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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 17
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Servaes, Franz: Der "barocke" Rembrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0594

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„Bathseba“ gestellt —- wovon doch gewiß ernstlich gar nicht die Rede sein kann —,
weil die eine Saskia, die andere aber Hendrickje zum Modell hat.
Daß Hausenstein es auch sonst für seine Aufgabe hält, Umwertungen in der
Beurteilung von Bildern vorzunehmen, wird gewiß niemanden wundernehmen. Das
gehört nun einmal zum modernen Handwerk. Und gewiß ist man ihm dankbar, wenn
er Gemälde wie „Saul und David“ (Haag), „Segen Jakobs“ (Cassel), „Barmherziger
Samariter“ (Paris) mit wunderbar beredter Eindringlichkeit zu schildern weiß und
auf ein höheres Postament rückt. Peinlich aber sind oft seine Polemiken. Mag die
„Anatomie des Dr. Tulp“ bis zu einem gewissen Grade geopfert werden — sie ist sicher
weitaus geringer als die spätere des Dr. Deyman —, aber muß auch die „Nachtwache“,
muß auch der „Bruyning“, müssen selbst die „Staalmeesters“ Ungnade erfahren
und, von den Radierungen, ausgerechnet das „Hundertgüldenblatt“ und der sog.
j7Dr.Faust“ eine Herabsetzung verdienen? Hier geht doch wohl die barocke Laune
mit dem gesunden Urteil durch und die berechtigte Subjektivität führt zu Schief-
heit und Entgleisung.
Diese „Schönheitsfehler“ berühren aber die Gesamtleistung des Hausensteinschen
Buches nicht im Kern und auch unser prinzipieller Widerspruch soll den Wert der
Arbeit nicht herabsetzen. Rembrandts Eigenart wird stets so stark bleiben, daß jedes
Zeitalter und jede Persönlichkeit ihn anders sehen dürften.


Titelholzachnitt aus Cavalca, Pungi lingua. Venedig 1494
J, Halle, München, Kat. 5o, Nr. 231
 
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