zitrongelbs usf.
Wer ein Verhältnis zu dieser Kunst gewonnen hat, wird auch nach dem
Weg fragen, der zu diesen reifen und meisterlichen Schöpfungen geführt hat.
Er ist bei Großberg, trotzdem er manche Verwandlung durchläuft, merkwürdig
der Gegensatz von Aquarell und Gemälde, das natürlich auch häufig aus der
bloßen Bleistiftstudie entsteht. Das Aquarell, dem fast immer das leichte
Gerüst einer Feder- oder Bleistiftzeichnung zugrunde liegt, flockig und duftig
in der farbigen Erscheinung, in munterer Eile Farbfleck an Farbfleck hin-
gesetzt. Das Gemälde von größter Strenge. Mit ganz anderer kompositio-
neller und farbiger Rechnung, meist satt und schwer in der farbigen Erschei-
nung, manchmal auch kühl und frisch, aber auch dann von kräftigen leuch-
tenden Farbflächen durchsetzt. Die Farbe durchaus Lokalfarbe, an die Kör-
per gebunden, aber trotz des Verzichts auf alle von außen herangebrachte
malerische Belebung jede einzelne Farbfläche voll Leuchtkraft und Leben,
was mit der eigentümlichen, Schicht über Schicht legenden Malweise Groß-
bergs zusammenhängt, die die Farben von innen heraus, vom Grund her, zum
Strahlen bringt. Die Himmel, auf den Zeichnungen „leer“, sind in den Bildern
innerhalb ihres azurnen Blau von milchigen, emailartig verlaufenden Wolken-
streifen und Wolkennebeln durchsetzt.
Der Bildbau der Großbergschen Bilder ist fast immer bestimmt durch eine
starke Aufschlitzung der Bildtiefe, der hemmende Unterteilungen entgegen^
wirken, die die Tiefe in Zonen zerlegen, seien es nun Häuser einer Straßen-
wand („Zandvoort“) oder die Fenster eines Fabriksaals, die Felderteilung
und ziehenden Querlinien der Landschaft. Dann wieder ist ein großer Haus-
körper übereck ins Bild gestellt („Müntplein“), so daß nicht der leere Raum,
sondern der Körper selbst das Erlebnis der Raumtiefe vermittelt. Aber auch,
wenn eine frontale Häuserwand das Bild durchbaut wie in der „Brouwers-
gracht“ und das Erlebnis mehr in der hohen Reckung dieser schmalbrüstigen
Häuser besteht, die bis hoch an den oberen Bildrand stoßen, wird die Raum-
tiefe doch geahnt in den geöffneten Schluchten schwarzer Lagerräume, in der
Gasse, die links am Bildrand ins Tiefe führt, in dem Schwinden der zwei First-
linien rechts, die ins Tiefe schneiden: auch hier ist die Wirkung keine bloß
flächenhaft-dekorative. — Wichtig ist das Bekenntnis zur Geraden; die Senk-
rechte und die Wagrechte, die Grundlinien, durchbauen das ganze Bild. Da-
her der Eindruck des Harmonischen, Geordneten, still Gefügten. Sehr wesent-
lich spricht beim Zustandekommen dieses Eindrucks mit, daß bei der Über-
setzung aus der Studie ins Bild die Körperproportionen, Raumabmessungen
und Farbausteilungen des Naturvorbildes, wie sie mit großer Treue sich in
der Studie mitteilen, ihre Maßgeblichkeit verlieren, daß allein die Notwendig-
keiten des Bildgefüges über Reckung und Drückung der Formen, Dehnung und
Engung der Räume, Ausspielen und Verhalten der Farbwerte entscheiden. —
Gerade die Farbausteilung und die Austeilung der Schwärzen in der Zeich-
nung tragen Spannung in den gestrafften und geordneten Bildorganismus.
Keine Farbe ist ins Bild geworfen, ohne daß sie Halt und Antwort, Abwand-
lung und Weiterführung fände. Wie in der Zeichnung eine gleichmäßige
Sachdeutlichkeit durch das ganze Bild durchgeht, so ist auch farbig das Bild
bis in die letzte Ecke gleichmäßig erfüllt. Und wie im plastischen Gerüst des
Bildes in das Gefüge großer Körper sich das reizvolle Auf und Ab feinfühlig
gestufter Kleinformen (Fensterfolgen, Plankenzäune, Telegraphendrähte) ein-
ordnet, so auch in das Gegeneinander der schweren und vollen Farbklänge,
der Zinnoberrots und starken Blaus usw., die ganz zarten milden Stufen der
Rosas und Zitrongelbs usf.
Wer ein Verhältnis zu dieser Kunst gewonnen hat, wird auch nach dem
Weg fragen, der zu diesen reifen und meisterlichen Schöpfungen geführt hat.
Er ist bei Großberg, trotzdem er manche Verwandlung durchläuft, merkwürdig